Afghanistan feierte die Rückkehr in den internationalen Fussball

Erstes Heimspiel seit 24 Jahren auf FIFA-Ebene – 20.000 kamen trotz Drohung vor Anschlägen

Erstes Heimspiel seit 24 Jahren auf FIFA-Ebene – 20.000 kamen trotz Drohung vor Anschlägen

Die Lage im Großraum Kabul war äußerst brisant an diesem Sonntag, als Afghanistans neu etablierte Fußball-Nationalmannschaft im Ghazi-Stadion vor 20.000 Zuschauern das Rückspiel um die WM-Qualifikation gegen Turkmenistan austrug. Noch am Morgen waren Anschläge vor allem auf ausländische Einrichtungen über Radio und Fernsehen bekannt gegeben worden, eine Nacht vorher hatte es bereits einen Bombenanschlag auf das Intercontinental-Hotel vor den Toren der afghanischen Hauptstadt gegeben, bei dem es aber lediglich großen Sachschaden gab.

 

Befürchtet wurden auch Ressentiments der afghanischen Zuschauer gegenüber den Gästen aus dem modern entwickelten Nachbarland Turkmenistan, nachdem bekannt geworden war, dass man Afghanistans Nationalmannschaft vor dem Hinspiel in einem uralten Bus von der Landesgrenze abgeholt und dieser fast 30 Stunden benötigt hatte, bis er - ungeheizt und mit Löchern im Boden - die turkmenische Hauptstadt erreichte. Und es war noch schlimmer gekommen. Weil im angegebenen Hotel keine Buchungen vom turkmenischen Verband vorgenommen worden waren, schliefen die Spieler 6 Stunden auf dem Boden in der Eingangshalle. Das Ergebnis von 11:O war so gegen eine völlig übermüdete afghanische Mannschaft, die zudem noch in der zweiten Hälfte aufgrund einer Roten Karte mit nur zehn Mann auskommen musste, kaum als Wunder anzusehen.

 

Doch die afghanischen Zuschauer verhielten sich beim Rückspiel in Kabul fair, zumal sie eine sehr gut beginnende Mannschaft sahen, die bereits in der ersten Hälfte einige große Chancen zur Führung besaß, dann aber in der zweiten Hälfte doch Fitness-Defizite aufwies. Allerdings gewann Turkmenistan das Spiel erst in den letzten 1O Minuten mit 2:0.

 

Kabuls Buergermeister Anwar Jekdalek , Schirmherr der Veranstaltung und auch NOK-Präsident, war dennoch zufrieden, zumal auch die Zusammenarbeit mit Armee, Polizei und der Internationalen Ausländischen Schutztruppe hervorragend geklappt hatte. Beim abendlichen Bankett sprach er die Hoffnung aus, dass jetzt sehr schnell weitere internationale Begegnungen folgen müssten, um den gerade hergestellten Anschluss nicht gleich wieder zu verlieren.

 

Jekdalek, der die Arbeit des deutschen Fußballprojektes vom ersten Tag an mit großem Interesse verfolgt hatte, ließ auch Grüße an die beiden Projektträger, das NOK für Deutschland und den Deutschen Fußball-Bund ausrichten, ohne deren Unterstützung die Pionierarbeit der letzten 6 Monate nicht möglich gewesen wäre. Der Traum, einmal an einer Fussball-Weltmeisterschaft teilzunehmen, bleibt. Ahmad Khesraw Ahmadi, den sie ob seiner eleganten Spielweise in Afghanistan auch Beckham nennen, sagte: " Wir wissen, dass dieses vorerst nur ein Traum sein wird, doch auch Träume können schön sein !"