„Breitensport ist die Antwort auf die Probleme unserer Gesellschaft“

 

Mit der Verabschiedung einer Resolution zum Ehrenamt endete der 18. TAFISA-Weltkongress, der rund 150 Breitensportexperten aus 53 Nationen in die

Sportschule des bayerischen Landessportverbandes in Oberhaching bei München geführt hatte. In dieser Resolution erklärt sich der Breitensport-Weltverband Trim and Fitness Sport for All Association (TAFISA) bereit, eine Charta zu entwickeln, welche die Rechte und Pflichten der ehrenamtlich Tätigen im Breitensport beschreibt. Mit dieser Resolution soll weltweit deutlich gemacht werden, dass Ehrenamtliche keine Bittsteller, sondern Gebende für die Gesellschaft sind, die äußerst wertvolle Ressource „Ehrenamt“ jedoch einer breiten gesellschaftlichen Anerkennung und Förderung bedarf. So heißt es in der Resolution wörtlich: „Durch die ehrenamtliche Arbeit werden jährlich Hunderte von Milliarden Stunden geleistet. Wäre dies nicht der Fall, würde der Sport weltweit nicht finanzierbar sein.“

Mit Vorträgen und in Arbeitsgruppen wurde in Oberhaching sechs Tage lang die Situation des Ehrenamtes auf allen fünf Kontinenten beleuchtet. Skeptiker, die glaubten, dieses Thema würde kein breites Interesse finden, weil die Voraussetzungen in allen Ländern verschieden sind, wurden eines Besseren belehrt. „Dieser Kongress hat sein Ziel erreicht, denn die Teilnehmer können Anregungen mit nach Hause nehmen, wie der Status der Ehrenamtlichen in ihren Heimatländern verbessert werden kann,“ sagte die TAFISA-Vizepräsidentin, Gyöngyi Földesi, die die Ehrenamtlichen nicht als unbezahlte Arbeitskräfte, sondern als Partner sieht. „Ohne Ehrenamtliche werden wir das Ziel unserer Sportbewegung nicht erreichen können“, sagte die Ungarin, die die gute Stimmung des internationalen Kongresses als Beweis für den Wert des Ehrenamtes sah: „Ehrenamtliche sind gut für den Breitensport. Breitensport ist gut für die Ehrenamtlichen, weil sie Bereicherung, Zufriedenheit und eine Steigerung der Selbstachtung erleben.“

TAFISA-Präsident Prof. Dr. Jürgen Palm bezeichnete in Oberhaching die Vielfalt der Hautfarbe, der Kulturen und der Sprachen als die große Stärke von TAFISA und sagte selbstbewusst: „Der Breitensport ist eine Antwort für die Probleme unserer zukünftigen Gesellschaft.“ Dabei seien die Ehrenamtlichen eine wichtigere Ressource als alles Öl oder Gold in unserer Welt. Prof. Dr. Peter Kapustin, der Vizepräsident des Deutschen Sportbundes (DSB) und des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV), sieht in dem erfolgreich verlaufenen Kongress die Bestätigung, dass Deutschland nicht nur ein Geberland an Ideen ist, sondern dass die Delegierten aus aller Welt auch immer wieder viele Impulse für die Arbeit in unserem Lande mitbringen. Sein Credo: „Wir müssen weltweit unserer Jugend vermitteln, wie wichtig Freiwilligenarbeit für die eigene Zukunft ist. Er appellierte auch an die dafür Verantwortlichen, nicht nur Trainer zum Aufbau von Nationalmannschaften in die Welt zu schicken, sondern auch Breitensportexperten, die den Sport für Alle propagieren.

Dass Hilfe auf diesem Gebiet dringend benötigt wird, unterstrich die Generalsekretärin des nigerianischen Breitensportverbandes, Comfort Nwanko: „Der Staat hat kein Interesse am Breitensport, er unterstützt ihn auch folglich nicht. Wir brauchen Hilfe, vor allem von der Regierung.“ Die Afrikanerin, die auf eigene Kosten nach München gereist ist, schilderte die Probleme, mit denen sich der Sport in ihrem Heimatland auseinandersetzen muss: „Der Durchschnittsbürger in Nigeria kümmert sich wenig um Fitness. Wir wollen das Bewusstsein schaffen, mehr für den eigenen Körper zu tun, auch wenn das schwierig ist. In Nigeria haben viele Menschen wegen der Armut schließlich genug Sorgen. Viele kämpfen darum, drei Mahlzeiten am Tag zu haben, da ist die eigene Fitness wahrlich nicht immer ein Thema.“ Comfort Nwanko sieht ein wenig neidisch, wie sich Unternehmen auch im Breitensport engagieren. Die hier gewonnenen Anregungen will sie zu Hause umsetzen.

Das Engagement von Wirtschaftsunternehmen ermöglichte übrigens auch die erfolgreiche Durchführung des TAFISA-Kongresses in Oberhaching. Die Commerzbank und die Firma Walter-Bau unterstützten die Großveranstaltung, die unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Gerhard Schröder stand.