„Bewegte Zeiten. Sport macht Gesellschaft“

Der Sport hat Geschichte und eine bemerkenswerte Vielzahl an Geschichten zu bieten, es ist also höchste Zeit für das Thema beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten.

So könnte Sport bei den Olympischen Spielen der Antike ausgesehen haben. Foto: picture-alliance
So könnte Sport bei den Olympischen Spielen der Antike ausgesehen haben. Foto: picture-alliance

Vor wenigen Tagen, es war der 1. September, wurde die 27. Auflage des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten ausgerufen. Auch wenn es sich, nicht nur aufgrund seines präsidialen Labels, um den hierzulande im Blick auf die Jugend bedeutendsten Forschungsauftrag in historischer Sache handelt, wäre dies an dieser Stelle wohl kaum der Rede wert, wenn nicht zum ersten Mal der Sport das Thema wäre. Dies ist, ungeachtet der Frage, warum die perfekte Themenwahl so lange auf sich hat warten lassen, sehr zu begrüßen, wird doch eine Dimension des Sports in den Fokus gerückt, die jenseits aktueller und meist kurzlebiger Implikationen seine Relevanz erklärt und ein Stück weit auch begründet.

Denn natürlich lebt der Sport von der Faszination des Augenblicks, doch seine gesellschaftliche Bedeutung erwächst nicht, jedenfalls nicht vordergründig aus der stets neu erlebten, zugleich uralten Ambivalenz von Sieg und Niederlage. Auch wenn strahlende Sieger und bisweilen auch bedauernswerte Verlierer nicht selten ihren Platz in den Geschichtsbüchern finden.

Versteht sich der Reiz klassischer Heldengeschichten, so hat der Sport doch noch weit mehr Geschichte und eine bemerkenswerte Vielzahl an Geschichten zu bieten. Eben dieser und diesen auf die Spur zu kommen, ist nun ambitionierten Nachwuchsforscher*innen ans Herz gelegt. Dass deren Motivation im Kontext eines Wettbewerbs geweckt und befördert werden soll, korrespondiert auf ebenso treffliche wie bezeichnende Weise mit dem diesmaligen Thema, das unter dem Titel „Bewegte Zeiten. Sport macht Gesellschaft“ eben Bewegung und Wettkampf in den Blick nimmt.

Dabei mag die Palette der potenziellen Fragestellungen so vielfältig sein wie die Erfahrungshorizonte und Interessen der Mitwirkenden. Sei es die Historie des Vereins, in dem man selbst aktiv ist. Oder das sportliche Wirken von Persönlichkeiten aus dem familiären oder lokalen Umfeld. Oder eine (sport)historisch besonders aufgeladene Zeit wie die des Nationalsozialismus oder spezifische Ereignisse wie ein Turnfest, eine Meisterschaft oder ein traditionsreiches Derby zwischen Nachbarn. Man könnte etwa auch die Bewerbung Kölns um die Ausrichtung der Olympischen Spiele von 1936 oder die Geschichte des Frankfurter Waldstadions unter die Lupe nehmen – um nur zwei von tausend Möglichkeiten aufzuzeigen.

Nur am Rande sei erwähnt, dass besagter Wettbewerb selbst auch über eine eigene Geschichte verfügt. Schließlich wurde er bereits 1973 vom damaligen Amtsträger Gustav Heinemann ins Leben gerufen, der einer Initiative von Kurt A. Körber folgte, dessen Stiftung seitdem den Wettbewerb im Namen und im Auftrag des Staatsoberhaupts organisiert. Dabei werden junge Menschen vom Grundschulalter bis zum 21. Lebensjahr im zweijährigen Turnus dazu einge-laden, sich auf selbst gewählte Weise mit den jeweils aufgerufenen Aspekten der deutschen Geschichte zu beschäftigen. Bisher haben knapp 150.000 Jugendliche ca. 33.000 Beiträge eingereicht. Den jeweiligen Siegerinnen und Siegern winken ein Empfang in Schloss Bellevue sowie Geld- und andere Preise.

Wenn diesbezüglich nun also erstmals die Geschichte des Sports in Rede steht, dann bietet sich das Deutsche Sport & Olympia Museum als eine prädestinierte Anlaufstelle für Interessierte an. So hat das Haus eine umfängliche Kooperation mit der Körber-Stiftung und dabei unter anderem vereinbart, im Rahmen des Wettbewerbs einen Sonderpreis für Arbeiten mit olympischem oder paralympischem Bezug auszuloben. Vorgesehen ist auch, die prämierten Beiträge zu gegebener Zeit – der Wettbewerb läuft bis Ende Februar des kommenden Jahres – in angemessener Weise im Museum zu präsentieren.

P.S.: Im Rahmen einer Reihe von Auftaktveranstaltungen findet am 14. September im Deutschen Sport & Olympia Museum ein Tutorenworkshop statt. Zu Gast sind unter anderem die zweifache Olympiasiegern Ulrike Nasse-Meyfarth, Weltmeisterin Steffi Nerius und Weltmeister und Olympiasieger Torsten May, die Auskunft geben über ihre je eigene Sport-Geschichte. Dies ist vor Ort, aber auch als Livestream erlebbar.

Informationen zur Veranstaltung sowie zum Geschichtswettbewerb generell finden sich unter www.koerber-stiftung.de sowie unter www.sportmusem.de.

(Autor: Andreas Höfer)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • So könnte Sport bei den Olympischen Spielen der Antike ausgesehen haben. Foto: picture-alliance
    Relief einer Ringerszene des Olympischen Spiele der Antike Foto: picture-alliance