Bildung geht uns alle an

Ein Dialog zwischen der Bildungspolitik, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft war längst überfällig, finden die Autorinnen Karin Fehres und Gudrun Schwind-Gick.

Lebenslanges Lernen im Sportverein. Foto: LSB NRW
Lebenslanges Lernen im Sportverein. Foto: LSB NRW

Unter dem Motto „Bildung geht uns alle an!“ fand am 11. Mai 2015 ein Dialog zwischen Akteuren der Bildungspolitik, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft statt. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte die Gelegenheit, die Stimme für den „Bildungsort Zivilgesellschaft“ zu erheben.

Es ist den Organisatoren der Veranstaltung, dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft gemeinsam mit der Bertelsmann-Stiftung, hoch anzurechnen, dass sie eine Plattform für diesen wichtigen Dialog boten. Ein Dialog, der schon längst überfällig ist.

Denn bereits 1997 veröffentlichte die UNESCO einen Bericht zur Bildung für das 21. Jahrhundert, in dem geschrieben steht: „Keines der Talente, die in jedem Menschen wie ein verborgener Reichtum schlummern, darf ungenutzt bleiben“. Es geht um nichts weniger, als die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen eines jeden Einzelnen zu fördern und dazu geeignete Gelegenheiten zu schaffen. Da mutet es doch merkwürdig an, dass die Bildungspotenziale zivilgesellschaftlicher Organisationen, wie Kirchen, Stiftungen und auch Vereinssport, nicht schon viel eher in den Blick gerückt wurden. 

Wenn bisher die Akteure der Zivilgesellschaft die Anerkennung ihrer Leistungen anmahnten, führte dieser Wunsch bei den zuständigen politischen Stellen und bei den Vertreterinnen und Vertretern der formalen Bildungsorte wie Schule, Hochschule und Berufsbildung auf Abwehrreaktionen. Meist wurden diese Wünsche erst gar nicht gehört.

Das ist vielleicht sogar nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass die Anerkennung dieser Leistungen ja bedeuten würde, die „Definitionshoheit“ darüber, was wir unter Bildung verstehen, mit anderen teilen zu müssen. Denn bisher ist – sind wir mal ehrlich – die Vorstellung eines jeden Einzelnen von den formalen Bildungsinstitutionen geprägt.

Umso wichtiger war dieser Dialog, der hoffentlich der Beginn noch vieler weiterer Gesprächsgelegenheiten ist. Immerhin: Eine Vertreterin des für Bildungsfragen zuständigen Bundesministeriums hat die Bildungsleistungen der Zivilgesellschaft gewürdigt, ein renommierter Bildungsforscher ebenso! Soweit scheint alles gut!

Allerdings zeigte sich auch, dass für eine wirkliche Annäherung auch noch viel Überzeugungsarbeit nötig sein wird. Etwa dann, wenn selbst in dieser Diskussion vorrangig die zivilgesellschaftlichen Bildungsorte in den Köpfen lebendig werden, die eine direkte „Bildungs-Dienstleistungen“ für die formalen Bildungsorte erbringen, wie etwa Fördervereine oder Hausaufgabenhilfe.

Hier zeichnet sich deutlich eine Aufgabe für die Organisationen der Zivilgesellschaft ab: nämlich ihre ganz besonderen und einzigartigen Bildungsleistungen zu definieren und diese in die nun angestoßene gesellschaftliche Debatte einzubringen. Dazu sind Wohlwollen und ein offenes Ohr bei den Vertretern der formalen Bildungsinstitutionen notwendig. Ebenso wichtig ist aber eine von Transparenz und Kooperationswillen geprägte Haltung zivilgesellschaftlicher Akteure, die insbesondere Prof. Dr. Thomas Rauschenbach anmahnte.

Der erste Schritt ist nach diesem vielversprechenden Abend im Berliner Allianz-Forum getan. Nun wird es darum gehen, diesen Gesprächsfaden weiter zu spinnen und in viele Orte der Bildungsrepublik Deutschland zu tragen.

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier als DOSB-Blog veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • Lebenslanges Lernen im Sportverein. Foto: LSB NRW
    Lebenslanges Lernen im Sportverein. Foto: LSB NRW