Badmintonspieler in der Justizvollzugsanstalt

Nationalspielerin Johanna Goliszewski und Erstliga-Akteur Alexander

Roovers treten in der JVA Castrop-Rauxel zu einen Showmatch mit anschließender Trainingseinheit an.

 

Johanna Goliszewski und Alexander Roovers spielen mit Inhaftierten der JVA Castrop-Rauxel Badminton. Foto: DBV
Johanna Goliszewski und Alexander Roovers spielen mit Inhaftierten der JVA Castrop-Rauxel Badminton. Foto: DBV

Über Teamspiele in New York und Los Angeles, die Individual-Weltmeisterschaften in London und die Universiade im chinesischen Shenzhen in die Justizvollzugsanstalt (JVA) Castrop-Rauxel: Badminton-Nationalspielerin Johanna Goliszewski macht speziell in dieser Zeit Erfahrungen, wie sie unterschiedlicher wohl kaum sein könnten.

Am 7. September 2011 schlägt die 25 Jahre alte DM-Dritte im Damendoppel an ganz besonderer Stätte auf: Dann besucht Johanna Goliszewski gemeinsam mit Alexander Roovers, einem ihrer Mannschaftskollegen beim Badminton-Erstligisten1. BV Mülheim, die JVA Castrop-Rauxel, wo die beiden Badmintonasse in der anstaltseigenen Sporthalle zunächst in einem Showmatch demonstrieren werden, wie vielfältig und spektakulär die rasante Racketsportart sein kann. Anschließend geben sie badmintonbegeisterten Inhaftierten die Möglichkeit, zusammen mit ihnen zu trainieren und Tipps für die Verbesserung des eigenen Spiels zu erhalten.

„Ich habe von Karin Schnaase, die vor zwei Jahren mitgemacht hat, gehört, dass es eine richtig tolle Erfahrung war und die Leute sehr dankbar dafür waren, dass zwei Spitzen-Badmintonspieler ganz zwanglos mit ihnen trainiert und ihnen gezeigt haben, wie Badminton auf hohem Niveau gespielt wird“, erläutert Johanna Goliszewski die Beweggründe für ihre spontane Bereitschaft, an der Aktion in der Anstalt des offenen Strafvollzugs teilzunehmen. Bereits im Herbst 2009, als der Deutsche Badminton-Verband (DBV) erstmals eine Maßnahme dieser Art durchführte, hatte sich Johanna Goliszewski in die Veranstaltung einbringen wollen. Jedoch machte eine Verletzung, die sie einen Tag vorher erlitt, ihren Einsatz unmöglich. Karin Schnaase, mehrmalige Medaillengewinnerin bei Welt- und Europameisterschaften, war damals kurzfristig für ihre Nationalmannschaftskollegin eingesprungen. Als männlicher Vertreter war schon vor zwei Jahren Alexander Roovers dabei. Aufgrund seiner sehr positiven Erinnerungen an die etwa zweistündige Aktion sagte der amtierende Westdeutsche Meister im Herreneinzel auch gleich für die Neuauflage zu.

Badminton nach Fußball die gefragteste Sportart

„Die Veranstaltung gestaltete sich aus meiner Sicht für alle Beteiligten sehr erfreulich. Insofern haben wir in diesem Jahr beim Deutschen Badminton-Verband angefragt, ob eine Wiederholung möglich sei. Wir freuen uns sehr, dass dies so unkompliziert geklappt hat“, meint Klaus Fuhrmann, der in der JVA Castrop-Rauxel für die Gestaltung des Sportprogramms der Inhaftierten verantwortlich zeichnet und selbst seit mehr als 30 Jahren als Spieler, Trainer und Abteilungsleiter im Badmintonsport aktiv ist bzw. war. „Viele der bei uns Inhaftierten sind straffällig geworden, weil sie mit ihrer Freizeit nichts Sinnvollesanzufangen wussten. Wir möchten ihnen zeigen, wie dies gelingen kann. Sport ist dabei eine Möglichkeit der Freizeitgestaltung, die wir ihnen nahe bringen. Zugleich möchten wirdie Inhaftierten dazu animieren, sich erstrebenswerte Ziele zu setzen. Auch diesbezüglich bietet der Sport hervorragende Ansätze“, verweist Anstaltsleiter Julius Wandelt auf die Bedeutung des Sportprogramms in der JVA Castrop-Rauxel.

Klaus Fuhrmann ergänzt: „Die Sportart Badminton kommt bei den Inhaftierten überaus gut an. Nach Fußball ist sie die am meisten gefragte Sportart. Manche kommen sogar nach ihrer Entlassung noch zu uns zum Badmintonspielen. Ideal ist es natürlich, wenn sich die Inhaftierten nach ihrer Entlassung im Verein anmelden und dort weiterspielen – auch das kommt vor.“ An zwei bis drei Tagen pro Woche bietet Klaus Fuhrmann in der JVA Castrop-Rauxel Badminton an – zu unterschiedlichen Zeiten, damit auch diejenigen, die bis nachmittags einer Beschäftigung nachgehen, am Training teilnehmen können. In der anstaltseigenen Halle stehen vier Felder zur Verfügung, auf denen die Inhaftierten die korrekte Schlagtechnik erlernen, sich im Wettkampf messen, gemeinsam Spaß haben und auf den Geschmack kommen können, auch nach ihrer Entlassung regelmäßig diese Sportart auszuüben – und damit auf sinnvolle Weise ihre Freizeit zu verbringen.

(Quelle: Deutscher Badminton-Verband)


  • Johanna Goliszewski und Alexander Roovers spielen mit Inhaftierten der JVA Castrop-Rauxel Badminton. Foto: DBV
    Johanna Goliszewski und Alexander Roovers spielen mit Inhaftierten der JVA Castrop-Rauxel Badminton. Foto: DBV