Von einer zehnköpfigen Jury wurde es unter 49 Einsendungen als bestes ausgewählt. In Berlin wurde in einer Feier der Delegation aus Bitz in Baden-Württemberg der mit 5.000 Euro dotierte Preis von der Parlamentarischen Staatssekretärin Caren Marks, der von der Frauenvollversammlung für das Amt der DOSB-Vizepräsident Frauen und Gleichstellung vorgeschlagenen Dr. Petra Tzschoppe und dem Schirmherrn und Olympiasieger im Gewichtheben, Matthias Steiner, überreicht. Die Jury, so betonte Tzschoppe, sei nicht zu beneiden gewesen, aus den vielen ausgezeichneten Einsendungen die Preisträger auszuwählen. Hinter dem Bitzern landete das „Kibel-Kinder bewegen Eltern“-Projekt aus Gelsenkirchen auf Platz zwei. Die Kooperation „Mit Sport groß werden“ aus Hoyerswerda wurde Dritter und zugleich vom Publikum als bestes Projekt gewählt. Auch diese beiden konnten sich über einen Scheck freuen: 4.000 Euro gingen nach Gelsenkirchen, 3.000 Euro nach Hoyerswerda.
Als Schirmherrn des Projektes hätten die Verantwortlichen keinen besseren als den Gewichtheber-Olympiasieger von Peking, Matthias Steiner, finden können. Der ehemalige Spitzenathlet hat mit Kindern, Bewegung, Ernährung und Familie sein Thema gefunden, das er nicht nur sympathisch, sondern kompetent und engagiert vermittelt. Als Vater von zwei Söhnen im Kindergartenalter hat er schnell gelernt, dass es einfacher ist, „ein Bierfest auf die Beine zu stellen, als etwas im Bereich Bewegung – noch dazu, wenn das Wort ‘gesund’ davor steht“, anzuschieben.
Olympiasieger Steiner engagiert sich für Ernährung und Bewegung
Steiner engagiert sich in Heidelberg, wo er wohnt, im Kindergarten seiner beiden Söhne für bewusste Ernährung und Bewegung. Denn: „Man kann damit nicht früh genug anfangen“, sagt der ehemalige Hochleistungssportler. Er ermunterte die drei Preisträger, in ihren Projekten weiterzumachen. „In diesem Bereich wird sicher noch einiges auf uns zukommen.“ Etwa, dass über 50 Prozent der Deutschen zu dick sind, wie die neueste Studie belegt.
Umso wichtiger sind solche Aktionen wie der DOSB-Wettbewerb. Staatssekretärin Caren Marks betonte, dass mit dieser Auszeichnung solche Initiativen und Projekte von Sportvereinen und ihre haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter gewürdigt werden, „die sich in besonderer Weise um die Förderung des Sports für Familien verdient machen und dabei neue Wege gehen: nämlich mit vielen lokalen Akteuren vor Ort zusammenarbeiten“. Solche Kooperationen könnten, so Marks weiter, für gute Bedingungen der Familien vor Ort sorgen und zu mehr Lebensqualität und Wohlbefinden beitragen. Schließlich seien heute immer mehr Mütter und Väter berufstätig, aber beide wollen sich auch gut um die Kinder kümmern. Mehr Zeit füreinander und miteinander haben – das ist der Wunsch, den Familienmitglieder an erster Stelle ihrer Prioritätenliste haben.
„Wir haben in den letzten Jahren familienpolitisch viel erreicht, damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser gelingt“ sagte Marks, aber man brauche in den Städten und Gemeinden eben engagierte Menschen, um auf den verschiedensten Ebenen die Lebensqualität für Familien zu verbessern. Dass die Menschen vor Ort genau wissen, wo es hakt, was Müttern, Vätern, Kindern fehlt – und wie man das zum Positiven verändern kann, dafür stehen die Preisträger. Und diese Beispiele zeigten auch, „dass der Sport ein wichtiger Akteur ist, wenn es darum geht, adäquate Angebote für Familien zu entwickeln“. Das Fazit der Staatssekretärin: „Die enge Allianz aus Sport, Familienverbänden, Verwaltungen, Kitas und Schulen ist dabei für alle von Nutzen: Ganze Stadtteile oder Gemeinden werden familienfreundlicher und damit attraktiv für Familien. Familienfreundlichkeit wird zunehmend in Standortfaktor für Kommunen.“
Familienprojekte sind "ein Gewinn für alle"
Das sieht auch Petra Tzschoppe so, die sich vor allem von der Vielfalt der einzelnen Bewerbungen beeindruckt zeigte. Eigentlich stehe ja im sportlichen Wettbewerb immer die „Idee des Gewinnens, eines Gewinners“ im Vordergrund, aber diese Projekte seien ein „Gewinn für alle“.
Sie sind auch Beispiele dafür, dass man gemeinsam viel erreichen kann. Beim Projekt „Kinder unsere Zukunft“ aus Bitz kooperieren vier Sportvereine, drei Kindergärten, eine Grundschule und die Gemeinde. Mit 25 Detailprojekten fanden die Bitzer nicht nur Anklang, sondern machten auch von sich reden. Der „laufende Schulbus“ oder Bewegungslandschaften an öffentlichen Plätzen bringen Groß und Klein auf Trab. Und auch diejenigen, die es sich finanziell nicht leisten könnten, sind nicht im Abseits: Sie können kostenlos mitmachen.
In Gelsenkirchen versucht man über die Kleinen auch auch die Erwachsenen zu erreichen – nicht von ungefähr kommt der Projektname „Kibel – Kinder bewegen Eltern“. Die Initiatoren gehen in Kitas, wo sie Elternkompetenz stärken und das Bewegungs- und Ernährungsverhalten ändern wollen. Drei Sportvereine, die kommunale Kindertagesbetreuung, das JAZ (Jugend, Arbeit, Zukunft), sechs städtische Kindertageseinrichtungen, neun Grundschulen und 21 Familienzentren kooperieren sehr erfolgreich.
Die Kooperation „Mit Sport groß werden“ in Hoyerswerda bietet nicht nur ein großes Sportangebot, sondern will vor allem auch die Eltern entlasten. Mama oder Papa sind nicht mehr als Elterntaxi unterwegs, sondern Kindergruppen werden mit dem vereinseigenen Bus zur Sporthalle gebracht. Unterstützung und Anregung finden Eltern auch bei Fachvorträgen, in denen es um Erziehungsfragen oder Ernährung geht. Sportvereine und -verbände, Schulen, Kitas, gemeinnützige Einrichtungen, die Stadt und regionale Firmen ziehen alle an einem Strang, um eine familienfreundliche Stadt zu schaffen.
Matthias Steiner wird sich in Hoyerswerda selbst überzeugen, wie man dort „mit Sport groß wird“. Denn: Das Projekt hat – wie gesagt – den Publikumspreis gewonnen. Und der Preis ist ein Besuch von Matthias Steiner, der auch beim nächsten Mal gerne wieder als Schirmherr zur Verfügung stehen würde. Und der den Gästen noch einmal mit auf den Weg gibt: „Bewusst bewegen und ernähren – damit kann man nie früh genug anfangen. Und es nicht zu tun, das geht nicht. Da gelten keine Ausreden.“ Also dann: Alle(s) in Bewegung bitte!
(Quelle: DOSB / Bianca Schreiber-Rietig)