Auf Einladung des NOK und der Willi-Daume-Stiftung: Gast aus der Mongolei in Deutschland

Auf Einladung des NOK und der Willi-Daume-Stiftung hospitierte eine Mitarbeiterin der Pressestelle des NOK der Mongolei in Frankfurt.

Hospitation unter anderem bei der Frankfurter Rundschau

Auf Einladung des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für Deutschland und der Willi-Daume-Stiftung weilte in der vergangenen Woche eine Mitarbeiterin der Pressestelle des Nationalen Olympischen Komitees der Mongolei in Deutschland.

 

Sie wurde im Rahmen eines Kurzpraktikums u.a. von der Sportredaktion der Frankfurter Rundschau betreut und hat einen Artikel über den Sport in der Mongolei verfasst, der in der Ausgabe vom 11.10. der Frankfurter Rundschau erschienen ist.

 

Kolleginnen und Kollegen, die sich angesichts der soeben beendeten Asienspiele für den Sport in der Mongolei interessieren, finden nachstehend noch einmal den Artikel der jungen mongolischen Kollegin:

 

 

Der Ringer-Champion ist der nationale Held

Sport in der Mongolei – Ringen, Bogenschießen und Pferderennen mit Kindern/Nationaler Höhepunkt im Juli

 

Von Nyamaa Iondonsharav

 

"Männer-Dreikampf" wird in der Mongolei flapsig der bedeutendste nationale Sport-Wettkampf genannt, und er besteht aus den prominentesten Sportarten des Landes: Ringen, Bogenschießen und Pferderennen. Seinen Ursprung hat der "Männer-Dreikampf" in einer netten Geschichte: Ein schönes junges Mädchen wurde von zwei jungen Männern aus verschiedenen Familien begehrt, einer kaum aus reichem, der andere eher aus ärmeren Haus. Der Vater des Mädchens verlange von den beiden die Teilnahme an den Nationalen Spielen in eben diesen drei Disziplinen und versprach demjenigen der beiden Kandidaten die Hochzeit mit seiner Tochter, der besser als der andere abschnitt. Es wurde im Übrigen überliefert, dass der Sportmann aus dem ärmeren Haus letztlich das Mädchen zur Frau bekam.

 

So soll der berühmte "Männer-Dreikampf" kreiert worden sein. Tatsächlich sind die drei Sportarten traditionell die populärsten in der Mongolei und stehen jährlich rund um den 11. Juli im Mittelpunkt. Drei Tage lang steht das Land geradezu Kopf, wenn die besten Sportler des Landes bei den nationalen Sportspielen in eben diesen drei Disziplinen sich messen.

 

500 Ringer, ebenso viele Bogenschützen und 3000 Pferde kämpfen um den begehrten Titel des nationalen Champions, der im Lande einen höheren Stellenwert hat als ein etwaiger internationaler Erfolg. Vor allem das Ringen, das als einzige Disziplin bei den Spielen noch immer den Männern vorbehalten bleibt, ist äußerst populär: Bat-Erdene Banaanyambuu, mittlerweile Mitte 30 und schon elfmal nationaler Ringer-Champion, ist der sportliche Held der Mongolei schlechthin. Kein Wunder – schließlich wird jedes Jahr aus den 500 Teilnehmern aller Gewichtsklassen nur einer, nämlich der absolut beste, als Champion gekürt. Badnaanymabuu, der auch an Wettkämpfen in den Disziplinen Judo und Sumo teilnimmt, hat sein Sport auch finanziellen Wohlstand eingebracht – er nennt ein großes Haus und drei Autos sein eigen. Allein das Preisgeld aus den elf Siegen bei den nationalen Meisterschaften haben ihn reich gemacht; bezahlt wird er von der Regierung, die die nationalen Kämpfe veranstaltet.

 

Das Sport-Wochenende im Juli zieht aber vor allem wegen der spektakulären Pferderennen einheimische wie ausländische Touristen in Massen an. Auf den 3000 Pferden, die Strecken zwischen zehn und 50 Kilometern zurücklegen, sitzen ausschließlich Kinder zwischen fünf und zehn Jahren, Mädchen wie Jungen. Die kleinen Reiterinnen und Reiter kommen durchweg vom Land und lernen in ihrer Heimat meist schon mit drei oder vier Jahren das Reiten. Dieser Wettkampf ist also nichts Ungewöhnliches: Wenn immer man durch die Mongolei reist, sieht man auf dem Land überall reitende Kinder.

 

Mittlerweile sind die modernen Mongolen aber auch an vielen anderen Sportarten interessiert, und in den vergangenen Jahren haben sich weitere sechs Sportarten stark entwickelt (Bowling, Kanufahren, Handball, Schwimmen, Tischtennis, Taekwondo), in denen mongolische Sportler Medaillen bei internationalen Wettbewerben gewonnen haben. Der Fußball steckt noch in den Kinderschuhen, das beste von fünf professionellen Teams kommt aus der Hauptstadt Ulan-Bator – doch die Fußballer haben bisher international noch keine Furore gemacht. Eher die anderen Sportler: Allein derzeit nehmen 130 Mongolen an den Asien-Spielen im südkoreanischen Busan teil. Ein nächster Schwerpunkt liegt auf den Olympischen Spielen 2004 in Athen, wo das mongolische NOK mit einer möglichst großen Mannschaft teilnehmen will, auch wenn dieses Ziel durch erhebliche finanzielle Probleme nicht leicht zu erreichen ist.

 

Erschienen in der FR vom 11.10.2002



Weitere Links:
Das NOK der Mongolei im Internet