Achter holt erstes Olympiagold seit 24 Jahren

Der Deutschland-Achter hat seine unglaubliche Erfolgsserie mit dem ersten Olympiasieg seit 24 Jahren gekrönt.

In einem spannenden Finalrennen verwies der Deutschland-Achter die Konkurrenz aus Kanada und Großbritannien auf die Plätze zwei und drei. Foto: picture-alliance
In einem spannenden Finalrennen verwies der Deutschland-Achter die Konkurrenz aus Kanada und Großbritannien auf die Plätze zwei und drei. Foto: picture-alliance

DOSB-Präsident Thomas Bach erlebte die Goldmedaille des deutschen Ruder-Achters am Mittwoch persönlich mit. "Das war großartig. Es war eine grandiose Leistung, die weltweit Anerkennung findet", lobte Bach. Nach den zwei medaillenlosen Tagen zum Auftakt habe sich das deutsche Olympia-Team nicht nervös machen lassen. "Wir hatten Vertrauen in unser Team. Bei einer vernünftigen Betrachtung weiß man, dass sich bei Olympischen Spielen nicht alle Medaillenchancen realisieren lassen", sagte Bach.

Das Flaggschiff des Deutschen Ruderverbandes (DRV) setzte sich vor 25.000 enthusiastischen Zuschauern auf dem Dorney Lake in einem packenden Rennen vor Kanada und Gastgeber Großbritannien durch. Völlig ausgepumpt schafften es die deutschen Ruderer so gerade noch, die Arme zum Jubeln hochzureißen. Für das seit vier Jahren in 36 Rennen ungeschlagene deutsche Paradeboot war es der vierte Olympiasieg nach 1960, 1968 und 1988. Zweimal gewann ein Achter der DDR: 1976 und 1980.

Die Medaillenspur hatte Minuten zuvor der Frauen-Doppelvierer gelegt. Das Weltmeisterboot mit Julia Richter (Berlin), Carina Bär (Heilbronn), Annekatrin Thiele (Leipzig) und Britta Oppelt (Berlin) holte mit einer Länge Rückstand auf die favorisierte Ukraine Silber.

Nervenstark, technisch überragend, taktisch clever - der ruhmreiche Deutschland-Achter warf seine bekannten Stärken in das Finale auf der 2000-m-Strecke und wurde seinem Ruf als nationales Erfolgssymbol nach drei WM-Titeln in Serie auch auf olympischem Gewässer gerecht.

Die Crew um Schlagmann Kristof Wilke (Radolfzell) ließ sich auch von der beeindruckenden Kulisse und den zunächst bärenstarken Briten nicht aus der Ruhe bringen. Nach einem schnellen Start kontrollierte die Mannschaft von Erfolgstrainer Ralf Holtmeyer vor den Augen der britischen Prinzen William und Harry zunächst die Konkurrenz von der Spitze aus, doch die Briten ließen sich nicht abschütteln. Am Ende hatte Großbritannien aber sein Pulver verschossen, der deutsche Achter zog bei 1500 m davon und hatte im Ziel eine halbe Länge Vorsprung auf Peking-Olympiasieger Kanada. Für Holtmeyer war es ein besonderer Triumph: Der 56-Jährige war bereits 1988 in Seoul Trainer des Gold-Achters gewesen.

Nach dem Untergang von Peking 2008, als der Deutschland-Achter nach internen Streitigkeiten und kurzfristigen Umbesetzungen Letzter wurde, übernahm Holtmeyer wieder das Kommando - und die Siegesserie mit drei WM-Titeln begann. Aus dem Peking-Achter saß neben Wilke noch Florian Mennigen (Ratzeburg) bei der Goldfahrt am Mittwoch mit im Boot.

Ex-Weltmeister Marcel Hacker hat derweil sein olympisches Halbfinal-Trauma besiegt und steht nach Platz drei im Halbfinale hinter dem neuseeländischen Weltmeister Mahe Drysdale und dem Schweden Lassi Karonen im Finale. "Darauf bin ich stolz. Ich habe dafür hart gearbeitet. Von Platz eins bis sechs ist alles drin", sagte Hacker, der nach der Zielankunft ein paar Freudentränen verdrückte. Hacker, der bei seinem Olympia-Debüt 2000 in Sydney Bronze gewonnen hatte, hatte 2004 in Athen und 2008 in Peking den Einzug ins A-Finale verpasst.

Der Deutschland-Achter aus Sicht des Steuermanns

Steuermann Martin Sauer (Berlin) stellt die acht starken Männer vor:

Filip Adamski (29 Jahre, 1,89 m, 88 kg): "Er verfügt über die größte Wettkampferfahrung. Er hat es schwer gehabt, wieder in den Achter zu kommen. Er hängt sich unglaublich rein und erreicht die Leute sehr gut."

Andreas Kuffner (25 Jahre, 1,96 m, 92 kg): "Im Verhältnis zu seinem Körpergewicht ist er der stärkste Athlet. Er besitzt ein fröhliches Gemüt. Er geht die Sachen immer positiv an."

Eric Johannesen (24 Jahre, 1,93 m, 96 kg): "Er kann unglaublich viel Gewicht stemmen. Er ist Perfektionist, das betrifft alles in seinem Leben. Er ist fleißig und hat sich enorm verbessert. Im Zweier ist er der Beste."

Maximilian Reinelt (23 Jahre, 1,94 m, 94 kg): "Er ist der absolut Stärkste auf dem Ergometer. Er hat eine sehr gute Ausdauer und besitzt ein gutes Durchsetzungsvermögen. Er ist unglaublich stark im Wettkampf."

Richard Schmidt (25 Jahre, 1,91, 96 kg): "Er gehört vom Gesamtpaket zu den stärksten Athleten, sehr teamfähig. Alles, was er macht, stellt er in den Dienst der Mannschaft. Für jedes Team ist so ein Typ unverzichtbar."

Lukas Müller (25 Jahre, 2,08 m, 101 kg): "Für seine Größe besitzt er ein unglaublich gutes Gefühl. Die Kräfte, die er zur Verfügung hat, nutzt er sehr gut. Er ist kein Mann vieler Worte. Wenn er etwas sagt, hören aber alle zu."

Florian Mennigen (30 Jahre, 1,94 m, 93 kg): "Ihn zeichnet eine gewisse Ruhe aus. Er handelt sehr überlegt und hat einen ausgeglichenen Charakter. Ein starker Athlet, der den Kopf gut einsetzt."

Kristof Wilke (27 Jahre, 1,90 m, 91 kg): "Er ist seit 2011 unser Schlagmann und ein koordinativ sehr starker Sportler. Er hat einen Rhythmus, den die anderen gerne annehmen. Er ist sehr kritisch mit sich selber und arbeitet jeden Tag hart für seine Ziele."

(Quelle: SID)


  • In einem spannenden Finalrennen verwies der Deutschland-Achter die Konkurrenz aus Kanada und Großbritannien auf die Plätze zwei und drei. Foto: picture-alliance
    In einem spannenden Finalrennen verwies der Deutschland-Achter die Konkurrenz aus Kanada und Großbritannien auf die Plätze zwei und drei. Foto: picture-alliance
  • DOSB-Mitarbeiter in Frankfurt bejubeln den Olympia-Sieg des deutschen Flaggschiffs in ihrem "DOSB-Olympiastudio". Foto: DOSB
    DOSB-Mitarbeiter in Frankfurt bejubeln den Olympia-Sieg des deutschen Flaggschiffs in ihrem "DOSB-Olympiastudio". Foto: DOSB