"Der Staat ist der größte Förderer des deutschen Olympiateams - und richtet sich am Medaillenspiegel auf. Doch die Rechnung ist zynisch , ordnet jene als gescheitert ein, die nie auf dem Treppchen stehen - und vergisst Vorbildwirkung und Freude", so lautet die Einleitung des FAZ-Artikels.
Das DOSB-Präsidium veröffentlicht dazu folgenden Kommentar:
"Es ist irritierend, wenn gerade Sportjournalisten offensichtlich den Sinn des Leistungssports verkennen und seine Förderung auf zynische Art und Weise angreifen. Deshalb muss den beiden Autoren die banale Weisheit, dass es im Leistungssport um Wettbewerb und Erfolg geht, noch einmal mitgeteilt werden.
Sie hätten sich diese selbstverständliche Erkenntnis auch bei jedem Bundesliga-Fußballspieler oder Mitglied einer Olympiamannschaft mit der einfachen Frage erwerben können, ob er denn am Wochenende mit seiner Mannschaft gewinnen oder bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver erfolgreich sein will.
Genau aus diesem Erfolg erwächst die Freude am und die Vorbildwirkung durch den Sport. Sie besteht gerade darin, dass Athletinnen und Athleten Erfolge aufgrund langjährigen täglichen Trainings, sorgfältiger Vorbereitung, hoher Disziplin und Einsatzbereitschaft erzielen. Ihnen und ihren Trainern dafür die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, ist Aufgabe der Sportförderung. Sportliche Erfolge sind also kein Abfallprodukt einer Spaßgesellschaft Leistungssport, sondern das Ergebnis zielgerichteter Anstrengungen unserer Athleten, Verbände und Förderer. Dass der Athlet dann in einem objektiven und fairen Wettkampf mit anderen erfolgreich ist, macht ihn zum Vorbild und erfüllt ihn mit Freude, um im Sprachgebrauch der Autoren zu bleiben.
Ein Leistungsprinzip, das im Übrigen in Wirtschaft und Gesellschaft akzeptiert und gefordert ist. Wir wollen zur Sicherung der Arbeitsplätze "Exportweltmeister" bleiben oder wieder werden, wir wollen zur Sicherung unserer Zukunft "Spitzenuniversitäten" im weltweiten Maßstab, wir wollen "Qualitätsjournalismus" zur Sicherung der Pressefreiheit. Selbst in der Pädagogik hängt niemand mehr den "Summerhill-Prinzipien" losgelöster, falsch verstandener Selbstverwirklichung nach.
Die Autoren verkennen in ihrem Beitrag jedoch nicht nur den Sinn des von Athleten ebenso bewusst wie freiwillig betriebenen Leistungssports. Sie verzerren darüber hinaus die Prinzipien der Förderung des Leistungssports in Deutschland. So wird eben im deutschen Sport gerade nicht die von ihnen als "zynisch" angeprangerte Kostenrechnung allein am Medaillenspiegel orientiert und "alles Sporttreiben allein dem Ziel Olympiasieg" untergeordnet. Das auch den Autoren bekannte Instrument der Zielvereinbarungen zwischen dem DOSB, dem BMI und den Verbänden beinhaltet vielmehr gemeinsam festgelegte Ziele über mehrere Jahre, auch außerhalb Olympischer Spiele und unterhalb der Medaillenränge.
Es sind im Übrigen weder der DOSB noch das BMI, die Sportler als Versager abstempeln und bei Misserfolg etwa Fördergelder zurückverlangen würden oder die Rückreise selbst bezahlen ließen. Weder Staat noch Sport ordnen Athleten als gescheitert ein, die nie auf dem Treppchen stehen - wie der Artikel behauptet. Gerade in dieser Hinsicht sollten sich die Medien ihres eigenen Umgangs mit weniger erfolgreichen Athleten selbst erinnern.
Der olympische Gedanke ist die Seele des Sports. Die Investition darin geht weit über Olympische Spiele und damit weit über den Sport hinaus. Mit 27,5 Millionen Mitgliedschaften ist der Sport die größte Bürgerbewegung Deutschlands. In der olympischen Erziehung werden unter anderem Werte wie Fairplay, Respekt oder Integration vermittelt. Der Sport ist Motor zahlreicher gesellschaftlicher Entwicklungen. Erinnert sei auch an die Wirkung der von Deutschland ausgerichteten internationalen Großereignisse. Die Fußball-WM 2006, die Leichtathletik-WM 2009, um nur zwei Beispiele zu nennen, haben das Bild unseres Landes im Ausland maßgeblich beeinflusst. Weltoffen, freundlich und sympathisch hat sich die Nation bei diesen Gelegenheiten präsentiert.
Ebenfalls bekannt ist den Autoren die Haltlosigkeit der von ihnen unwidersprochen wiedergegebenen Aussage von Wolfgang Maennig, Deutschland handele dem olympischen Geist zuwider, weil wir nicht "alle Welt zum Training auf unseren Bobbahnen einladen würden". Nun kann man über den olympischen Geist, verbale Ansprüche an andere und eigene Verwirklichung trefflich streiten. Fakt ist jedoch, dass Deutschland eines der größten Förderungsprogramme weltweit für Sportler aus Entwicklungsländern hat und in keinem Land der Welt so viele Trainingsläufe ausländischer Bob- und Schlittensportler stattfinden wie in Deutschland.
Anscheinend war den Autoren die nicht vorhandene sachliche Begründung ihrer Thesen bewusst. Denn nur so lässt sich erklären, dass sie schließlich auch noch zum Mittel der persönlichen Diffamierung greifen. Sie werfen unserem Generaldirektor vor, er stelle "sich wie selbstverständlich in die Tradition von DDR (...) und Hitlerdeutschland (...)." Dies ist aus der Sicht des DOSB Präsidiums völlig inakzeptabel und überschreitet die Grenzen eines verantwortungsvollen Journalismus, wie wir ihn ansonsten gerade bei der FAZ gewohnt sind und schätzen."
Das Präsidium des DOSB
Thomas Bach, Eberhard Gienger, Hans-Peter Krämer, Walter Schneeloch, Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, Ilse Ridder-Melchers, Ingo Weiss, Christian Breuer, Michael Vesper und als ständiger Gast Claudia Bokel.