Aufruf zum Ehrenamt im Sport

Ehrenamt lohnt sich: Das Engagement für andere - und besonders das für Kinder – ist sehr gewinnbringend, findet DOSB-Autor Felix Bach, der selbst als Übungsleiter im Verein tätig ist.

Übungsleiter sind auch Vorbilder für Kinder. Foto: LSB NRW
Übungsleiter sind auch Vorbilder für Kinder. Foto: LSB NRW

Aufwendig, anstrengend und ernüchternd – das bekommt man gerade unter jungen Menschen gerne mal zu hören, wenn es um ehrenamtliche Arbeit im Sportverein geht. Dem setze ich entgegen: Erst mal genauer hinschauen, am besten ausprobieren, und dann erst urteilen. Kann das Ehrenamt an sich und im Besonderen das in der Jugendarbeit im Vereinssport nicht auch Spaß und Freude bereiten?

Sicher ist nicht jede/r dafür gemacht, in der Jugendarbeit aktiv zu sein, Jugendgruppen zu leiten und die Verantwortung für Kinder zu übernehmen. Das ist auch nicht dramatisch, denn es gibt ja viele weitere Wege, sich gesellschaftlich zu engagieren – nicht nur in Sportvereinen. Sicher ist jedoch auch, dass es noch weitaus mehr Menschen gibt, die nicht nur das Potenzial haben, Verantwortung für Gruppen von Kindern oder Jugendlichen zu übernehmen, sondern auch in dieser Rolle aufgehen und diese mit großem Spaß und Engagement angehen würden – und diese Menschen gilt es zu begeistern.

Zu begeistern für Kinder, die Spaß und Freude an Bewegung haben, für Eltern, die dankbar sind, dass sie ihr Kind sorgenfrei zum Training oder Wettkampf schicken können, sowie für den Verein und die Abteilung, deren Zukunft jedes freiwillige Engagement nachhaltig stärkt. Zu begeistern für den Schritt, sich bei den Verantwortlichen in der Abteilung oder im (Haupt-)Verein zu melden. Zu begeistern für ein Ehrenamt in der Jugendarbeit.

Denn nicht nur Kindern gehört die Zukunft, sondern auch Jugendtrainern und -trainerinnen, Jugendleitern und -leiterinnen sowie sonstigen Betreuern und Betreuerinnen, die als Vorbild für Kinder fungieren und ihnen die Möglichkeit geben, im Vereinssport die jeweilige Lieblingssportart gemeinsam mit anderen betreiben zu können.

Kinder und Jugendliche, die neben der eigenen sonst mit der deutlich älteren Generation der eigenen Eltern und der Lehrkräfte in der Schule in Berührung kommen, begeistern sich schnell für die „Zwischengeneration“, deswegen richtet sich mein Aufruf zum Ehrenamt im Sport vor allem an die jungen Erwachsenen im Alter von 16 bis 25 Jahren: Werdet aktiv! Meldet euch bei eurem Sportverein, in eurer Abteilung bzw. Sportart, und gebt euch den entscheidenden Ruck, in der Jugendarbeit mitzuhelfen. Man kann ganz sukzessive Aufgaben übernehmen und eigene Ideen einbringen – und wenn es mal zu viel wird, weil sich die B-Jugend nun noch für die Bezirksmeisterschaft qualifiziert hat, am darauffolgenden Tag aber eine wichtige Klausur in der Uni ansteht, dann findet sich wer anderes. Denn einen weiteren großen Vorteil hat das Ehrenamt: Man ist langfristig zu nichts verpflichtet und kann sich sein Engagement selbst einteilen.

Und nicht zuletzt nur diese Terminplankoordination schafft wertvolle Kompetenzen für die eigene berufliche Zukunft. Von diesen Kompetenzen, die man durch Jugendarbeit lernt, gibt es reichlich – eine Aufzählung könnte eine weitere Seite füllen. Doch in erster Linie macht Jugendarbeit als junger Erwachsener während der Oberstufe, während des Studiums, während der Ausbildung etc. vor allem eines: Spaß!

Klar gibt es Dinge, die Jugendliche und junge Erwachsene von so einem Engagement abhalten. Man hat einen gewissen Verwaltungsaufwand, sobald man den Trainings- und Spielbetrieb (mit-)organisiert. Trainings- und Spielpläne müssen erstellt werden, Kontaktdaten angelegt sowie Termine und Veranstaltungen vorbereitet werden. Und es gibt sicher Situationen, in denen Kinder sehr anstrengend sein können. Es mag auch Eltern geben, die den engagiertesten, erfahrensten und besten Jugendtrainern noch meinen, erklären zu müssen, wie Jugendarbeit funktioniert und dass es im Falle des Scheiterns allein am ehrenamtlichen Trainer liegen müsse, wenn das eigene Kind nicht nächste Woche schon zur Weltmeisterschaft berufen wird.

Aber das alles ist - bis zum letzten Extrembeispiel formuliert - eine Seltenheit. Der Regelfall ist, dass Kinder jeden Geschlechts, jeder Hautfarbe, jeder Religion und jeder Sportart in je einem der mehr als 90.000 Sportvereine zusammenkommen, um den jeweiligen Lieblingssport gemeinsam zu betreiben. Um Spaß zu haben – an Sport und an Bewegung. Das gilt es zu fördern – und das geht nur mit vielen, vielen Menschen, die ein-, zwei-, dreimal in der Woche am späten Nachmittag oder Abend für ein, zwei, drei Stunden in der Sporthalle oder auf dem Sportplatz stehen, um Kindern diese Rahmenbedingungen zu bieten und ihnen wichtige Werte wie Teamgeist und Fair Play zu vermitteln.

Schon nach kurzer Zeit werdet Ihr merken, dass Engagement für andere - und besonders das für Kinder – keine Gewissensfrage bzw. -antwort ist, sondern auch für einen selbst sehr gewinnbringend sein wird. Denn Altruisten sind hier nur die clevereren Egoisten, da die größte Erfüllung des Eigennutzes in seiner Ausdehnung auf andere liegt.

(Autor: Felix Bach)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


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