Aktuelles Corona-Update

Prof. Bernd Wolfarth, Mannschaftsarzt des DOSB, gibt hier in regelmäßigen Aktualisierungen eine Einschätzung in Bezug auf die Coronavirus Epidemie. (Stand: 3.4.2020)

Die Maßnahmen gegen den Coronavirus beeinflussen auch immer stärker den Sport: Nationale und internationale Partien im Fußball wurden in den vergangenen Tagen vor leeren Rängen ausgetragen.
Die Maßnahmen gegen den Coronavirus beeinflussen auch immer stärker den Sport: Nationale und internationale Partien im Fußball wurden in den vergangenen Tagen vor leeren Rängen ausgetragen.

Aktuelle Einschätzung in Bezug auf die Coronavirus-Epidemie – insbesondere aktueller Anstieg der Infiziertenzahlen in Deutschland, Umgang mit häuslicher Quarantäne bzw. gesellschaftlichen Kontakten und Empfehlungen für das Verhalten im leistungssportlichen Umfeld.

Situationsbeschreibung

Nach der Verlegung der Olympischen und Paralympischen Spiele ins Jahr 2021 und der Absage zahlreicher Sportveranstaltungen für die kommenden Wochen und Monate gilt es jetzt auch für den Leistungssport, einen bestmöglichen Umgang mit der aktuellen Coronavirus-Epidemie in Deutschland zu definieren. Derzeit ist die Anzahl der infizierten Menschen noch immer signifikant ansteigend. Aktuell werden schon mehr als 70.000 positiv Getestete in Deutschland gezählt und die Dunkelziffer ist sicherlich weiterhin deutlich höher. Positiv zu vermerken ist eine bisher, insbesondere im Vergleich zu anderen Ländern, noch immer geringe Zahl an Todesfällen in Zusammenhang mit COVID-19-Infektionen. Während sich in Ländern wie China und Südkorea die Ausbreitung nach offiziellen Zahlen deutlich verlangsamt, ist die Dynamik der Ausbreitung in Europa und insbesondere in den USA weiter massiv gestiegen. Dementsprechend werden Europa und die USA derzeit auch als Epizentrum der aktuellen Ausbreitung gesehen, was dazu geführt hat, dass neben einem de facto internationalen Reiseverbot auch unterschiedlich scharfe Ausgehverbote gelten.

Aktuell gibt es in folgenden Ländern Infektionszahlen > 10.000 Fälle (Stand 03.04.2020, WHO):

  • USA mit insgesamt ca. 213.600 Fällen
  • Italien mit insgesamt ca. 110.574 Fällen
  • Spanien mit insgesamt ca. 102.136 Fällen
  • China mit insgesamt ca. 82.802 Fällen
  • Deutschland mit insgesamt ca. 73.904 Fällen
  • Frankreich mit insgesamt ca. 56.261 Fällen
  • Iran mit insgesamt ca. 50.468 Fällen
  • Großbritannien mit insgesamt ca. 29.478 Fällen
  • Schweiz mit insgesamt ca. 17.070 Fällen
  • Türkei mit insgesamt ca. 15.679 Fällen 

Besonders besorgniserregend ist dabei die Situation in USA, Italien und Spanien mit sehr vielen Todesfällen und einem vollständig überlasteten Gesundheitssystem. Zusätzlich nehmen aber auch weiterhin die Zahlen der Infektionen in Deutschland zu. Zwischenzeitlich sind alle Bundesländer betroffen, die Schwerpunkte liegen weiterhin in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. In diesen drei Bundesländern gibt es die mit Abstand höchsten Zahlen an COVID-19-positiven Todesfällen.

Diese Situationen ändern sich insgesamt sehr schnell. Zwischenzeitlich wurden auch in Deutschland massive Einschränkungen des öffentlichen Lebens mit weitgehenden Ausgangsbeschränkungen ausgerufen. Schulen und Kitas sind noch bis mindestens 19.04.2020 geschlossen. Bars, Restaurants und Clubs bleiben ebenfalls weiterhin geschlossen und weite Bereiche des Handels sind zwischenzeitlich auch auf unbestimmte Zeit außer Kraft gesetzt. Sportveranstaltungen finden keine mehr statt.

In zwischenzeitlich allen Bundesländern sind auch die öffentlichen Sportanlagen gesperrt. Für den Hochleistungssport gibt es auf Länderebene vereinzelte Ausnahmen, die allerdings immer mit Auflagen versehen sind. Wie sich die Vorgaben der Gesundheitsämter insgesamt und im regionalen Setup zu den Trainingsmaßnahmen in Vereinen in den kommenden Tagen weiter entwickeln werden ist schwer vorherzusagen. Unabhängig davon ist den Vorgaben der Gesundheitsbehörden aber uneingeschränkt Folge zu leisten! 

Empfehlungen 

In Bezug auf aktuelle Verhaltensregeln für den Leistungssport wurde in Abstimmung mit dem Wissenschaftsrat der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) eine nützliche Veröffentlichung mit zahlreichen praktischen Aspekten zum Umgang mit der aktuellen Situation in der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM) veröffentlicht (s. Anlage oder hier). Diese Publikation kann auch als Handreichung an die Behörden für die Definition von Regeln im Rahmen von Sondergenehmigungen herangezogen werden.

Im Gegensatz zu den Vorbewertungen raten wir zwischenzeitlich von allen, nicht dringlich notwendigen Reisen auch innerhalb Deutschlands ab! Die klare Empfehlung aktuell ist, die sozialen Kontakte auf ein mögliches Minimum zu beschränken, das sollte auch im Bereich des Leistungssports die Prämisse sein. Wo es möglich ist, sollte allein oder in kleinstmöglichen Gruppen trainiert werden. Wenn in Gruppen trainiert werden muss, wäre es sinnvoll, immer mit den gleichen Personen zu trainieren. Die Reisewarnung gilt wegen der individuellen gesundheitlichen Gefahren, der potenziellen Verbreitung des Virus, darüber hinaus aber auch wegen der zu erwartenden weiteren Einschränkungen der persönlichen Bewegungsfreiheit, welche mit unklaren Rückreiseoptionen bzw. auch Quarantänerisiken verbunden ist. Diese Gefahr besteht zwischenzeitlich auch innerhalb Deutschlands.

Ein großes Problem stellen derzeit unklare Verdachtsfälle im Sportlerumfeld dar. Hierzu hat das RKI eine (Stand 24.03.2020) aktualisierte Information für die Maßnahmen im Verdachtsfall veröffentlicht, welche wir in der aktuellsten Version wieder dieser Infomail anfügen (s. Anlage).

Das RKI hat seine Empfehlungen für direkte Virus-Tests geändert. Derzeit sollte jeder getestet werden, wenn entsprechende Symptome (allg. Infektzeichen, akute respiratorische Symptomatik, Geruchs- und Geschmacksstörungen) gegeben sind.  

Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass ein negativer Test keinen sicheren Ausschluss einer Infektion darstellt. Dies liegt zum einen daran, dass nicht zu jedem Zeitpunkt nach Infektion der Erreger nachweisbar ist und zum anderen, dass Untersuchungsmaterial, welches bei Gesunden abgenommen werden kann (Nasen- / Rachenabstriche), manchmal auch falsch negative Befunde liefert. Zuverlässigere Materialien können aber nur bei symptomatisch Erkrankten gewonnen werden. Daher verkürzt auch ein negativer Test die Quarantänezeit nicht!

Bis wann sich die Situation ändern wird, ist im Augenblick unklar, so dass weiterhin erhöhte Sensibilität geboten ist! Die Vorgaben für die Ausgangsbeschränkungen gelten aber definitiv noch bis nach den Osterfeiertagen!

Wir werden weiterhin täglich die Situation analysieren und stehen diesbezüglich auch in engem Kontakt mit dem Robert-Koch-Institut. Für weitere tagesaktuelle Informationen ist die umfängliche Website des RKI empfehlenswert: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV.html

Insgesamt gelten derzeit mehr denn je die Vorgaben zur sozialen Distanz und Hygiene, die von jedem von uns berücksichtigt werden sollten! Dementsprechend gilt es, derzeit so gut wie möglich die Öffentlichkeit zu meiden und den Aufenthalt außerhalb des jeweils aktuellen Wohnortes ebenfalls möglichst zu unterlassen. Wir alle müssen uns unserer sozialen Verantwortung bewusst sein und mithelfen, die weitere Ausbreitung des Virus einzudämmen. 

 

(Quelle: DOSB)


  • Die Maßnahmen gegen den Coronavirus beeinflussen auch immer stärker den Sport: Nationale und internationale Partien im Fußball wurden in den vergangenen Tagen vor leeren Rängen ausgetragen.
    Die Maßnahmen gegen den Coronavirus beeinflussen auch immer stärker den Sport: Nationale und internationale Partien im Fußball wurden in den vergangenen Tagen vor leeren Rängen ausgetragen.