Anhörung im Bundestag: Erfolg der Bonusmodelle noch nicht abschätzbar

Der Erfolg der neuen Bonusmodelle der Krankenkassen ist vier Monate nach ihrer Einführung noch schwer einzuschätzen. Zu diesem Ergebnis kamen die Experten am 28. April bei einer öffentlichen Anhörung des Sportausschusses im Deutschen Bundestag zum Thema Prävention im Gesundheitswesen.

Foto: Deutscher Bundestag
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„In der Barmer haben sich seit Start des Bonusprogramms schon mehr als 200.000 Versicherte zur Teilnahme angemeldet“ erklärt Dr. Eckart Fiedler, Vorstandsvorsitzender der Barmer Ersatzkasse.
 
Schon 200.000 Anmeldungen bei der BARMER
 
Dies ist zwar eine erfreuliche Entwicklung. Dennoch sind sich die Sachverständigen einig, dass damit noch keine Aussage über den Erfolg der Bonussysteme gemacht werden kann. „Allerdings wird das Deutsche Sportabzeichen von den Kassen und den Versicherten stark akzeptiert, ein Beleg für die gute Zusammenarbeit der Krankenkassen und des deutschen Sportbundes“, meinte der Frankfurter Sportmediziner Prof. Winfried Banzer, Gesundheitsbeauftragter des Deutschen Sportbundes.
Problematisch ist allerdings der Kreis der Versicherten, sich für solche Bonusmodelle interessieren oder vielmehr nicht interessieren. Mit Bonussystemen werden vor allem diejenigen erreicht, die ohnehin sportlich aktiv sind. Als Frage bleibt, wie werden bewegungsmüde Menschen erreicht, für die ein Bonussystem keinen Anreiz bietet. Dazu kommen Kinder und Jugendlichen, die selbst noch nicht, sondern über ihre Eltern versichert sind und so kaum angesprochen werden können.
 
Ein Malussystem lehnen die Vertreter der Kassen ab
 
Dem Vorschlag, das Bonussystem mit einem Malussystem zu kombinieren, stehen die Experten skeptisch gegenüber. Ähnlich wie bei einer Kfz-Versicherung würden diejenigen mehr zahlen, die sich unsportlich verhalten. Wie beim Vorschlag des Zuschlags für Raucher bleibt die Überwachung der individuellen Fälle schwierig. Diese Überprüfung würde hohe Kosten verursachen. Statt Einsparungen zu erzielen, stehen die Kassen am Ende vor erheblichen Mehraufwendungen.
 
Prävention muss bereits im Kindergarten beginnen
 
„Vielversprechend im Bereich der Prävention sind vor allem Setting-Ansätze“ betont Dr. Gudrun Eberle vom AOK Bundesverband. „Wenn die Menschen nicht von alleine auf die Idee kommen, sich zu bewegen, dann muss es flächendeckend Sportangebote geben, denen sie nicht ausweichen können“, so die Vertreterin der AOK. Prävention muss bereits im Kindergarten beginnen und auch in Schulen und Horts eine hohen Stellenwert haben. Ganztagsschulen sind eine interessante Alternative zu herkömmlichen Schulen, da hier ein verstärktes Sportprogramm leicht in den Unterrichtsplan aufgenommen werden kann.
Als interessantes Beispiel erläuterte der Sportwissenschaftler Dr. Theodor Stemper eine Projekt in Düsseldorf, bei dem Erzieherinnen im Kindergarten im Bereich der Gesundheitsförderung durch Prävention qualifiziert werden. Es wird unterstützt von der öffentlichen Hand, der Wirtschaft und der Wissenschaft.
 
Das Präventionsgesetz als wichtiger Baustein
 
Zum Schluss stand das Präventionsgeset noch einmal zur Debatte. Es wurde von der Expertenrunde insgesamt als positiv bewertet. Prävention muss als eigene Säule in das Gesundheitssystem integriert werden und sollte den gleichen Stellenwert wie Rehabilitation und Krankenversorgung haben. Wann es allerdings kommt, steht noch in den Sternen.


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