„Bildung braucht Bewegung! Kein Verzicht auf Sport in der Schule“

Gemeinsames Positionspapier des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Deutschen Sportjugend

Der Mangel an Bewegung, Begegnung und Mitsprache ist für viele junge Menschen momentan immer noch Alltag und verstärkt die ohnehin vorhandene Bewegungskrise bei Kindern und Jugendlichen. Foto: picture-alliance
Der Mangel an Bewegung, Begegnung und Mitsprache ist für viele junge Menschen momentan immer noch Alltag und verstärkt die ohnehin vorhandene Bewegungskrise bei Kindern und Jugendlichen. Foto: picture-alliance

In Zeiten der Corona-Pandemie ist es eine besondere Herausforderung, Sport für Kinder und Jugendliche unter veränderten und an die aktuelle Situation angepassten Hygieneregeln zu organisieren – auch in Schulen. Für viele Wochen gab es aufgrund der Corona-Pandemie in ganz Deutschland keinen Schul- und damit auch keinen Sportunterricht. Das ist aber nur ein Teil des Problems. Die Corona-Krise hat dazu geführt, dass nicht nur die körperliche Bewegung, sondern auch soziale Kontakte und persönliche Interaktionen zu kurz kommen. Der Mangel an Bewegung, Begegnung und Mitsprache ist für viele junge Menschen momentan immer noch Alltag und verstärkt die ohnehin vorhandene Bewegungskrise bei Kindern und Jugendlichen. Derzeit ist noch nicht erkennbar, wie der (Schul)Alltag unter den gegebenen Bedingungen ermöglicht wird. Neben dem Wiedereinstieg in das vereinsbasierte Sporttreiben muss auch der Schulsport wieder stattfinden und in seinem Stellenwert zur Bewegungs- und Gesundheitsförderung wahrgenommen werden. Sporthallen sollten zudem gemäß ihrer Zweckbestimmung vor allem für Spiel, Sport und Bewegung verwendet werden.

Wir fordern, nach gangbaren Wegen zu suchen, um einen bewegten Schulalltag unter Einbeziehung des Unterrichtsfachs Sport und des Schulsports zu ermöglichen. Hierfür bietet die Deutsche Sportjugend ausdrücklich ihre Kooperation an.

Der Deutsche Olympische Sportbund und die Deutsche Sportjugend fordern die Bildungsministerien der Länder sowie alle in Schulen Verantwortlichen auf, parallel zur Öffnung von Schulen die notwendige und unverzichtbare Bewegungsförderung aller Kinder und Jugendlichen zu berücksichtigen:

  1. Sportunterricht wieder anbieten! Bildung ist mehr als Mathe- und Deutschunterricht. Sportunterricht und Schulsport müssen zeitnah wieder stattfinden. Die Bildungsministerien der Länder sind nun aufgefordert, Bewegungsangebote und den Sportunterricht in die Planungen zur Gestaltung des Schulalltags mit aufzunehmen.
  2. Alle Kinder und Jugendliche in Bewegung bringen! Der Sportunterricht und der Schulsport sind zentrale und unverzichtbare Elemente für die Bewegungs- und Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen. Sie können und müssen wieder möglich sein. Da nur über die Schule alle Kinder und Jugendliche erreicht werden, können sie alle nur dort in Bewegung gebracht werden.
  3. Alternative Bewegungsideen entwickeln – Bewegungsräume im Freien nutzen! Hierfür können im Sportunterricht und im Schulsport auch alternative Bewegungs- und Sportmöglichkeiten angeboten werden. Jede Schule kann zunächst für notwendige Sport- und Bewegungsangebote im Freien unter Berücksichtigung des Gesundheitsschutzes und der Hygienevorgaben sorgen. Sobald es wieder möglich ist, sollte der Sportunterricht und der Schulsport auch wieder in der Halle stattfinden. Alternative Bewegungsideen in Kleingruppen sind für den Klassenraum und auf dem Schulhof zu entwickeln. Denn wenn Distanzregeln eingehalten, Körperkontakte auf ein Minimum reduziert, kreative Bewegungsformen im Freien angeboten und die Hygieneregeln eingehalten werden, muss Bewegung, Spiel und Sport auch im schulischen Kontext möglich sein und umgesetzt werden können.
  4. Kooperationen mit Sportvereinen nutzen! Die Schulen sollten dabei auf die lokalen Sportvereine zugehen und neue Kooperationen eingehen oder bestehende Netzwerke nutzen. Die kooperierenden Sportvereine können mit ihrer fachlichen Expertise der qualifizierten Übungsleiter*innen und Trainer*innen dabei unterstützen, gute und kreative Lösungen zu entwickeln.
  5. Digitale Bewegungsangebote in den Schulalltag einbeziehen! Sportlehrkräfte können digitale Bewegungsaufgaben erstellen und digitale Sportstunden anbieten. Dabei kann auch auf digitale Bewegungs- und Sportangebote der Sportverbände und -vereine zurückgegriffen oder verwiesen werden. Eine Sammlung guter gelungener Beispiele für digitale Bewegungsideen zuhause wurden unter #heimarena auf dem Youtube-Kanal der dsj zusammengestellt. In Kürze wird es unter #sportjugendarena zudem gute und kreative alternative Bewegungs- und Sportideen für Kinder und Jugendliche im Sportverein und in der Schule geben.
  6. Bewegungshausaufgaben aufgeben! Auch in den kommenden Wochen wird ein großer Teil des Unterrichts zu Hause stattfinden müssen. Aber auch im „Homeschooling“ können neben den Aufgaben in anderen Unterrichtsfächern auch Bewegungshausaufgaben als wichtiger Ausgleich zum „sitzenden Lernen zu Hause“ erteilt werden.
  7. Bewegte Pausen einführen! Der Unterricht in den Schulen soll vermehrt als bewegter Unterricht erfolgen. Bewegte Pausen auf vorher festgelegten, zugewiesenen Teilflächen des Schulhofes unter Wahrung des Mindestabstands müssen ermöglicht werden.

Aktuelle Studien (wie z.B. die MoMo-Studie) belegen, dass sich bereits vor Corona mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen nicht genug bewegt haben. Dem aktuell durch Corona nochmals verstärkten Bewegungsmangel gilt es nun aktiv, entschlossen und gemeinsam von Schule und Sportverein entgegenzuwirken.

(Quelle: DOSB)


  • Der Mangel an Bewegung, Begegnung und Mitsprache ist für viele junge Menschen momentan immer noch Alltag und verstärkt die ohnehin vorhandene Bewegungskrise bei Kindern und Jugendlichen. Foto: picture-alliance
    Der Mangel an Bewegung, Begegnung und Mitsprache ist für viele junge Menschen momentan immer noch Alltag und verstärkt die ohnehin vorhandene Bewegungskrise bei Kindern und Jugendlichen. Foto: picture-alliance