Blutdoping-Kontrolle verfeinert

Bei den Sommerspielen 2004 in Athen wird zum ersten Mal auf eine Variante des Blutdopings mit künstlichen Sauerstoffträgern, so genannten vernetzten Hämoglobinen, kontrolliert. Dies sagte Professor Wilhelm Schänzer, der Leiter des Kölner Doping-Kontroll-Labors, dem europäischen Internet-Nachrichtenmagazin Europolitan (www.europolitan.de).

 

Der renommierte Dopingexperte erläutert die Wirkung. „Ich würde das vergleichen mit Epo-Doping, es führt nämlich dazu, dass man mehr Sauerstoff pro Zeiteinheit im Körper transportieren und damit eine bessere Ausdauerleistung erbringen kann."

 

Dieses Pharmaprodukt hat die Dopinganalytiker wachgerüttelt. Vernetzte Hämoglobine werden seit Jahren von Ausdauersportlern missbraucht, ist Schänzer überzeugt. „Ob die Substanzen tatsächlich angewendet werden, dazu haben wir bisher keine ausreichenden Daten. Aber die Tatsache, das es vor einigen Jahren bei einer Razzia beim Radrennen Giro d' Italia sichergestellt wurde, hat die Kontroll-Laboratorien alarmiert." Weil diese vernetzten Hämoglobine am Menschen noch nicht richtig erforscht worden sind, gibt es für dieses Präparat für die Humanmedizin mit Ausnahme von Südafrika keine Zulassung.

 

 

Auch die Arbeit der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) stand im ersten Halbjahr unter dem Einfluss der Olympischen Sommerspiele in Athen. Der Schwerpunkt der im ersten Halbjahr 2004 durchgeführten Trainingskontrollen lag bei den Sportarten und bei denjenigen Sportlern, die in Athen um Medaillen kämpfen werden. „Die bis zum 30. Juni durchgeführten 1.973 Trainingskontrollen geben uns die Hoffnung, dass das Thema Doping bei den deutschen Athenfahrern keine Rolle spielt", sagte Dr. Roland Augustin, Geschäftsführer der NADA, bei der Vorlage der Halbjahresbilanz jetzt in Bonn.

 

Nur 11 Trainingsproben waren positiv, davon vier bei olympischen Sportarten. Bei den von den Verbänden durchgeführten Wettkampfkontrollen (schätzungsweise bis zu 2.000 im ersten Halbjahr 2004) kamen weitere 23 positive Proben hinzu. Die NADA soll ab 2005 auch die Durchführung der Wettkampfkontrollen übernehmen, vorbehaltlich der bislang noch ungeklärten Finanzierungsfrage.

 

Neben diesen Kontrollen hat die NADA im Vorfeld von Athen die Informationen über das neue Regelwerk, die Vorgehensweise bei Erkrankungen und auch das neue Meldesystem intensiviert. „Wir haben alle Ärzte, Betreuer und auch die Athleten selbst über die Änderungen des Regelwerkes und die Auflagen in Athen informiert", so Augustin weiter. Diese Informationen wurden in enger Abstimmung mit dem NOK erarbeitet und sind Bestandteil des Serviceangebots der NADA an die Athleten.