Berliner Zeitung: Zum Problem von Asthma und Asthma-Medikamenten im Spitzensport

Der Berliner Asthma-Spezialist Professor Ulrich Wahn, Direktor am Charité-Campus Virchow Klinikum erläutert in der aktuellen Ausgabe der Berliner Zeitung (29.11.) in einem ausführlichen, von Barbara Klimke geführten, Interview, den Zusammenhang zwischen Asthma und Spitzensport.

 

 

 

"Man muss sehr genau nachprüfen, ob es sich um ein scheinbares Asthma handelt, oder ob es wirklich zu einer Erhöhung der Atemwegswiderstände, also zu einer Verengung der Bronchien, kommt", erklärt Prof. Wahn und betont:

 

 

 

"Jeder Arzt, der sich mit Asthma und Sport beschäftigt, kennt die enge Grauzone, in der er trennen muss: Welcher Patient könnte unter Umständen gar keinen Spitzensport betreiben, wenn er das Medikament nicht erhielte? Und bei wem muss man es ablehnen, weil es Doping ist".

 

 

 

In komplexen Fällen sei für die Unterscheidung neben viel Erfahrung auch experimenteller Aufwand mit Belastungstests, Blutgasanalysen und Lungenfunktionsüberwachungen notwendig.

 

 

 

Der Mediziner weist jedoch auch darauf, dass Asthma nicht nur im Hochleistungsbereich ein epidemisch immer ernster zu nehmendes Problem ist:

 

 

 

"Asthma ist in der Gesamtbevölkerung zur Volkskrankheit geworden. Was wir Ärzte sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs. Wer sich nur vom Auto in den heimischen Sessel bewegt, wird allerdings weniger von seiner Asthma-Neigung spüren", sagt Wahn, der derzeit von zwei Betroffenen pro Schulklasse ausgeht.

 

 

 

Insbesondere bei Wintersportarten könne es, so der Mediziner, zum Austrocknen und Auskühlen der Bronchien und damit zu Luftnot durch Bronchialverengung kommen. Betroffen sind jedoch auch Ausdauersportarten mit Maximalbelastung und Sportarten im feucht-warmen Milieu wie etwa das Schwimmen.

 

 

 

Das Internationale Olympische Komitee hatte bereits im Vorfeld angekündigt, den Missbrauch von Asthmamitteln in Salt Lake City unterbinden und gegen den signifikanten Anstieg bei der Verwendung von Asthmamitteln bei den zurückliegenden Olympischen Spielen vorgehen zu wollen.

 

Viele Asthma-Mittel enthalten Bestandteile die auf der IOC-Liste der verbotenen Substanzen anzutreffen sind. Ihre systematische und missbräuchliche Anwendung kann anabole Effekte haben. Von allen Aktiven, die bei den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City die Genehmigung für die Verwendung von Asthma-Mitteln beantragten, wird deshalb ein klinischer Beleg für ihr Leiden verlangt.

 

 

 

Experten der medizinischen Kommission des IOC werden diese Informationen auswerten und von Fall zu Fall überprüfen, heißt es in der Meldung weiter. Sollte die Kontrolle ergeben, dass keine ausreichende Begründung für die Verwendung von Asthma-Mitteln besteht, hat die Medizinische Kommission das Recht, den Antrag des Athleten auf Verwendung dieser Mittel abzulehnen.

 

 

 



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