Aktuelles Corona-Update

Prof. Bernd Wolfarth, Mannschaftsarzt des DOSB, gibt hier in regelmäßigen Aktualisierungen eine Einschätzung in Bezug auf die Coronavirus Epidemie. (Stand: 13.3.2020)

Die Maßnahmen gegen den Coronavirus beeinflussen auch immer stärker den Sport: Nationale und internationale Partien im Fußball wurden in den vergangenen Tagen vor leeren Rängen ausgetragen.
Die Maßnahmen gegen den Coronavirus beeinflussen auch immer stärker den Sport: Nationale und internationale Partien im Fußball wurden in den vergangenen Tagen vor leeren Rängen ausgetragen.

Die Ausbreitung der Coronavirusinfektionen hat sich in der Zwischenzeit massiv verändert und eskaliert auch in Deutschland. Stand gestern gab es in Deutschland mehr als 2.000 Infizierte und aktuell den 6. Todesfall. Während in Ländern wie China und Südkorea die Ausbreitung sich nach offiziellen Zahlen etwas verlangsamt, ist die Dynamik der Ausbreitung in Europa massiv gestiegen, und viele Staaten zeigen eigenständige Infektionsketten. Aktuell gibt es in folgenden Ländern Infektionszahlen > 1.000 Fälle (Stand 13.03.2020, WHO):

  • China mit insgesamt ca. 80.981 Fällen
  • Italien mit insgesamt ca. 12.462 Fällen
  • Iran mit insgesamt ca. 10.000 Fällen
  • Südkorea mit insgesamt ca. 7.983 Fällen
  • Frankreich mit insgesamt ca. 2.284 Fällen
  • Spanien mit insgesamt ca. 2.277 Fällen
  • Deutschland mit insgesamt ca. 2.078 Fällen
  • USA mit insgesamt ca. 1663 Fällen

Es ist zu beachten, dass bestimmte Länder so erstaunlich niedrige Zahlen melden, dass diese nahezu unglaubhaft sind. Beispielsweise ist Russland umzingelt von Ländern mit sehr hohen Zahlen, gibt selbst aber nur 28 Infektionen und keine Todesfälle an. Die Zahlen in den USA sind ebenfalls massiv zu niedrig, was mit der dortigen Teststrategie zusammenhängt. Dort wird nur getestet, wer eine Pneumonie und eine Reiseanamnese hat. Der relativ hohe Prozentsatz an Todesfällen spricht in diesen Ländern für eine massive Untererfassung der Infektionen.

Besonders besorgniserregend ist dabei die Situation in Italien mit sehr vielen Todesfällen und einem vollständig überlasteten Gesundheitssystem. Zusätzlich nehmen aber auch die Zahlen der Infektionen in Deutschland sehr schnell zu. Aktuell sind im Vergleich zur Vorwoche mehr als 1.000 neue Fälle hinzugekommen mit Schwerpunkten immer noch in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg, in diesen 3 Bundesländern gab es auch die ersten Todesfälle. Unabhängig davon sind aber zwischenzeitlich in allen Bundesländern positive Fälle gemeldet.

Diese Situationen ändern sich insgesamt sehr schnell. Zwischenzeitlich wurden auch in Deutschland zahlreiche Großveranstaltungen (ITB, Hannover Messe etc.) abgesagt bzw. langfristig verschoben. Die meisten Sportgroßveranstaltungen werden entweder gestrichen (Eishockeyliga, zahlreiche Skiveranstaltungen) oder das Publikum wird konsequent ausgeschlossen (z.B. Fußball, Handball etc.), um eine Ausbreitung über größere Zuschauerkollektive zu vermeiden. Erste Absagen von Sport-Veranstaltungen in Deutschland mit insbesondere höheren Anteilen von ausländischen Athlet*innen gibt es zwischenzeitlich ebenfalls. Allgemein werden aktuell in Deutschland Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmenden / Zuschauer*innen abgesagt. Wie sich die Vorgaben der Gesundheitsämter zu den kleineren Sportveranstaltungen oder auch zu Trainingsmaßnahmen in Vereinen in den kommenden Tagen entwickeln, ist schwer vorherzusagen, unabhängig davon ist den Vorgaben der Gesundheitsbehörden aber uneingeschränkt Folge zu leisten.

Empfehlungen

Wie bereits in den Vorbewertungen dargestellt, raten wir weiterhin von Reisen konsequent ab. Insgesamt sollte jede Reise im Einzelfall hinterfragt werden. Dies gilt wegen der individuellen gesundheitlichen Gefahren und darüber hinaus auch wegen der zu erwartenden unklaren Rückreiseoptionen bzw. Quarantänerisiken.

Hierzu einige Erklärungen:

  • Viele Regierungen, auch aus weniger betroffenen Regionen, haben eingreifende Maßnahmen umgesetzt, die die Reisefreiheit der Bevölkerung (nicht nur der einheimischen) aufhebt. Es können jederzeit weitere Gebiete mit Reiseeinschränkungen hinzukommen. Welche dies sein könnten, ist nicht absehbar. Hinzu kommt, dass zahllose Fluglinien ihre Verbindungen in Risikogebiete eingestellt haben. Es ist durchaus möglich, dass eine Reise in eine Risikogebiet noch organisiert werden könnte, dort aber Quarantäne droht oder die Ausreise blockiert wird, sei es durch Auflagen der Regierungen oder durch das schlichte Fehlen von Flugkapazitäten.
  • Reisende aus Risikogebieten müssen damit rechnen, in den Zielländern in Quarantäne genommen zu werden. Deutschland gilt in der Zwischenzeit auch als ein Risikoland z.B. in Israel, dort erwartet Reisende aus Deutschland eine 14-tägige Quarantäne. USA hat ein komplettes Einreiseverbot für alle Europäer erlassen. Mehrere Länder, darunter auch Deutschland, setzten solche Maßnahmen für Menschen um, die aus Risikogebieten zurückkehren. Auch dadurch ist mit erheblichen Einschränkungen der persönlichen Freiheit und damit auch der Trainingsmöglichkeiten im Bereich des Sports zu rechnen.

Vermehrt bekommen wir Anfragen, wie mit rückkehrenden Athlet*innen aus Risikogebieten umzugehen ist. Hierzu hat das RKI eine erneut (Stand 12.03.2020) aktualisierte Information für die Maßnahmen im Verdachtsfall veröffentlicht, welche wir wieder dieser Infomail anfügen (s. Anlage).

Aktuell sollte prinzipiell nur getestet werden, wenn Kontakt mit nachweislich Erkrankten plus Symptome (allg. Infektzeichen, insbesondere akute respiratorische Symptomatik) gegeben sind. Eine zweite zu berücksichtigende Konstellation sind Rückkehrende aus Risikogebieten, welche Symptome (allg. Infektzeichen, insbesondere akute respiratorische Symptomatik) aufweisen. Zwischenzeitlich ist ganz Italien und seit gestern auch Teile Frankreichs als Risikogebiet ausgewiesen. Innerhalb Deutschlands gilt der Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen als Risikogebiet. Welche weiteren Regionen, unter dem Aspekt betrachtet, als Risikogebiet zu zählen sind, kann tagesaktuell  auf der RKI – Homepage nachgelesen werden: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Risikogebiete.html   

  • Für Organisationen, die Wettkämpfe ausrichten und Gäste aus Risikogebieten erwarten, empfehlen wir, frühzeitig (!!) mit dem zuständigen Gesundheitsamt Kontakt aufzunehmen.
    • Diese Kontaktaufnahme sollte im Vorfeld der Anreise der Teilnehmer geschehen. Zuständig ist das Gesundheitsamt des Landkreises, in dem die Veranstaltung stattfindet. Über diesen Link können Sie das zuständige Gesundheitsamt ermitteln. https://tools.rki.de/PLZTool/
    • Gegebenenfalls wird über das Gesundheitsamt eine Quarantänemaßnahme und / oder eine Testung veranlasst. Solchen Vorgaben ist dann verpflichtend Folge zu leisten.
    • Als Grundregel kann gelten, dass Veranstaltungen im lokalen Rahmen noch eher möglich sind als nationale oder internationale Wettkämpfe.
    • Zudem ist das Zuschaueraufkommen zu berücksichtigen. Aktuell wird zum Ausschluss von Zuschauern geraten bzw. entscheiden die Gesundheitsämter in der Regel dahingehend, dass überhaupt nur noch der Durchführung von Veranstaltungen ohne Zuschauer zugestimmt wird.
  • Für Organisationen, die ihre eigenen Athlet*innen aus einem der Risikogebiete zurück erwarten, empfehlen wir eine häusliche Quarantäne für 14 Tage. Dies erscheint erforderlich, weil auch noch nicht symptomatische Patienten die Erreger hoch effektiv übertragen können. Die Übertragungsrate bei dieser Erkrankung ist sehr hoch! Wenn solche Athlet*innen oder auch Athlet*innen, die aus angrenzenden Regionen kommen, auch nur unspezifisch (leichte Infektzeichen etc.) symptomatisch werden, ist eine umgehende Vorstellung bei einem Arzt mit infektiologischer Erfahrung unter Hinweis auf die Reiseanamnese angezeigt. Dieser kann dann durch gezieltes Nachfragen eine Eingrenzung der Risikokonstellation vornehmen. Eine telefonische Kontaktaufnahme mit dem Arzt ist immer erforderlich, damit Schutzmaßahmen vor Betreten der Praxis / Klinik ergriffen werden können.
    • Verschiedene Einrichtungen bieten zwar Tests auf den Erreger an, aber ein negativer Test ist kein Ausschluss einer Infektion. Dies liegt zum einen daran, dass nicht zu jedem Zeitpunkt nach Infektion der Erreger nachweisbar ist, und zum anderen, dass Untersuchungsmaterial, welches bei Gesunden abgenommen werden kann (Nasen- / Rachenabstriche), manchmal auch falsch negative Befunde liefert. Zuverlässigere Materialien können aber nur bei symptomatisch Erkrankten gewonnen werden. Daher verkürzt auch ein negativer Test die Quarantänezeit nicht!

Bis wann sich die Situation ändern wird, ist im Augenblick unklar. Auf Deutschland bezogen, scheint sich die Situation weiterhin rapide zu verschärfen, so dass erhöhte Sensibilität geboten ist!

Wir werden weiterhin täglich die Situation analysieren und stehen diesbezüglich auch in engem Kontakt mit dem Robert-Koch-Institut. Für weitere tagesaktuelle Informationen ist die umfängliche Website des RKI empfehlenswert: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV.html

Insgesamt gilt aktuell die Empfehlung, größere Menschenmengen so gut wie möglich zu meiden und die allgemeine Reisetätigkeit auf das Notwendige zu reduzieren. 

(Quelle: DOSB)


  • Die Maßnahmen gegen den Coronavirus beeinflussen auch immer stärker den Sport: Nationale und internationale Partien im Fußball wurden in den vergangenen Tagen vor leeren Rängen ausgetragen.
    Die Maßnahmen gegen den Coronavirus beeinflussen auch immer stärker den Sport: Nationale und internationale Partien im Fußball wurden in den vergangenen Tagen vor leeren Rängen ausgetragen.