Afghanistan: Fußballprojekt unter schweren Bedingungen

DOSB-Auslandsexperte Ali Askar Lali, Ende Juli von einem dreimonatigen Fußballprojekt aus Afghanistan zurückgekehrt, berichtet vom steinigen Weg des Aufbaus dort – auch im Fußball.

Der Kampf ums runde Leder begeistert auch afghanische Kinder.
Der Kampf ums runde Leder begeistert auch afghanische Kinder.

Nach dem Fußball-Langzeitprojekt des DOSB von 2003 – 2007 ist der gebürtige Afghane Lali weiter regelmäßig für die Unterstützung des afghanischen Fußballs aktiv.

Finanziert aus Mitteln des Afghanistan-Stabilitätspakts des Auswärtigen Amtes führte Lali diesmal in drei Landesteilen Trainerfortbildungen für Männer und Frauen durch. Die Absolventinnen und Absolventen erlangten so die D-Lizenz des afghanischen Verbandes, die sie zur Teilnahme an Fortbildungen des Verbandes und der Asiatischen Fußball-Konföderation (AFC) berechtigt.

Neben diesem Schwerpunkt hat Lali sich auch besonders um die Gewinnung verschiedener deutscher Akteure vor Ort für den Fußball bemüht. So führte er Gespräche mit Vertretern der Bundeswehr-Mission in Mazar-e-Sharif, mit einer deutschen Einheit von Polizeiausbildern und mit dem deutschen „Provincial Reconstruction Team“, die jeweils Unterstützung zusagten. Die Bundeswehr unterstützt den Fußball in Afghanistan bereits, während des Kurzzeitprojekts wurde eine Spende von Trikots, Torwartausrüstung und Bällen an den örtlichen Fußballverband übergeben. Auch das Projekt von Auswärtigem Amt, DOSB und DFB leistete eine Materialspende, die vom stellvertretenden Deutschen Botschafter, Dr. Thomas Zahneisen, an den afghanischen Verband und Nachwuchsspieler übergeben wurde. Insgesamt stößt der Fußball auf großes Interesse der Menschen in Afghanistan, wie Lali seit Jahren beobachtet.

Bei all diesen erfreulichen Entwicklungen müssen aber auch die gewaltigen Probleme erwähnt werden, die den Erfolg des afghanischen Fußballs nach wie vor hemmen. Die weiterhin schwierige Sicherheitslage im Land ist selbstredend auch für den Fußball ein Problem. Lali berichtet, dass zwar die kriegerischen Kampfhandlungen im Land zurückgingen, dafür aber regelmäßig heftige Anschläge verübt würden. So verzögerte etwa ein schweres Attentat in der Provinz Takhar den Beginn einer Fortbildungsmaßnahme, die schließlich aus Sicherheitsgründen in einer anderen Provinz abgehalten werden musste.

Darüber hinaus ist auch die Entwicklung des Frauenfußballs in Afghanistan vor neue, gravierende Probleme gestellt. 2010 hat Lali bereits die afghanische Frauen-Nationalmannschaft zum Turnier „Discover Football“ nach Berlin begleitet, ein bemerkenswertes Projekt und eine tolle Erfahrung für die Spielerinnen. Zu Discover Football 2011, das parallel zur Frauen-WM in Deutschland erneut in Berlin stattfand, war die Mannschaft wieder eingeladen. Allerdings wurde die Teilnahme durch den afghanischen Verband abgesagt, da Fluchtgefahr einzelner Spielerinnen bestünde. Kurz nach Ende des DOSB-Projekts reiste die afghanische Frauenmannschaft zu einem anderen Anlass nach Norwegen. Die Befürchtungen haben sich bestätigt, da in Norwegen vier Spielerinnen untergetaucht sind. Dies wiegt nicht nur sportlich schwer, da drei der jungen Frauen neben ihrer Tätigkeit als Spielerinnen auch organisatorisch für die Frauenfußball-Abteilung des Verbandes zuständig waren. Die Lage bleibt also schwierig, grade der Frauenfußball in Afghanistan wird weitere Unterstützung brauchen, um wieder Fortschritte zu machen.


  • Der Kampf ums runde Leder begeistert auch afghanische Kinder.
    Der Kampf ums runde Leder begeistert auch afghanische Kinder.
  • Aufmerksame Zuhörer im theortischen Unterricht
    Aufmerksame Zuhörer im theortischen Unterricht
  • Trikot-Präsentation
    Trikot-Präsentation
  • Letzte Anweisungen vor der neuen Übungseinheit (Alle Fotos: DOSB/Lali)
    Letzte Anweisungen vor der neuen Übungseinheit (Alle Fotos: DOSB/Lali)