„Nach langen reiflichen Überlegungen und vielen Konsultationen und Gesprächen mit Freundinnen und Freunden im internationalen Sport“ habe er sich zu diesem Schritt entschlossen, sagte Bach am Donnerstag (9. Mai) bei einer Pressekonferenz im Haus des Deutschen Sports, der sich eine Telefonkonferenz mit internationalen Medienvertretern anschloss. „Anfang Juni “ wolle er seine Kandidatur „gemäß der IOC-Charta“ offiziell beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) in Lausanne einreichen und dann auch programmatische Ideen vorstellen. Motto seines Wahlkampfprogramms werde „Einheit in Vielfalt“ sein. Bis dahin werde er den Dialog suchen.
Er betrachte dies nicht als Rennen gegen andere IOC-Mitglieder, sagte Bach auf Frage eines Journalisten. „Ich will überzeugen, ich möchte, dass sie mir vertrauen und sich für mich entscheiden.“ Dabei wolle er mit seinen Argumenten den eigenen Ideen folgen. „Mir liegt an einem fairen Wettkampf, und ich freue mich darauf“, sagte der Olympiasieger im Fechten mit der Florett-Mannschaft 1976 in Montreal.
Die Situation erinnere ihn nun „tatsächlich an gute alte Athletenzeiten“, sagte Bach: „Man ist jetzt auf dem Weg in die Vorbereitung, ins Trainingslager, wenn man so will.“ Als Sportler liebe man Wettkampfsituationen.
Insofern betrachtet Bach Buenos Aires, wo am 10. September der Nachfolger des aktuellen IOC-Präsidenten Jacques Rogge gewählt wird, „als gutes Omen“, wie er sagte. Ein Jahr nach dem Olympiasieg war die deutschen Florettmannschaft 1977 in der argentinischen Hauptsstadt Weltmeister geworden, in einem äußerst spannenden Wettkampf: Gegen die Mannschafts Italiens lagen die Deutschen seinerzeit 1:7 zurück, ehe sie mit einer Aufholjagd noch den Welttitel erfochten.
Gleichwohl habe er nun nicht mit Absicht als Erster ins Kandidatenrennen gehen wollen, erklärte Bach. „So denke ich nicht. Ich musste mir selbst darüber im Klaren sein.“ Nun empfinde er es als eine Art persönliche Erleichterung, das nun bekanntzugeben. „Nun kann ich offen mit allen IOC-Mitgliedern und anderen Interessierten darüber reden. Ich kandidiere für mich und nicht gegen andere.“
Bach wäre der erste Deutsche in diesem Amt. Nur der frühere NOK-Präsident Willi Daume hatte sich zuvor beworben, war aber 1980 nicht gewählt worden. Eine erfolgreiche Kandidatur „wäre eine Anerkennung für den deutschen Sport“, sagte Bach.
In einem Brief hatte Bach die IOC-Mitglieder tags zuvor über sein Vorhaben informiert. Vorher hatte er den scheidenden Präsidenten Jacques Rogge telefonisch von seinem Entschluss in Kenntnis gesetzt.
Seit frühester Jugend und den ersten sportlichen Schritten „als Straßenfußballer und Fechter“ hätten der Sport und die olympische Idee sein Leben geprägt, ergänzte der IOC-Vizepräsident. Bei seinen vielfältigen Tätigkeiten in der Olympischen Bewegung sei ihm bewusst geworden, welch große Aufgabe der IOC-Präsident zu leisten habe. „Dieses Wissen macht mich demütig“, erklärte Bach. „Zugleich lassen mich meine im Ehrenamt und im beruflichen Leben in den Bereichen Sport, Wirtschaft, Politik, Recht und Gesellschaft gesammelten Führungs- und Managementerfahrungen auf nationaler und internationaler Ebene zu der Überzeugung kommen, für die Aufgabe des IOC-Präsidenten vorbereitet zu sein.“ Viele Kolleginnen und Kollegen im IOC und aus dem deutschen Sport hätten ihn in den vergangenen Monaten darin bestärkt. Deshalb habe er sich nach „reiflicher Überlegung“ zur Kandidatur entschlossen. „Ich wollte nicht mit einer Hängepartie antreten.“
Bach verneinte die Frage, ob er der erste bezahlte IOC-Präsident werden würde. Im Fall der Wahl wolle er die Aufgabe als Ehrenamt wahrnehmen.
Seine Kandidatur sehe er als „eher positiv“ für eine mögliche neuerliche Bewerbung um die Olympischen Winterspiele an, sagte Bach. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper erklärte, die Entscheidungen für eine Kandidatur um Olympia und um das höchste Sportamt müssten getrennt voneinander betrachtet werden.
Vesper berichtete in der Pressekonferenz, dass der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) seinem Präsidenten die volle Unterstützung zugesagt habe. Bach hatte das Präsidium tags zuvor in einer Telefonkonferenz von seiner Absicht unterrichtet, am 10. September 2013 auf der 125. IOC-Session in Buenos Aires bei der Wahl des Präsidenten anzutreten.
Das DOSB-Präsidium habe daraufhin gemeinsam mit Rainer Brechtken, dem Sprecher der Spitzenverbände, Günther Lommer, dem Vorsitzenden der Konferenz der Landessportbünde, Barbara Oettinger, der Vorsitzenden der Verbände mit besonderen Aufgaben, und IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger einstimmig eine Erklärung verabschiedet, in der man Bachs Absicht begrüße und bekräftige, dass der deutsche Sport hinter ihm stehe.
„Nach Ansicht des DOSB und seiner Mitgliedsorganisationen ist er ein herausragender Kandidat für das höchste Amt im Weltsport“, heißt es in der Erklärung weiter. „Er hat seine Führungsfähigkeit seit vielen Jahren in unterschiedlichsten Funktionen im nationalen und internationalen Sport unter Beweis gestellt.“ Im deutschen Sport schätze man Bach wie viele im internationalen Sport „als echten Mannschaftskapitän, der stets den Dialog mit seinen Partnern sucht“. Bach habe sich große Verdienste um den deutschen und internationalen Sport erworben. So sei dank seines integrativen Führungsstils die Fusion von Deutschem Sportbund und Nationalem Olympischem Komitee reibungslos gelungen. Der DOSB sei heute, sieben Jahre nach der Fusion, eine wichtige Kraft in der Mitte der Gesellschaft und die allseits anerkannte Stimme des Sports in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
In zahlreichen Reaktionen aus dem In- und Ausland nach Bekanntgabe der Kandidatur erhielt Bach weitere Unterstützung. So wünsche ihm auch Bundeskanzlerin Angela Merkel Erfolg, verbreitete Regierungssprecher Steffen Seibert über den Kurznachrichten-Dienst Twitter. Die Kanzlerin sei erfreut über Bachs Bewerbung ergänzte eine Regierungssprecherin im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur. Merkel schätze Bach; „er setzt sich national und international seit langem mit viel Engagement erfolgreich für den Sport ein.“ Als Olympiasieger, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes und IOC-Vize-Präsident verfüge Bach über große Erfahrung und Reputation auf allen Gebieten des nationalen und internationalen Sports.
Auch Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich begrüßte im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst ausdrücklich Bachs Kandidatur. „Sie ist die logische Konsequenz seines jahrzehntelangen intensiven Engagements für die Olympische Bewegung“, sagte er. „Kaum jemand vereint so viel Erfahrung als Sportler wie als Sportfunktionär auf sich."
Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erklärte seine volle Unterstützung. Präsident Wolfgang Niersbach sagte, er habe Bach spontan zur Kandidatur beglückwünscht. „Denn ich weiß, welch außergewöhnlich hohe Wertschätzung er im internationalen Sport genießt, über welch große Erfahrung und enorme Kompetenz er verfügt.“ Davon hätten die Fußballer profitiert beim Sommermärchen der WM 2006 und bei der Frauen-WM 2011, als Thomas Bach jeweils dem Aufsichtsrat des Organisationskomitees angehörte. „Für den gesamten deutschen Sport wäre es ein Zeichen größter Anerkennung, sollte er an die Spitze des IOC gewählt werden", erklärte Niersbach. Und weiter: „Dass die Zusammenarbeit zwischen dem DOSB und dem DFB so gut, weil absolut vertrauensvoll funktioniert, ist in hohem Maße Thomas Bach und Generaldirektor Michael Vesper zu verdanken.“
Josef Blatter, Präsident des Internationalen Fußball-Verbandes (FIFA), nannte gegenüber der DPA Bachs Ankündigung einen taktisch guten Schritt. „Man muss Courage haben, sich in einem Wahlkampf als Erster darzustellen“, sagte er. „Das finde ich gut.“
Besonders freute sich Bach auch über Stimmen aus Reihen der Athleten. So wünschten ihm neben anderen auch Beachvolleyball-Olympiasieger Jonas Reckermann, Judoka Miryam Roper und Rennrodler Andi Langenhan viel Glück. „Ich finde es eine tolle Entscheidung“, schrieb Langenhan. „Es wird sicherlich nicht einfach, aber spannend und aufregend. Ich wünsche Ihnen maximalen Erfolg.“
(Quelle: DOSB)