Auch kulinarisch ist die Tour de France ein Kraftakt: Die seltsame Fahrer-Diät

 

Sie nehmen täglich knapp 10.000 Kalorien zu sich. Wenn ihr Job nach gut drei Wochen beendet ist, haben sie oft

drei bis vier Kilogramm abgenommen. Obwohl sie mit ihrem Idealgewicht zur Arbeit gekommen sind. Und trotz der großen Nahrungszufuhr. Die Rede ist von den Tour-de-France-Fahrern. Richard Virenque, der Bergspezialist der Frankreich-Radrundfahrt, hat der Sport-Tageszeitung „L’Equipe“ einmal zusammengestellt, was er alles verzehrt.

Sein Tour-Speisezettel dürfte auch für seine Kollegen repräsentativ sein. Virenque verspeist: 8 kg Nudeln/ 100 Scheiben Käse /50 Joghurts / Viele Süßigkeiten wie Creme Caramel /Kanister mit Protein / 2 kg Karotten/ 30 kg Kartoffeln/ 3 kg Spinat / 3 kg grüne Bohnen/ Viel Obst/ 4 Tafeln Vollmilch-Schokolade/ 3 Steaks/ 6 Fische/ 10 Gläser Marmelade/ 3 Gläser Honig/ Energie-Gel/ 1 kg Reis/ 15 Salate/ 8 Liter Sojamilch/ 100 Energieriegel/ 60 Sandwichs. Dazu kommen die Getränke: 150 Liter Wasser/ 4 Liter Orangensaft/ 45 Cola/ 25 Liter Kohlehydratgetränke/ 10 Flaschen Wein („Ein Glas pro Tag, das ist gut für den Geschmack“). Es fällt auf, wie sparsam mit Fleisch umgegangen wird. Steaks gibt es fast nur an den Ruhetagen, weil es so schwer zu verdauen ist. Auch kulinarisch ist die Tour de France ein Kraftakt. Bei der großen Schleife durch Frankreich fühlt man sich sofort an den Nationalschriftsteller Francois Rabelais erinnert und sein Hauptwerk „Gargantua und Pantagruel“, in dem Gourmands eine große Rolle spielen. Der Kalorienbedarf bei Spitzensportlern ist schon öfter untersucht worden. Die Hochgebirgskletterer verbrauchen fast genau so viel Kalorien wie Tourfahrer, nämlich 10.000. Bei Skilangläufern rechnet man mit etwa 9.000 Kalorien.

Bei Fußballspielern wird der Verbrauch mit etwa 5.000 angegeben. Der Normalverbraucher kommt mit rund 2.000 Kalorien aus. Bei leichter Arbeit erhöht sich die Zahl auf 2.400, bei schwerer Arbeit werden 3.500 Kalorien verbraucht. Wer nicht glauben will, wie kalorienvernichtend der Sport wirken kann, der wird vielleicht durch das Beispiel der Tour de France belehrt. Die Rennfahrer nehmen trotz der hohen Lebensmittelzufuhr ab. Wie wichtig Essen und Trinken bei der Tour ist, wird immer dann demonstriert, wenn ein Profi im Sattel vom sogenannten „Hungerast“ befallen wird. Wenn er nicht genug gegessen und getrunken hat und dadurch mit seiner Leistung einbricht. Tour-de-France-Fahrer können essen und trinken, so viel sie wollen. Sie müssen sogar mehr essen und trinken als sie wollen. Und bekommen trotzdem manchmal Untergewicht. Es handelt sich wahrscheinlich um die seltsamste Diät, die bekannt ist. Zur Nachahmung ist die Tour-de-France-Diät für Herrn oder Frau Jedermann auf dem Hobbyrad nicht empfehlenswert.