Afghanische Fussballfans schwärmen jetzt für den VfB Stuttgart

Entwicklungshilfe aus Stuttgart - Championsleague auch in Kabul zu empfangen

Foto: Obermann
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Entwicklungshilfe aus Stuttgart - Spiele der Champions League via Satellit in Kabul zu empfangen

Bis vor einem Jahr hatten die afghanischen Fussballfans nur etwas vom FC Bayern München gehört. Doch seit der Übergabe einer großen Materialspende des VfB Stuttgart an den Fußballverband von Afghanistan sind auch die Schwaben in Afghanistan zu einer festen Nummer geworden. Gleich zwei Nationalmannschaften konnten ausgestattet werden: die U-17 und die U-23. Stolz nahmen die jeweils 22 Spieler die Trikots und Trainingsanzüge des VfB entgegen. Die Spende kam vor allem für die U-17 zum richtigen Zeitpunkt, spielt doch diese Mannschaft Anfang Dezember in Indien gegen die Gastgeber und Nepal um die Qualifikation zur Asienmeisterschaft. Möglich gemacht hatte die Spende der Präsident des VfB Stuttgart, Erwin Staudt, der spontan der Bitte des in Afghanistan tätigen Experten Holger Obermann

entsprach und die Kisten über das NOK für Deutschland auf den langen Weg nach Kabul schickte.

 

Obermann verbindet schon beruflich eine enge Beziehung zu Stuttgart und damit an den VfB, lebte er doch während seiner TV-Tätigkeit für den damaligen Süddeutschen Rundfunk (heute SWR) fünf Jahre in der schwäbischen Metropole. Die freundschaftlichen Beziehungen zahlten sich jetzt aus. Was die Popularität des VfB Stuttgart in Afghanistan vor allem ausmacht, sind die Liveübertragungen der European Champions League, die über Satellit auch in Kabul zu empfangen sind. So sahen die afghanischen Fußballfans auch den starken Auftritt des VfB gegen Manchester United und sind besonders stolz, dass nun zwei einheimische Nationalmannschaften im VfB-Look zu sehen sind. Auch Bayer Leverkusen hat auf das SOS des Experten aus Afghanistan reagiert, und zwar über Obermanns Kontakte zu Teamchef Rudi Völler. Die Originalspielkleidung von Bayer Leverkusen wird in Kürze dem neuen Meister der 1. afghanischen Liga überreicht. "Neben dieser materiellen Hilfe geht es mir darum, unsere deutschen Bundesklubs auch in Afghanistan einer breiten Öffentlichkeit gegenüber bekannt zu machen!" sagte Obermann. Das Fernsehen und die Zeitungen berichten stets in großer Aufmachung über solche Aktionen. Für die Nationalmannschaft konnte das deutsche Expertenteam , das seit Juni in Afghanistan arbeitet und dem noch der ehemalige afghanische Nationalspieler Ali Askar Lali angehört, die Firma Adidas als Sponsor für eine komplette Ausstattung der A-Nationalmannschaft gewinnen, die Ende des Monats zwei WM-

Qualifikationsspiele gegen Turkmenistan austragen muss. "Langjährige Freundschaften zahlen sich eben aus!" sagen die Experten, die in den letzten Monaten mit Mercedes, Transinvest und Siemens weitere namhafte deutsche Unternehmen als Sponsoren gewinnen konnten. "Doch auch dem DFB sei gedankt " sagen die Fußball-Lehrer "Rund 200 kg ausgemusterte, aber noch immer vollwertige DFB-Spielkleidung ging in den letzten Monaten in Richtung Kabul und vor allem die Jugend profitiert davon !" Schließlich machte auch die großzügige 1.000-Ballspende der Sepp Herberger-Stiftung in Afghanistan Schlagzeilen. Sie werden auch in alle Provinzen weitergeleitet, soweit dort bereits ein Spielbetrieb aufgenommen werden konnte.

 

 

 

 

Der afghanische Nachwuchs vor erster Bewährungsprobe

 

Die U-17 Jugendnationalmannschaft rüstet unter der Leitung des deutschen Fußballexperten Ali Askar Lali zur ersten Bewährungsprobe. Sie reist nach Kalkutta, um dort in den Begegnungen mit Gastgeber Indien und Nepal die Qualifikation zur Asienmeisterschaft im nächsten Jahr zu erreichen. Allerdings sind die

Bedingungen einer intensiven Vorbereitung nicht gerade ideal. Die Mehrzahl der Jungen kommt von den Schulen, wurde aber auch beim Straßenfußball entdeckt. Ernährungsdefizite und chronische Verletzungen sind ein Handicap, ein anderes die Unerfahrenheit der jungen Mannschaft in internationalen Spielen.

Dennoch sieht Ali Askar Lali, der zusammen mit Holger Obermann seit Juni dieses Jahres in Afghanistan ein sechs-monatiges Kurzzeitprojekt leitet, eine Chance, zumindest nicht unterzugehen. "Das Durchsetzungsvermögen und die Kampfkraft der Spieler ist außergewöhnlich, und motivieren muss ich

keinen der jungen Leute !" sagt Lali, vor 20 Jahren selbst afghanischer Nationalspieler, ehe er mit der gesamten Nationalmannschaft seines Landes nach Deutschland emigrierte.


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