Brauchen wir ein Anti-Doping-Gesetz?

 

Die Diskussion über ein Anti-Doping-Gesetz nimmt an Fahrt zu.

 

Noch im Frühjahr wollen die Koalitionsfraktionen im Deutschen Bundestag entscheiden, ob ein Gesetz, welches das Dopen durch Sportler selbst unter Strafe stellen soll, erlassen wird. Das kündigte der neue Sportsprecher im SPD-Parteivorstand, Manfred Schaub (Baunatal), an. „Wir haben in den letzten Wochen weltweit in diversen Disziplinen Dopingfälle gehabt“, erklärte Schaub im Deutschlandfunk. „Es muss jetzt eine klare Linie her. Die vorhandenen Gesetze müssen konsequenter angewendet werden. Zudem müssen wir intensiv darüber nachdenken, ob wir auch in Deutschland ein Anti-Doping-Gesetz brauchen.“

 

Die Sportexperten der SPD-Fraktion wollen im März Gespräche mit dem Deutschen Sportbund führen und dabei das Pro und Kontra eines Anti-Doping-Gesetzes erörtern. Zuvor werden Ende Februar die SPD-Mitglieder im Sportausschuss des Deutschen Bundestages in einer Klausurtagung festlegen, wie man ein Anti-Doping-Gesetz durchsetzen will.

 

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Peter Danckert sagte in Berlin, er sei davon überzeugt, dass Deutschland ein Anti-Doping-Gesetz brauche, „um den Betrug im Sport zu unterbinden“. Danckert: „Wir müssen im Interesse derjenigen, die sich fair verhalten, die sich nicht mit Dopingmitteln voll pumpen, Sicherheit schaffen. Die Chancengleichheit im Sport muss gewahrt werden. Wir als Fernsehzuschauer, als Teilnehmer an öffentlichen Sportveranstaltungen müssen das Gefühl haben, dass da alles mit rechten Dingen zugeht. Das hat bislang der Sport mit seinen Möglichkeiten – obwohl er sich große Mühe gegeben hat – nicht geschafft.“

 

Bundesinnenminister Otto Schily und Bundesjustizministerin Brigitte Zypries haben bisher stets ein Anti-Doping-Gesetz aus rechtstechnischen und –systematischen Gründen abgelehnt. DSB und NOK sind ebenfalls dagegen. Doch Peter Danckert, der ein Einvernehmen mit den Sportorganisationen erreichen will, meint: „Ich glaube, dass inzwischen da eine größere Bereitschaft zu spüren ist, weil die Dopingaffären der letzten Monate deutlich gemacht haben, dass das bisherige Instrumentarium nicht ausreicht.“

 

Danckert vertritt eine andere Position als Strafrechtsexperten, die darauf hinweisen, dass nach deutschem Strafrecht die Selbstschädigung nicht strafbewehrt ist. „Jeder kann mit seinem Körper tun, was er will. Wenn er sich sozusagen in einen Wettbewerb mit anderen begibt, beim Sportfest, bei einer Leichtathletikveranstaltung, bei einer Weltmeisterschaft, ist er nicht nur das Individuum, das tun und lassen kann, was es will. Es gelten andere Regeln, weil die Partner im Sport und auch das Publikum mitbeteiligt sind.“

 

Vorsichtiger äußerte sich SPD-Vorstandsmitglied Manfred Schaub. Zuerst müsse es mit dem DSB zu einer Analyse kommen, wie mit Doping effektiver bekämpfen will. Dann werde endgültig entschieden, ob das Sondergesetz kommen werde. „Wir werden noch in diesem Frühjahr intensive Gespräche mit dem DSB führen und zu abschließenden Ergebnissen kommen. Sollte dann feststehen, dass wir ein Anti-Doping-Gesetz brauchen, dann wird es noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht.“