Wie in den letzten Jahren beschäftigte sich die Tagung mit dem Großprojekt „Umsetzung der DOSB-Rahmenrichtlinien“, das den DOSB und die Ausbildungsexpertinnen und -experten in den ausbildenden DOSB-Mitgliedsorganisationen bereits seit einigen Jahren in Atem hält. Nachdem die Bildungsfachleute die letztjährige Tagung genutzt hatten, um in einer Open-Space-Veranstaltung die relevanten Themen für die weitere Qualitätsentwicklung in der verbandlichen Aus-, Fort- und Weiterbildung zu identifizieren, konnten am ersten Tag der diesjährigen Tagung bereits Ergebnisse und Erkenntnisse vorgestellt werden.
"Gelebte" Partnerschaft mit der Bundespolizei
Die Vizepräsidentin des DOSB für Bildung und Olympische Erziehung, Gudrun Doll-Tepper, begrüßte 77 Bildungsexpertinnen und -experten aus den DOSB-Mitgliedsorganisationen, den DOSB-Akademien, der Bundeswehr und der Bundespolizei. Sie bedankte sich beim Präsidenten der Bundespolizeiakademie, Bernd Brämer, für die Gastfreundschaft und betonte die Bedeutung für den DOSB, die Bundespolizei als starken Partner zu haben. „Diese Partnerschaft ist eine gelebte Partnerschaft, über die der DOSB sehr glücklich ist, und die bereits viele positive Früchte getragen hat. Nicht nur die allseits beachtete Partnerschaft im Spitzensport, die uns bereits so viele Erfolge für den deutschen Sport beschert hat, sondern auch die Partnerschaft bei der Ausbildung von Übungsleiterinnen und Übungsleitern ist für uns von großer Bedeutung“, sagte Doll-Tepper.
Online-Lizenzierung gegen hohen Verwaltungsaufwand
Sebastian Hebler von der Agentur HauptwegNebenwege in Köln berichtete von einem Analyseprojekt „Lizenzierung Online“, das untersuchen soll, wie sich die Management-Prozesse hinter der Vergabe und Verwaltung der DOSB-Lizenzen im Gesamtsystem des DOSB und seiner Mitgliedsorganisationen darstellen. Bereits bei diesem kurzen Zwischenbericht wurde deutlich, wie heterogen sich diese Prozesse darstellen und dass häufig komplizierte Verwaltungsschritte hohe zeitliche Ressourcen binden und erhebliche Fehlerrisiken in sich bergen. Hier kann eine gemeinsame Lösung mit klar definierten Schnittstellen zu bestehenden Systemen eine deutliche Verbesserung und Erleichterung der Managementprozesse bewirken.
Einsatz neuer Lernmedien für Trainer
Von der Trainerakademie des DOSB stellten Akademie-Direktor Lutz Nordmann und Klaus Oltmanns die besonderen Bedürfnisse der Trainerinnen und Trainer im Leistungssport in den Fokus. Sie plädierten dafür, dass der organisierte Sport dieser Zielgruppe verstärkte Unterstützung bieten müsse. Vor dem Hintergrund aktueller wissenschaftlicher Studien stellte die Trainerakademie beispielsweise die Möglichkeit vor, „Übersetzungsleistungen zwischen Wissenschaft und Praxis“ und damit „kompakteres Wissen“ zur Verfügung zu stellen. Dazu gehört auch der Einsatz neuer Medien, die sich an den Bedürfnissen der Trainerinnen und Trainer orientieren, wie z.B. der Einsatz von Podcasts für lange Anreisen zu Wettkämpfen und Training. Eine weitere Frage, die der Vortrag der Trainerakademie aufwarf, war beispielsweise die Sammlung von Wissen derjenigen Trainerinnen und Trainer, die in den Ruhestand gehen. Auch über Coaching-Angebote für junge Trainerinnen und Trainer sowie Unterstützungsmöglichkeiten für Lehrende im Bereich der Spitzentrainerinnen und -trainer wird nachgedacht. Die Notwendigkeit zur intensiven Kooperation zwischen den Bildungsverantwortlichen der Spitzenverbände und der Trainerakademie verdeutlicht die Erkenntnis, dass zukünftig die strukturelle Vernetzung von der C-, über die B- und A-Trainerausbildung verstärkt werden müsse, um die Voraussetzungen für die Ausbildung von Diplomtrainerinnen und -trainern für den Spitzensport auf solide Füße zu stellen.
Qualitätsverbesserung durch E-Learning
Über E-learning – einen zentralen Aspekt zukünftiger Qualitätsverbesserung in der verbandlichen Bildung – sprach Gabi Reinmann von der Universität der Bundeswehr in München. Sie präsentierte gemeinsam mit Marianne Kamper, wissenschaftliche Mitarbeiterin an ihrem Lehrstuhl, erste Erkenntnisse aus einem Analyseprojekt zu den E-learning-Aktivitäten im organisierten Sport. Empfehlungen, wie der organisierte Sport mit diesem Zukunftsthema umgehen könnte, darf der DOSB bis zum Sommer erwarten. Klar ist jetzt schon, dass sich bereits eine Anzahl der Bildungsträger im organisierten Sport mit dem Thema befassen, das Gabi Reinmann als „Oberbegriff für Lehren und Lernen mit digitalen Online- und Offline-Medien" definierte.
Anforderungen an Managementwissen ist gestiegen
Mit dem Angebot für eine „Qualifizierungsreihe für Lehrreferentinnen und Lehrreferenten“ rundete Veronika Rücker, wissenschaftliche Referentin der Führungsakademie des DOSB, den ersten Tag ab. Gemeinsam mit dem DOSB hat die Führungsakademie dieses Angebot konzipiert, um den in den Sportorganisationen Tätigen selbst ein Angebot zur Weiterqualifizierung zu machen. Die Rolle der Bildungsverantwortlichen in den Sportorganisationen habe sich in den letzten Jahren verändert, insbesondere die Anforderungen an Management-Know-How sind gestiegen. Hierfür sollen vier speziell auf diese Bedürfnisse ausgerichtete Module zwischen Herbst 2010 und Frühjahr 2012 denjenigen Unterstützung bieten, die die Bildungsarbeit in den Verbänden steuern.
Qualitätsmanagement in den Sportorganisationen auf dem Vormarsch
Eine Annäherung an das Thema „Qualitätsmanagement“, das im Zentrum der dritten Projektphase der „Umsetzung der Rahmenrichtlinien“ stehen wird, war Ziel des zweiten Veranstaltungstages. Die Grundlagen legen wiederum die DOSB-Rahmenrichtlinien, die klare Forderungen hierzu formulieren. Der Hauptvortrag von Veronika Rücker brachte zunächst Klärung in die verwirrende Begriffsvielfalt rund um das Thema „Qualität, Qualitätssicherung, Qualitätsmanagement“. Dabei ging sie auch auf die Möglichkeiten von externen Zertifizierungen von Qualitätsmanagement ein. Diskussionen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer über eigene Aktivitäten im Bereich des Qualitätsmanagements, Chancen und Risiken wurden ergänzt von Erfahrungsberichten aus den Sportorganisationen. Hier konnten Thomas Witt und Thomas Behr von Erfahrungen aus der Bundespolizeiakademie und dem LSV Schleswig-Holstein berichten. Siegfried Fuß stellte vor, wie der Landessportbund Nordrhein-Westfalen das Thema Qualitätsmanagement bearbeitet und erläuterte in diesem Zusammenhang das Modell EFQM, das der Landessportbund in seinem System etabliert hat. Mark Hoffmann vom Deutschen Skiverband stellte in seinem Vortrag über die Zertifizierung nach ISO 9001 ein Qualitätsmanagementsystem vor, welches der Ski-Verband in seiner DSV-Ausbildungsschule umsetzt. In allen Vorträgen wurde deutlich, dass Qualitätsmanagementsysteme ein wichtiges Thema der Zukunft für die Bildungsarbeit der Sportorganisationen ist. Als Teil des Projektes „Umsetzung der Rahmenrichtlinien“ wird es alle Beteiligten daher in den nächsten Jahren intensiv beschäftigen.