Sport draußen, an der frischen Luft, ist für viele Menschen ein wichtiger Ausgleich zu ihrem oft stressigen Alltag. Bewegung ist gut für die Gesundheit und das Wohlbefinden. Ob Joggingrunde oder Gleitschirmflug, ein Ausritt, eine Klettertour oder Schwimmeinheit – Sport entlastet uns. Durch die Bewegung und positive Erlebnisse beim Wandern etwa werden Endorphine, Glückshormone, freigesetzt. Vielfältigen Ausgleich durch Sport suchen wir gerade draußen in der Natur – die damit verbundenen Möglichkeiten sind ein hohes Gut, das viele von uns sehr wohl zu schätzen wissen.
So zeigt unsere aktuelle Naturbewusstseinsstudie, dass für die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland die Natur zu einem guten Leben dazu gehört. 92 Prozent der für die jüngste Studie Befragten verbinden Natur mit „Vielfalt“ und genauso viele mit „Gesundheit und Erholung“. Raum für Sport und Erholung ist aber nicht das Einzige, was die Natur oder vielmehr unsere Lebensräume und Landschaften zu bieten haben: Sie versorgen uns mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln oder auch mit Wirkstoffen, die Krankheiten lindern oder sogar heilen können. Sie wirken außerdem regulierend auf unser Klima, ja bewirken letztlich, dass Leben auf der Erde überhaupt möglich ist.
Dass wir diese Leistungen der Natur meist als kostenlos und schier unbegrenzt verfügbar wahrnehmen und vielleicht gerade deshalb oft recht sorglos mit ihr umgehen, stimmt nachdenklich. Denn unser physisches und psychisches Wohl hängt nicht nur von sauberem Wasser oder sauberer Luft ab, sondern auch von der Möglichkeit, Natur zu erleben, von naturnahem Freiraum für Bewegung und Sport – auf dem Land und auch in der Stadt. Und für eben diese Zusammenhänge zwischen Natur und Gesundheit gilt es ein Bewusstsein zu schaffen – und diesem Bewusstsein dann auch Taten folgen zu lassen.
Die Natur zu bewahren, kann auch und gerade beim Sport ganz einfach sein: Schon vermeintlich kleine Beiträge wie auf den ausgewiesenen Wegen zu bleiben oder seinen Müll nicht achtlos zu „entsorgen“, können in der Summe viel bewirken. Es geht aber auch darum, wie wir zum Sport in die Natur anreisen, wie viel Energie, Fläche, Wasser oder Ressourcen wir nutzen, wenn wir zum Wohle von Geist und Körper in freier Natur, im Fitnessstudio oder der Turnhalle schwitzen. Und uns hinterher pflegen und verpflegen.
Denn Sport verbraucht zugleich auch Natur. Der anhaltende Verlust an biologischer Vielfalt zeigt, dass weiterhin ein dringender Handlungsbedarf besteht, dass wir auch beim Sport an die Natur denken müssen. Wir brauchen das Engagement der Sporttreibenden für den Naturschutz, damit wir auch in Zukunft ansprechende Sporträume in der Natur nutzen können. Damit Naturerlebnisse uns auch morgen noch guttun. Und damit die Natur in ihrer Vielfalt erhalten bleibt.
Auch für die Natur brauchen wir die Vereine: Ihre Trainerinnen und Trainer bringen den Menschen nicht nur die optimalen Bewegungsabläufe und das sportliche Regelwerk bei. Insbesondere bei den Natursportarten ist der Naturschutz in vielen Kursen und Fortbildungen bereits Thema. Wenn wir es schaffen, den Wert der Natur gut zu vermitteln, dann wird sich das letztlich für uns alle auszahlen. Denn eine intakte Natur und ein stabiles Klima kommen schließlich auch den Sportlerinnen und Sportlern zu Gute: zu Lande, zu Wasser und in der Luft.
(Autorin: Professor Dr. Beate Jessel ist Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz; dieser Kommentar erschien zunächst im Juni als Leitartikel im DOSB-Informationsdienst „Sport schützt Umwelt“ Nr. 126.)
In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.