Behrenbruch ist Europameister im Zehnkampf

Mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 8558 Punkten krönte sich Pascal Behrenbruch bei der Leichtathletik-EM in Helsinki zum "König der Athleten" und sicherte sich den ersten internationalen Titel seiner Karriere.

Pascal Behrenbruch gewinnt den Zehnkampf-Wettbewerb bei der EM 2012 in Helsinki. Foto: picture-alliance
Pascal Behrenbruch gewinnt den Zehnkampf-Wettbewerb bei der EM 2012 in Helsinki. Foto: picture-alliance

Zudem setzte sich der 27 Jahre alte Frankfurter hinter dem neuen Weltrekordhalter Ashton Eaton (9039) aus den USA auf Platz zwei der Weltrangliste.

"Es lief eigentlich überall gut. Es ist ein richtig geiles Ding rausgekommen", sagte Behrenbruch und betonte: "Ich wollte es einer Person zeigen. Die Leistung gibt mir recht. Ich konnte meinen Weg gehen, in Estland war alles perfekt."

Behrenbruch wurde seiner Favoritenstellung souverän gerecht und deklassierte die Konkurrenz. Hinter dem WM-Siebten von 2011 holte der Ukrainer Alexej Kasjanow mit deutlichem Abstand (8321) Silber. Dritter wurde Ilja Schurenjow aus Russland mit 8219 Punkten.

Norman Müller aus Halle landete mit 8003 Punkten auf Rang sieben. Der erst 19 Jahre alte EM-Debütant Mathias Brugger (Ulm) musste seinen Wettkampf vor dem Stabhochsprung verletzungsbedingt beenden.

Behrenbruch zeigte an den beiden Wettkampftagen kaum eine Schwäche und glänzte besonders im Kugelstoßen, als ihm mit 16,89 m die größte Weite in der EM-Geschichte des Zehnkampfs gelang, sowie im Stabhochsprung (5,00 m). Für die Vorentscheidung sorgte er beim Speerwerfen, als er Kasjanow ganze 227 Punkte abnahm. Der WM-Sechste von 2009 ist damit der erste deutsche Europameister seit 1971. Damals holte Joachim Kirst für die DDR Gold - ebenfalls in Helsinki.

Jetzt schwang sich ausgerechnet Behrenbruch zu seinem Nachfolger auf. Der 1,96 m große und 94 Kilo schwere Modellathlet galt lange als Hallodri, der sein Talent nicht ausschöpft - als Bad-Boy, der zu viel Party macht und sein Potenzial verschwendet.

Doch im vergangenen Jahr drückte er den Reset-Knopf. Nachdem ihn der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) aus dem Top-Team-Kader gestrichen und sich sein Trainer Jürgen Sammert von ihm getrennt hatte, startete der Liebhaber schneller Autos neu durch und verlagerte seinen Lebensmittelpunkt nach Tallinn in Estland.

Die Luftveränderung im Baltikum tat ihm offenbar gut, Behrenbruch wirkt spritziger - und vor allem gereifter als zuvor. In der Hauptstadt Estlands trainiert er unter Andrej Nazarow, der einst Erki Nool zum Weltklasse-Zehnkämpfer formte. Manchmal kommt auch der Olympiasieger höchstpersönlich vorbei und macht Behrenbruch Dampf. "Er fordert sehr viel von mir. Immer Vollgas", sagte Behrenbruch.

"Der Erfolg gibt ihm recht. Der Schritt nach Tallinn war sehr mutig, er hat bewiesen, dass er kein Warmduscher ist", sagte Frank Busemann, Olympia-Zweiter von 1996, dem SID, "er hat sich den Titel verdient."

Kurios: Der früher als Hallodri verschrieene Modellathlet ist in der finnischen Hauptstadt gegen den Willen des DLV gestartet. "Der Bundestrainer wollte eigentlich nicht, dass wir beides machen, EM und Olympia", sagte Behrenbruch, "ich bin eigentlich ein ganz lieber Typ, aber ich habe nunmal einen eigenen Kopf und treffe meine eigenen Entscheidungen."

Mit 27 Jahren ist er im besten Zehnkampfalter und sucht auch bei den Olympischen Spielen in London (27. Juli bis 12. August) seine Chance. "Gold ist natürlich für Ashton Eaton reserviert", sagte Behrenbruch. Der Amerikaner schraubte den Weltrekord am vergangenen Wochenende bei den US-Trials in Eugene/Oregon auf 9039 Punkte. Aber dahinter sei alles offen, meint er. Auf lange Disco-Nächte will Behrenbruch bis London deshalb verzichten.

(Quelle: SID)


  • Pascal Behrenbruch gewinnt den Zehnkampf-Wettbewerb bei der EM 2012 in Helsinki. Foto: picture-alliance
    Pascal Behrenbruch gewinnt den Zehnkampf-Wettbewerb bei der EM 2012 in Helsinki. Foto: picture-alliance