Ausgeträumt?

Viele träumen von einer Sportkarriere, doch in der Berufsprestige-Skala ist sie weit abgeschlagen. Stefan Volknant, stellvertretender Ressortleiter Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, sucht Erklärungen.

Viele Kinder träumen von einer Karriere als Spitzensportler. Foto: picture-alliance
Viele Kinder träumen von einer Karriere als Spitzensportler. Foto: picture-alliance

Den Traum, eines Tages Fußball-, Turn- oder NBA-Star zu werden, haben Generationen von Heranwachsenden geträumt. Aus ihm speist sich das schier unerschöpfliche, nachhaltig wachsende Reservoir an Sportlerinnen und Sportlern. In der zurückliegenden Woche befand sich dieser selten hinterfragte Umstand in eigentümlichem Kontrast zu Ergebnissen einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach. Die Umfrage hatte das Prestige des Spitzensportlers im Vergleich zu anderen Berufen als eher gering eingestuft.

Doch wie erklärt sich dieser nachgeordnete Rang auf der Berufsprestige-Skala vor dem Hintergrund nach wie vor gut gefüllter Stadien und Sport-Arenen, wie angesichts der von der Stiftung Deutsche Sporthilfe erhobenen Beliebtheit und Bewunderung, die deutschen Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern in der Bevölkerung widerfährt.

Der vom Institut Allensbach in seinen Vergleich einbezogene Beruf des Spitzensportler mag in der Praxis schwer zu definierten und auch nur eingeschränkt mit Life-Time-Berufen wie Arzt oder Lehrer vergleichbar sein. Wie sich das Image im Längsschnitt gegenüber den Vorjahren entwickelt hat, lassen die Forscher obendrein offen. Die aktuelle Dopingdiskussion und die hohen sozialen Risiken, denen Spitzensportler in nahezu allen Sportarten begegnen, verbieten es dennoch, die Ergebnisse der Untersuchung kurzerhand abzutun. Sie lenken den Blick sowohl auf Lücken im System als auch auf dunkle Flecken im Gewand mancher Akteure.

Haben Vereine und Verbände einen Sport entwickelt, der es Sportlerinnen und Sportlern erlaubt, am Gipfel ihrer Karriere Verantwortung für sich und andere zu übernehmen oder müssen sie dort auf verschenkte Jahre zurückblicken? Erlauben wir Aktiven, Vorbilder zu sein oder fördern wir Maßlosigkeit und Ellenbogenprinzip? Das sind berechtigte Fragen. Auch der differenzierte Blick auf jene vergleichbar geringe Zahl von „wirklichen“ Profis, die ihr Hobby zum „richtigen“ Beruf gemacht haben lohnt.

Und nicht erst seit heute ist bekannt , dass (olympische) Spitzensportler, die ihr selbstgewähltes Hobby aufgrund der zeitlichen Belastung mit Fug und Recht als Beruf bezeichnen könnten, allzu schnell vergessen werden und wenige Chancen zur Vermarktung ihrer Leistung besitzen. Eine duale Ausbildung zugunsten ihrer Karriere nach dem Spitzensport muss deshalb mehr Gewicht bekommen.

Dennoch: Viele Athletinnen und Athleten sind Vorbilder, teilen ihren Erfolg und geben etwas an die Solidargemeinschaft zurück. Sie repräsentieren unser Land auf sympathische und gewinnende Art und Weise. Wer wollte Heranwachsenden da nicht empfehlen, auch weiterhin vom Beruf des Spitzensportlers zu träumen?


  • Viele Kinder träumen von einer Karriere als Spitzensportler. Foto: picture-alliance
    Viele Kinder träumen von einer Karriere als Spitzensportler. Foto: picture-alliance