Bratwurst, Bier und Semmelknödel

Was denkt der Rest der Welt eigentlich über Deutschland? Wir haben uns bei den Olympischen Jugend-Winterspielen umgehört.

Shannon Abeda aus Eritrea. Foto: DOSB
Shannon Abeda aus Eritrea. Foto: DOSB

Die Olympischen Spiele gelten als Ort der Völkerverständigung. Bei kaum einem anderen Event auf der Welt treffen in so viele unterschiedliche Nationen aufeinander. Ob Sportler, Trainer, Funktionäre oder Besucher – dem interkulturellen Austausch kann sich niemand entziehen. Denn gemeinsames Wetteifern, Feiern, Wohnen oder Anfeuern schweißt unabhängig von der Nationalität zusammen. Das ist auch der Fall bei den 1. Olympischen Winter-Jugendspielen. Auf den Tribünen der Wettkampfstätten feuern Norweger neben Südafrikanern ihre jungen Athleten an und gehen anschließend, um sich aufzuwärmen, gemeinsam noch eine heiße Schokolade trinken: Interkultureller Austausch par excellence.

Doch genau bei diesen Zusammentreffen kommt es immer wieder zu überraschenden Erfahrungen und neuen, kulturellen Einsichten. Denn nicht jeder Amerikaner liebt Burger und nicht jede Australierin besitzt ein eigenes Känguru. Die Stereotypen, die über einzelne Nationen kursieren, sind so vielfältig und zahlreich, dass ich gern wissen wollte, was es mit den Stereotypen über Deutschland auf sich hat. Meine Frage an das multikulturelle Publikum der Olympischen Winter-Jugendspiele: Was denkt der Rest der Welt eigentlich über Deutschland?

Shannon Abeda, Ski Alpin; Eritrea: „Ich mag Deutschland. Am besten gefällt mir das Essen: Beim letzten Aufenthalt in München habe ich Bratwurst und Semmelknödel gegessen, das war lecker.“

Roop Chand Negi, Team Official, Aanchal Thakur, Team Official, Roshan Lal Thakur, Chef de Mission; Indien: „Was typisch für Deutschland ist? Die netten und sehr zuvorkommenden Menschen. Außerdem mögen sie den Wintersport genauso gern wie wir auch, das ist sympathisch.“

Clara Direz, Ski Alpin; Frankreich: „Die Deutschen sind sehr weltoffen und nett. Ich habe bereits einige deutsche Sportler im Olympischen Dorf kennengelernt und mit ihnen das Kultur- und Bildungsprogramm besucht.“

Siegfried Mundig, Besucher; USA: „Das beste Bier und das beste Essen hat nur Deutschland aufzuweisen.“

Und was denken die Deutschen über ihr Land? Auf der YOG World Mile hatte die deutsche Delegation die Aufgabe, einen landesgemäßen Stand zu kreieren. Das Ergebnis: Schwarz-Rot-Gold gestreifte Fahnen, Gummibärchen und Dirndl. „Neben typischem Essen und Kleidung haben wir auch ein Quiz über berühmte Personen Deutschlands wie Albert Einstein gemacht“, sagte Juniorbotschafterin Edith Schulze. Natürlich haben sie dabei auf Stereotypen zurückgegriffen. Denn diese eignen sich in erster Linie dazu, grobe Einordnungen vorzunehmen und ein schärferes Bild eines Landes im Kopf entstehen zu lassen. Auch wenn sie gleichzeitig überspitzt und oberflächlich sind. Außerdem ist hinreichend bekannt, dass nicht jede Frau in Deutschland ein Dirndl trägt oder Semmelknödel liebt. Aber Stereotypen helfen bei der ersten Orientierung. Und wenn wir mal ehrlich sind: Einige, wie die deutsche Leidenschaft zu Bratwurst, lassen sich eben doch nicht von der Hand weisen. In diesem Sinne: Auf das Land der Bratwurst, des Biers und der Semmelknödel.


  • Shannon Abeda aus Eritrea. Foto: DOSB
    Shannon Abeda aus Eritrea. Foto: DOSB
  • Der US-Amerikaner Siegfried Mundig. Foto: DOSB
    Der US-Amerikaner Siegfried Mundig. Foto: DOSB
  • Die französische Ski-Rennläuferin Clara Direz. Foto: DOSB
    Die französische Ski-Rennläuferin Clara Direz. Foto: DOSB
  • Roop Chand Negi, Aanchal Thakur und Roshan Lal Thakur aus Indien. Foto: DOSB
    Roop Chand Negi, Aanchal Thakur und Roshan Lal Thakur aus Indien. Foto: DOSB