Die klirrende Kälte in Berlin war längst vergessen. Im gut geheizten und festlich dekorierten Saal der DZ BANK am Brandenburger Tor war die Anspannung förmlich greifbar, als Bundeskanzlerin Angela Merkel zum vorerst letzten Mal auf die Bühne schritt. Die CDU-Politikerin sollte den großen Gewinner der „Sterne des Sports“ verkünden und die goldene Siegertrophäe überreichen. Den weißen Umschlag hielt Merkel schon in der Hand. Die Besucher im Atrium hielten nervös den Atem an. Gespannte Stille machte sich breit, als die Bundeskanzlerin den zeitlichen Ablauf aber kurzerhand noch einmal umwarf. „Der Sieger zuerst? Das ist aber ungewöhnlich. Wir fangen mal mit dem Drittplatzierten an“, sagte Merkel.
Die drei verbliebenen Finalisten auf der Bühne und das Gros des Auditoriums davor stimmten ihr zu. „Frau Merkel, Sie sind die Chefin“, sagte Dunja Hayali, die als Moderatorin durch die Preisverleihung führte. Die Zuschauer lachten und mussten noch einige Minuten warten, bis er feststand, der Gewinner des „Großen Sterns des Sports“ in Gold. Tosender Applaus brandete auf und die stolzen, mitgereisten Vereinsmitglieder erhoben sich von den Stühlen, als Merkel die Märkische Turngemeinde Essen-Horst mit dem wichtigsten Vereinspreis des deutschen Sports auszeichnete. Er wird vom DOSB in Kooperation mit den Deutschen Volksbanken Raiffeisenbanken seit 2004 vergeben. Höchstpersönlich überreichte die Kanzlerin die Trophäe sowie den Siegerscheck in Höhe von 10.000 Euro und würdigte den Vertreter Nordrhein-Westfalens für sein Projekt „United Sports“.
MTG Horst integriert vorbildlich in die deutsche Gesellschaft
Seit gut drei Jahren bietet die MTG Horst das Programm an, das sich an Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund wendet. Über körperliche Aktivitäten etwa im Kampfsport sowie gemeinsamen Ferienfreizeiten sollen sie in die deutsche Gesellschaft integriert werden. Die Übungsleiter, selbst größtenteils mit ausländischen Wurzeln, arbeiten ehrenamtlich und erfüllen damit ein wichtiges Kriterium bei der Verleihung der „Sterne des Sports“.
"Das Ehrenamt ist unser Fundament. Ohne ehrenamtliche Arbeit hätten wir das Allermeiste nicht, auch nicht den Spitzensport", betonte Merkel. Sie überreichte den Vertretern der 18 Vereine, die sich für das Bundesfinale qualifiziert hatten, zum dritten Mal persönlich die Auszeichnungen. „Ich komme einfach gerne her, denn es ist toll, etwas für Ehrenämtler zu machen. Ich habe bisher noch nie abgesagt“, sagte Merkel, selbst bekennender Sportfan. Geduldig und mit einem steten Lächeln im Gesicht nahm sie sich Zeit für einen kurzen Smalltalk und ein Foto mit allen Preisträgern.
Viel Beifall für die Bundeskanzlerin
Schon als sie den roten Teppich des Festsaals betreten hatte, gab es dichtes Blitzlichtgewitter und Standing Ovations. DOSB-Präsident Thomas Bach war besonders stolz, die Kanzlerin begrüßen zu dürfen. „Dass Sie in diesen Zeiten mit vielen Krisen in Europa und der gesamten Welt bei uns sind, nehmen wir als Zeichen großer Wertschätzung“, sagte Bach, der die Preisverleihung zugleich als „Schaufenster des gesellschaftspolitischen Engagements der rund 91.000 Vereine in Deutschland“ würdigte.
Die 18 Finalisten hatten sich in Vorausscheidungen auf Kommunal- und Landesebene durchgesetzt und für die festliche Abschlussgala in Berlin qualifiziert. „Wir danken allen Vereinen für ihre Teilnahme. Heute sehen wir hier die Creme de la Creme“, sagte Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken Raiffeisenbanken (BVR).
Beonders große Vielfalt der Vereinsprojekte
Das Publikum würdigte jeden der 18 Vereins- und entsprechenden Bankenvertreter mit großem Applaus, als diese auf die Bühne gerufen wurden. Die Vielfalt der Projekte war in diesem Jahr besonders groß. Allein die drei Finalisten hatten sich mit völlig verschiedenen Ansätzen für Berlin qualifiziert. Hinter den siegreichen Essenern belegte die Sportvereinigung Ahorn aus Bayern mit dem Projekt „Voll dabei statt außen vor“ Rang zwei. Mit der Integration junger Fußballtalente mit geistigem Handicap in den normalen Spielbetrieb verkörpert der Verein das Leitmotiv der „Sterne des Sports“.
Kreative und innovative Maßnahmen im Breitensport sollen durch die Auszeichnung gefördert werden. Dass der Leistungsaspekt dabei auch mal in den Hintergrund rücken kann, haben nicht zuletzt die Sportler der SpVg Ahorn schon erlebt. Hohe Niederlagen gegen andere Teams gehören durchaus dazu. Und auch der zweite Platz in Berlin wurde mit einer kleinen LaOla im Zuschauerbereich gefeiert.
Ohnehin, und das betonten alle Beteiligten in Berlin immer und immer wieder, sind bei den „Sternen des Sports“ alle Gewinner. Vor allem der Breitensport und dessen ehrenamtliche Helfer.
(Quelle: DOSB)