Olympische Sportstätten bis heute in Nutzung

Einer neuen Studie zufolge werden 85 Prozent aller permanenten Sportstätten der Olympischen Spiele von Athen 1896 bis PyeongChang 2018 bis heute genutzt.

Der Münchner Olympiapark der Spiele von 1972 ist ein leuchtendes Beispiel für eine erfolgreiche Nachnutzung olympischer Sportstätten. Vom 11. bis 21. August 2022 finden hier die European Championchips statt. Foto: picture-alliance
Der Münchner Olympiapark der Spiele von 1972 ist ein leuchtendes Beispiel für eine erfolgreiche Nachnutzung olympischer Sportstätten. Vom 11. bis 21. August 2022 finden hier die European Championchips statt. Foto: picture-alliance

92 Prozent aller permanenten Sportstätten, die im 21. Jahrhundert bei Olympischen Spielen genutzt worden sind, und 85 Prozent aller permanenten Sportstätten der Olympischen Spiele von Athen 1896 bis PyeongChang 2018 sind bis heute in Betrieb. Dies ist das Ergebnis einer einzigartigen Studie, die das Internationale Olympische Komitee (IOC) am Schlusstag der 139. IOC-Session vorgestellt hat.

Die Studie ist die erste offizielle Bestandsaufnahme zur Nutzung von 817 permanenten und 106 temporären olympischen Sportstätten bei 51 Ausgaben der Olympischen Spiele. Die Studie trägt den englischen Titel „Over 125 years of Olympic venues: post-Games use“ (Über 125 Jahre olympische Sportstätten: Nutzung nach den Spielen). Sie basiert auf Daten, die die Eigentümer oder Betreiber der Sportstätten, die Städte oder Regionen und die Nationalen Olympischen Komitees (NOKs) im Rahmen einer umfangreichen Konsultation bereitgestellt haben. Die Daten wurden von KPMG nach dem Prüfstandard ISAE 3000 unabhängig zertifiziert.

„Diese Studie zeigt das große Vermächtnis, das die Olympischen Spiele in den Austragungsorten und -regionen hinterlassen“, sagte Christophe Dubi, IOC-Exekutivdirektor für die Olympischen Spiele. „Wir sind sehr erfreut, dass die überwältigende Mehrheit der olympischen Sportstätten weiterhin für Wettkämpfe und Training für Top-Athleten und Breitensportler zur Verfügung steht und so zur Gesundheit der Bevölkerung und zum sozialen Zusammenhalt beiträgt. Nachhaltigkeit und das Vermächtnis von Olympischen Spielen sind für das IOC extrem bedeutsam. Deshalb sind die Lehren aus der Vergangenheit wichtiger denn je. Durch diese Untersuchung wollten wir besser verstehen, wie wahrscheinlich die weitere Nutzung von permanenten olympischen Sportstätten ist. So können wir sicherstellen, dass künftige Olympische Spiele ein noch nachhaltigeres Vermächtnis für ihre Gastgeber bringen werden und zur noch nachhaltigeren Entwicklung von Olympia-Gastgebern beitragen.“

Von den 32 permanenten Sportstätten der Olympischen Spiele Athen 2004 werden beispielsweise 75 Prozent weiterhin genutzt. Dieser Prozentsatz steigt auf 83 für Sapporo 1972 (von 12 permanenten Sportstätten), 93 für Rio 2016 (von 28 permanenten Sportstätten), 94 für Barcelona 1992 (von 35 permanenten Sportstätten) und 100 für Vancouver 2010 und Salt Lake City 2002 (beide jeweils 12 permanente Sportstätten).

Weitere Ergebnisse des Berichts sind:

  • Der prozentuale Anteil der neuen (d. h. für die Spiele gebauten) und der bestehenden (d. h. zum Zeitpunkt der Auswahl der Austragungsstadt/der Austragungsregion bereits vorhandenen) permanenten Sportstätten, die bis heute genutzt werden, ist ähnlich hoch (87 bzw. 83 Prozent).
  • 87 Prozent der komplexen Austragungsstätten wie Stadien, Olympische Dörfer, Schwimmbäder, Velodrome, Skisprungschanzen, Bob- und Rodelbahnen sowie Eishockey-Arenen werden noch immer genutzt.
  • Der Anteil der temporären Sportstätten hat sich im Laufe der Zeit verändert. Waren es 16 Prozent Anfang des 20. Jahrhunderts, sank die Zahl auf neun Prozent zur Mitte des 20. Jahrhunderts, sieben Prozent Ende des 20. Jahrhunderts und stieg im 21. Jahrhundert wieder auf 14 Prozent.

Von den 15 Prozent der nicht mehr genutzten permanenten Sportstätten wurden die meisten zurückgebaut oder aus verschiedenen Gründen abgerissen: Einige erreichten das Ende ihrer Lebensdauer, andere wurden während eines Krieges oder bei Unfällen zerstört, wieder andere machten neuen Stadtentwicklungsprojekten Platz. Nur 35 permanente Sportstätten – oder 4 Prozent aller 817 permanenten Sportstätten – sind geschlossen, inaktiv oder wurden aufgegeben.

Der Bericht liefert nicht nur Daten über die Nutzung der olympischen Sportstätten nach den Spielen, sondern auch eine Reihe anderer Erkenntnisse. Dazu gehört die Tatsache, dass olympische Sportstätten langfristig mehr Nutzen bringen, wenn sie für mehrere Zwecke genutzt werden können: Sportveranstaltungen, aber auch für Nicht-Sportveranstaltungen wie Konzerte und Festivals.

Im Einklang mit seinen Reformprogrammen, der Olympischen Agenda 2020 und der Olympischen Agenda 2020+5, hat das IOC in den vergangenen Jahren seinen Ansatz für die Organisation der Spiele verändert. So sollen die Spiele für Olympia-Gastgeber noch nachhaltiger werden.

Das IOC verlangt nun von den Olympia-Organisatoren, bestehende und temporäre Sportstätten optimal zu nutzen und neue nur dann zu bauen, wenn ein langfristiger Bedarf nachgewiesen werden kann. Neue Materialien und Technologien ermöglichen darüber hinaus den verstärkten Einsatz von temporären Einrichtungen, wodurch beispielsweise die Emissionen beim Bau reduziert werden können.

„Olympia-Gastgeber haben jetzt mehr Flexibilität, um die Spiele so zu gestalten, dass sie den langfristigen Entwicklungsplänen einer Stadt oder Region entsprechen“, sagte Marie Sallois, IOC-Direktorin für Unternehmensentwicklung und Nachhaltigkeit. „Heute sind es die Spiele, die sich an ihren Gastgeber anpassen – und nicht umgekehrt.“

Die kommenden Ausgaben der Spiele, Paris 2024 und Mailand Cortina 2026, haben ihre geplanten Bauvorhaben reduziert, so dass neue Austragungsorte nur fünf bzw. sieben Prozent der genutzten Sportstätten ausmachen werden. Und Los Angeles, das über eine Fülle von Weltklasse-Sportstätten verfügt, wird die Olympischen Spiele 2028 ohne den Bau einer einzigen neuen permanenten Sportstätte ausrichten.

Mehr Informationen finden Sie hier.

(Quelle: IOC)


  • Der Münchner Olympiapark der Spiele von 1972 ist ein leuchtendes Beispiel für eine erfolgreiche Nachnutzung olympischer Sportstätten. Vom 11. bis 21. August 2022 finden hier die European Championchips statt. Foto: picture-alliance
    Der Münchner Olympiapark der Spiele von 1972 ist ein leuchtendes Beispiel für eine erfolgreiche Nachnutzung olympischer Sportstätten. Vom 11. bis 21. August 2022 finden hier die European Championchips statt. Foto: picture-alliance