Das Internationale Deutsche Turnfest in Frankfurt am Main will Brücken schlagen

„Wir schlagen Brücken“ heißt das Motto des Internationalen Deutschen Turnfestes, zu dem in Frankfurt am Main vom 30. Mai bis zum 5. Juni dieses Jahres 100.000 Teilnehmer erwartet werden.

Das Maskottchen des Turnfestes: Struwwel. Copyright: picture-alliance
Das Maskottchen des Turnfestes: Struwwel. Copyright: picture-alliance

Für die Abschlussveranstaltung, die am 5. Juni in der Commerz-bank-Arena stattfindet und - etwas kühn formuliert - „die Frankfurter Antwort auf die Abschlussfeier der Olympischen Spiele in Peking“ werden soll, zeichnet der 60 Jahre alte Regisseur Enno Ilka Uhde verantwortlich. Uhde hat am Konservatorium Wiesbaden Musik und Operngesang studiert und danach in Frankfurt Germanistik, Politologie und Philosophie. Unter seiner Leitung entstanden in den letzten zwanzig Jahren in freier Regie unzählige Großveranstaltungen, Bühnen- und Fernsehproduktionen, Theaterinszenierungen, Revuen, Shows und Performances. In Frankfurt will er eine 90 Minuten dauernde Stadiongala mit rund 2.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf einen weißen Teppich zaubern, bei der getreu dem Motto „Wir schlagen Brücken“ alle Darbietungen zu einem imposanten Gesamtwerk vereint werden sollen. 

Die ersten Eindrücke, die bei einem Presseseminar des Verbandes Deutscher Sportjournalisten in der Main-Metropole vermittelt wurden, machen Appetit auf mehr. Eindrucksvoll ist, wie der Künstler Uhde sich in die nicht immer einfach gestrickte Welt der Turner hineingedacht hat und das Motto „Wir schlagen Brücken“ interpretiert. „Turnen schlägt Brücken über Grenzen des Alters, der Zeit, der Geschlechter, der Schichten, des Ich und des Wir, des Raumes, der Bewegung und der Kultur“, sagte Uhde, der damit die Dimension eines Deutschen Turnfestes, der größten Breitensportveranstaltung der Welt, die natürlich auch mit Spitzenleistungen garniert wird, erkannt hat.

Der Performance Designer will die Commerzbank-Arena in ein Meer aus visuellen und akustischen Eindrücken verwandeln. So bilden die 2.500 Akteure aus allen Landesturnverbänden des Deutschen Turner-Bundes mit verschiedenen Großgruppenchoreografien den Rahmen für die gesamte Vorstellung: Während das Publikum die wechselnden Präsentationen im Inneren der Aktionsfläche bestaunen kann, umranden die in rot und weiß gekleideten Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Szenerie und werden dabei selbst ein Teil des Geschehens auf der Aktionsfläche des Innenraumes. Das Spektakel, das laut Uhde „einmalig und vorher kaum zu proben ist“, soll rund 800.000 Euro kosten.

Auftakt der Champions Trophy für Hambüchen & Co.

Eine weitere interessante Variante des bunten Straußes, der beim Deutschen Turnfest geboten wird: Der Deutsche Turner-Bund startet am 31. Mai in der Frankfurter Ballsporthalle eine der weltweit hochkarätigsten Turnierserien im Gerätturnen - die Champions Trophy. In Frankfurt und danach in Stuttgart sowie voraussichtlich in Berlin und Mannheim kämpfen Reck-Weltmeister Fabian Hambüchen und sieben weitere Turner der Weltelite um Preisgelder von rund 200.000 Euro.

Europas größter Praxis-Kongress im Sport

Das Deutsche Turnfest führt aber nicht nur 100.000 Turnerinnen und Turner aus allen Generationen zusammen, die sich in verschiedenen Disziplinen und Leistungsstufen im Wettkampf messen. Bei einem Turnfest wird auch gefeiert und - in den letzten Jahren immer intensiver - probiert, studiert und gelernt. Die Turnfest-Akademie ist längst eine feste Größe bei dem einwöchigen Großereignis. Dr. Gudrun Paul, die mit ihrem Team die Akademie vorbereitet, spricht von „Europas größtem Praxis-Kongress im Sport“. Angeboten werden 620 Workshops in acht Bereichen mit 220 Referentinnen und Referenten aus aller Welt. Mehr als 20.000 Workshopplätze stehen zur Verfügung, und die Nachfrage ist enorm.

Das Motto lautet „Wissen, Bilden, Bewegen“. „Wir wollen die Vereine flott bekommen für die Herausforderungen der Zukunft“, sagt Gudrun Paul. So wird beispielsweise das Fitness-Studio der Zukunft im Rahmen der Turnfest-Akademie vorgestellt. Bei dieser riesigen Messe des Sports und der Bildung fehlt natürlich auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) nicht. Viele Experten der Dachorganisation des deutschen Sports sind in das Großereignis mit eingebunden, und der DOSB ist unter anderem auch mit einem Stand im Turnfestzentrum, der Frankfurter Messe, vertreten.

„Frankfurt freut sich auf das Turnfest“, sagt die Sportdezernentin Professor Daniela Birkenfeld. Sie hebt die große Tradition des Sports in der Weltstadt am Main hervor und stellt fest, dass der Sport an der Heimstätte der großen Sportorganisationen des Landes schon immer Brücken geschlagen habe. Die Stadträtin ist sicher: „Das Deutsche Turnfest wird eine Woche lang im Mittelpunkt der Medien stehen, denn in dieser Zeit gibt es nur wenig andere Großereignisse im Sport.“


  • Das Maskottchen des Turnfestes: Struwwel. Copyright: picture-alliance
    Das Maskottchen des Turnfestes: Struwwel. Copyright: picture-alliance