Aus den "Ruhrfestspielen" wurden Spiele für die Welt

Die World Games 2005 in Duisburg, Oberhausen, Bottrop und Mülheim sind zu Ende. Waren es tatsächlich Welt-Spiele, das größte Multi-Sport-Ereignis dieses Jahres? Oder war es ein internationales Regionalsportfest?

Das obligatorische Feuerwerk zum Abschluss (Foto: Firo Sportphoto).
Das obligatorische Feuerwerk zum Abschluss (Foto: Firo Sportphoto).

Konnte sich, was in 40 Sportarten bei 179 Entscheidungen gezeigt wurde, Sport auf Weltniveau nennen? Oder war es eine Demonstration der großen Palette von Bewegungsmöglichkeiten, die jedem im Sport eine Betätigungschance bieten? Die 7. World Games seit ihrer Premiere 1981 werden noch viel Diskussionsstoff bieten.

 

World Games als Trend-Show

 

Es begann mit einer Eröffnungsfeier, bei der auf olympia-typisches Pathos verzichtet wurde, weshalb sie dank ihrer spielerischen Schlichtheit allseits viel Applaus bekam. Zu den Tagen von Duisburg gehörten aber auch Präsentationen, die bei aller Ernsthaftigkeit ihrer Darsteller den Charakter von Gesellschaftsspielchen nicht abschütteln konnten. Aber es wurden auch Trends eines sich wandelnden Hochleistungssports vorgeführt, der dem Lebensgefühl moderner junger Menschen heute mehr gerecht wird als manche verstaubte olympisch-klassische Sportart.

 

Die olympisch geprägten Sport-Traditionalisten wie auch die bedingungslosen Gefolgsleute des überzüchteten Kommerzsports sollten während der zehn Duisburger Tage gelernt haben: Das Spektrum des höchst unterhaltsamen und faszinierenden Sports ist wesentlich größer, als es von den meisten Medien verbreitet wird. Wer dabei war, wird noch lange vom turbulenten Kanupolo, von den Gipfelstürmern beim Speed-Klettern, vom knallharten und pfeilschnellen Siebener-Rugby, vom rasanten Inline-Speedskaten, von den delphingleichen Flossenschwimmern oder von den schlagkräftigen Faustballspielern reden. Und wer hätte es für möglich gehalten, dass in der Schlussphase des Beach-Handballturniers Eintrittskarten zu Schwarzmarktpreisen verhökert wurden?

 

World Games sind kein Olympia

 

World Games sind die Spiele der Vielfalt und der Gegensätzlichkeit. Das ist gleichermaßen ihr Problem und ihre Chance. Was ihnen noch fehlt, ist ein geistiges Dach wie es Olympia ist. Wer vor Jahresfrist in Athen war, war in erster Linie Olympiateilnehmer und erst anschließend Repräsentant seiner Sportart. Wer jetzt in Duisburg war, war Billardspieler, Wakeboarder, Rollkunstläufer, Feldbogenschütze, Orientierungsläufer, Tänzer oder Indoor-Trial-Fahrer. Die World Games sind auch nach 24 Jahren noch keine Einheitsmarke. Das liegt auch am Geld, in das man World-Games-Gold nicht ummünzen kann. Es sind die Spiele der Enthusiasten für ihren Sport - man könnte auch sagen: der Edelamateure. Um jeden Cent zu sparen, reisten die meisten Athleten knapp vor ihrem Wettkampf an, um anschließend wieder schnellstens heimzureisen. Für eine Art Olympisches Dorf, das stets ein sport- und völkerverbindender Kosmos ist, haben die Ausrichter der World Games kein Geld.

 

Vielleicht wird sich das in vier Jahren ändern, wenn die 8. World Games in Kaohsiung ausgetragen werden. Ein Jahr nach den Olympischen Spielen in Beijing wird 2009 erstmals ein multi-sportliches Weltereignis in Taiwan stattfinden. Die nächsten World Games Organisatoren wollen mit einem Aufwand, der mit 180 US-Dollar zehn Mal größer als der von Duisburg ausfallen wird, die Chance nutzen, die Aufmerksamkeit auf die politische Eigenständigkeit Taiwans gegenüber der Volksrepublik China zu demonstrieren. Doch wenn sie sich nicht an die politischen Spielregeln des Weltsports halten, der Taiwan nicht kennt und statt dessen seit 1981 von Chinese Taipeh spricht, läuft Kaohsiung Gefahr, das Austragungsrecht noch zu verlieren. Gemessen an den politischen Querelen auf olympischem Niveau werden also auch die World Games erwachsen.

 

Deutschland ist zweitbeste Nation hinter Russland

 

Die Sportbilanz der Tage von Duisburg sieht die Russen mit 30 Goldmedaillen vorne. Gastgeber Deutschland belegt mit 23 Goldmedaillen Rang zwei. Gegenüber den World Games von Akita 2001 mit nur 10 Goldmedaillen nutzten die Deutschen ihren Heimvorteil. Am meisten trugen die Ju-Jutsu-Kämpfer sowie die Lebensretter mit je drei Goldmedaillen zur erfolgreichen Gesamtbilanz bei. Von knapp 100 Teilnehmerländern nehmen 60 Medaillen mit in die Heimat, 45 stehen auf der Goldgewinnerliste. Zu den Gewinnern gehören aber auch Duisburg und die Region. Nach anfänglicher Skepsis erlebte die Bevölkerung immer intensiver, dass Sport und Kultur zusammengehören. Was sich zunächst wie sportliche Ruhrfestspiele anließ, entwickelte sich bis zum Finale tatsächlich zu echten World Games.


  • Das obligatorische Feuerwerk zum Abschluss (Foto: Firo Sportphoto).
    Das obligatorische Feuerwerk zum Abschluss (Foto: Firo Sportphoto).