ARD und ZDF zeigen Leichtathletik-WM 2011

Der Poker-Marathon ist beendet, die großen Gewinner sind die Fans: ARD und ZDF übertragen nun doch die Leichtathletik-WM 2011 in Daegu/Südkorea vom 27. August bis 4. September live.

Nach wochenlangen zähen Verhandlungen nahmen die Öffentlich-Rechtlichen und die schwedische Rechte-Agentur IEC die letzte Hürde am Freitag gemeinsam. Was folgte, war kollektives Aufatmen.

"Ich freue mich, dass nun endlich eine Einigung gefunden wurde, die allen Beteiligten zu Gute kommt", sagte DOSB-Präsident Thomas Bach, der zuletzt immer wieder eine Einigung gefordert hatte: "Dies ist eine Lösung im Interesse der Leichtathletik, der Zuschauer und der TV-Sender dank zu erwartender guter Quoten und der Erfüllung ihres Programmauftrags." Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), sprach von einem "sehr erfreulichen Ergebnis für Millionen Fans unserer Sportart und die deutsche Leichtathletik".

Der Einigung war ein Verhandlungspoker zwischen SportA, der Rechteagentur von ARD und ZDF, und der IEC vorausgegangen. Am Ende drängte die Zeit und lief wohl für die Sendeanstalten, da bereits am 31. März die Bestellfristen beim Organisationskomitee endeten, um zum Beispiel Kamerapositionen und Arbeitsplätze zu buchen. Außerdem hätte die IAAF ihren Sponsoren wohl kaum erklären, warum im so wichtigen deutschen TV-Markt keine Livebilder zu sehen sind.

Die ARD-Vorsitzende Monika Piel stellte fest, dass "nach dem Verhandlungsmarathon nun alle gewonnen" hätten. ZDF-Intendant Markus Schächter sprach von einer "belastbaren und marktgerechten Lösung buchstäblich in letzter Minute".

Rund sieben Millionen Euro hatten die öffentlich-rechtlichen Sender für die Live-Übertragung der Weltmeisterschaften 2011 und 2013 geboten, die IEC hatte dafür rund 17 Millionen gefordert. Über die nun gezahlte Summen machten beide Seiten keine Angaben. Da die Einigung nur die WM in Daegu betrifft, wird mit etwa vier Millionen Euro spekuliert.

Der Kommentar des ARD-Sportkoordinators Axel Balkausky lässt erahnen, dass sich am Ende vor allem die IEC kompromissbereit gezeigt hat. "Für uns war immer der entscheidende Punkt, dass wir eine Einigung zu marktüblichen Preisen erzielen. Und irgendwann hat das zum Glück auch der Verhandlungspartner eingesehen", sagte Balkausky dem SID und gab sich ebenfalls keine Mühe, seine Erleichterung zu verbergen: "Das waren die langwierigsten Verhandlungen und die mit der größten öffentlichen Aufmerksamkeit, die ich bislang erlebt habe."

Über das ursprünglich ausgeschriebene Gesamtpaket, das auch die WM 2013 in Moskau umfasste, konnten sich die Parteien nicht mehr einigen. "Daher haben wir nach einer Woche intensiver Verhandlungen, schließlich ein Abkommen nur für Daegu abgeschlossen", sagte IEC-Chef Jonas Persson.: "Dabei haben wir auch den immensen Zeitdruck berücksichtigt, unter dem ARD und ZDF standen, die unverzüglich einen Vertrag abschließen mussten, um sich bei dem Organisationskomitee in Daegu die entsprechenden Kapazitäten für ihre hochklassige Berichterstattung zu sichern."

Auch Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, sprach von einer "guten Nachricht" und verwies auf die zahlreichen deutschen Leichtathleten, die ARD und ZDF immer wieder unter Druck gesetzt hatten. "Da hat sich der Einsatz der Athleten und weiterer Protagonisten im Sportausschuss gelohnt", sagte Freitag: "Die Appelle an beide Verhandlungspartner, dass eine Leichtathletik-WM in Deutschland ohne Live-Übertragung im Fernsehen nicht möglich ist, sind zum Glück auf fruchtbaren Boden gefallen."

Der Albtraum, nach der erfolgreichen WM 2009 in Berlin könnten von den folgenden Titelkämpfen keine Bilder in Deutschland übertragen werden, blieb allen Beteiligten erspart. "In Deutschland schlägt das Herz der Leichtathletik", sagte IAAF-Präsident Lamine Diack: "Es sind exzellente Neuigkeiten, dass nun vier der fünf größten europäischen TV-Märkte mit Bildern aus Daegu versorgt werden. Die fachkundigen und leidenschaftlichen deutschen Zuschauer, die jede Feinheit verstehen, haben Berlin 2009 zur bislang besten WM werden lassen."


(Quelle: SID)