Bewegung sollte den Lebensstil prägen

 

„Warum gibt es in bestimmten Gebieten Japans so viele Hundertjährige?“ wollten Wissenschaftler der Harvard-Universität herausfinden. Die Antwort liegt nicht etwa

genetisch, sondern im Lebensstil begründet: eine ausgewogene, fettarme Ernährung, regelmäßige Bewegung – bis ins hohe Alter praktizierte traditionelle Kampfsportarten, Tanzen, Laufen – wenig Alkohol und Nikotin und ein relativ stressfreies Lebensgefühl.

Die älter werdende Gesellschaft ist einer der mächtigsten und umfassenden Trends der nächsten Jahrzehnte. Die Enquete-Kommission des Bundesta-ges „Demographischer Wandel“ geht für Deutschland von einer Zunahme von 1,5 Jahren pro Jahrzehnt aus. Die von chronisch degenerativen Krankheiten geprägte Lebensphase verlängert sich dadurch kontinuierlich und stellt den größten kostentreibenden Faktor für alle Gesundheitssysteme der entwickelten Industriegesellschaften dar. Kein Wunder, dass das Problem europäische und amerikanische Regierungen gleichermaßen beunruhigt. Einig ist man sich weltweit, dass es nur eine Methode gibt, die beschwerdefreie Lebensspanne zu vergrößern und die Krankheitsphase zu verkürzen: Die flächendeckende Einführung präventiver Maßnahmen.

Spaß an der Bewegung und gesundem Essen will deshalb der US-Präsident mit der großangelegten Initiative „Gesünderes Amerika“ vermitteln. Der sportliche George Bush weiß, wovon er spricht. Seine Sportstunden sind ihm heilig; er läuft bis zu 40 km pro Woche, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Durchschnitt 3 mal pro Woche sportlich aktiv.

In Deutschland gibt es zwar viele politische Bekenntnisse und Theorie-Modelle zur Gesundheitsförderung, aber nur wenige Programme, die flächendeckend präventiv wirksam werden. So ist es nicht verwunderlich, dass die Sportorganisationen unter dem Dach des Deutschen Sportbundes (DSB) nach jahrelanger kontinuierlicher Entwicklung von Konzeptionen, Strategien und Programmen sowie der zugehörigen Finanzierung in Deutschland wie international beispielgebend sind für nachhaltige Präventionsmodelle. In vielen Sportverbänden wurde seit Jahren systema-tisch an qualitativ hochwertigen und motivierenden Methoden z. B. der Herz-Kreislauf-Prävention durch Bewegung gearbeitet. Neben den Fachverbän-den sind es gerade auch die Landessportbünde, die sich seit langem mit dem Thema „Sport und Gesundheit“ befassen, Ausbildungsprogramme entwickeln und Beratungsmaßnahmen für die Vereine fördern. So wurde beispielsweise in Berlin der entscheidende Meilenstein in der Geschichte des späteren Qualitätssiegels „SPORT PRO GESUNDHEIT“ gesetzt. Mit politischen Gespür und Pragmatismus wurde vom dortigen Landessportbund bereits im Juni 1996 der Schulterschluss mit dem damaligen Landesärztekammer-Präsidenten Ellis Huber praktiziert, und es wurde mit einem „Gütesiegel Gesundheitsport“ ein starkes Zeichen gegen die von der damaligen Bundesregierung eingeleitete Anti-Präventionspolitik gesetzt. Gleichzeitig entstand damit die Initialzündung für ein bundesweites Qualitätssiegel. Zu Gunsten einer bundesweiten Lösung wurde von den Berliner Pionieren das eigene Siegel hinten angestellt. So konnte letztlich das Programm SPORT PRO GESUNDHEIT entstehen, das nicht nur national, sondern auch international höchste Anerkennung genießt und Modellcharakter besitzt, wie auch die Auszeichnung mit der Trophäe 2002 des Internationalen Olympischen Comitees (IOC) deutlich gemacht hat.

Alle Präventionsbemühungen der vergangenen Jahre haben gezeigt: nur langfristige und kontinuierliche Umsetzungsprozesse führen letztlich zum Erfolg. Um Verhalten zu ändern – und nur darum geht es in der Prävention – braucht man neben glaubwürdigen Inhalten vor allem verlässliche strategische Partner sowie flächendeckende und qualitätsgesicherte Strukturen. Zukunftsprobleme sind weder mit Aktionismus noch mit Plänen in der Schublade zu lösen.