Ausgabe 2/23 der Zeitschrift Leistungssport

Ein Blick in die Historie zeigt, dass die ersten Olympischen Spiele vor über 100 Jahren noch fest in Männerhand waren. Zwischenzeitlich hat sich diese Situation dramatisch gewandelt, denn bei den letzten Olympischen Spielen 2020 in Tokio war mit einem Anteil von 48 Prozent Frauenstartplätzen weitgehende Parität gegeben.

In anderen Bereichen blieben vergleichbare Entwicklungssprünge aus. Eine besondere Schieflage ist bei dem sportwissenschaftlichen Forschungsengagement als Grundlage für die Gestaltung eines qualifizierten Trainings- und Wettkampfprozesses zu konstatieren. Die Studienlage, die explizit auf die Belange von Athletinnen fokussiert ist, steckt noch in den Kinderschuhen, wenngleich erste Studien sich bis in die 40er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückverfolgen lassen. Die Gründe hierfür mögen vielfältig sein, haben aber ihren Ursprung in den komplexen biologischen Besonderheiten rund um Menstruationszyklus, Kontrazeption und Schwangerschaft.

Mit unserem Themenheft, das aus der multidisziplinären Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten resultiert, greifen wir diese defizitäre Situation auf und geben erstmals einen umfassenden Einblick in eine große Bandbreite von unter den Nägeln brennenden Fragestellungen über den Leistungssport von Frauen. Folgende sportmedizinischen, trainingswissenschaftlichen, sportpsychologischen, sportpädagogischen und Sporternährungsthemen werden aufgegriffen:

• Biologische Besonderheiten – Das Fortpflanzungssystem der Frau und seine hormonelle Steuerung (Petra Platen u. a.),
• Pubertätsentwicklung – Besonderheiten bei Nachwuchsathletinnen (Maren Goeckenjahn/Elisabeth Wallner)
• Triade der Sport treibenden Frau und relatives Energiemangel-Syndrom (Katharina Fischer u.a.)
• Menstruationszyklusstörungen: Definition und Prävalenzen im Sport (Katharina Fischer/Elisabeth Maria Kirschbaum)
• Gynäkologische Anbindung von Leistungssportlerinnen (Cordula Schippert u. a.)
• Kontrazeption bei Leistungssportlerinnen (Maren Goeckenjan)
• Schwangerschaft und Spitzensport (Cordula Schippert/Kirsten Legerlotz)
• Menstruationszyklusmonitoring im Sport (Sarah Brüßler)
• Leistungsfähigkeit und Trainierbarkeit in Abhängigkeit von der Zyklusphase (Petra Platen)
• Menstruationszyklus und Verletzungsrisiko (Kirsten Legerlotz/Elisabeth Maria Kirschbaum)
• Der weibliche Zyklus aus sportpsychologischer Sicht (Franziska Lautenbach u. a.)
• Kommunikation über den Menstruationszyklus in der Trainer-Athletin-Beziehung (Elisabeth Maria Kirschbaum u. a.),

Ergänzt wird dieses Themenspektrum durch die Fokussierung auf geschlechtsspezifische Besonderheiten im leichtathletischen Training und Wettkampf auf Basis von Meisterlehren der erfolgreichen Trainerschaft (Wolfgang Killing). Weitere Fachbeiträge zur Optimierung des Leistungssports des weiblichen Geschlechts – u.a. zur Führung von Sportlerinnen, zur Verbesserung der Situation von Trainerinnen, zur Prophylaxe typischer Verletzungen bei Juniorinnen und zur Verhinderung von Anorexia athletica – sind den weiteren Ausgaben dieses Jahrgangs vorbehalten.

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(Autor: Helmut Nickel)