Das OWI-Projekt Hamburg-Lohbrügge

Das Projekt Ost-West-Integration, kurz OWI, wird vom Deutschen Volkshochschulverband e.V nun schon seit 12 Jahren an ausgewählten Standorten durchgeführt. Hauptadressaten des vom Bundesministerium des Inneren geförderten Programms sind Spätaussiedler.

Die Zusammenarbeit mit der Polizei läuft für beide Seiten positiv (alle Fotos: OWI).
Die Zusammenarbeit mit der Polizei läuft für beide Seiten positiv (alle Fotos: OWI).

Kurz vor dem Abschluß ihrer dreijährigen Projektphase steht die OWI-Projektgruppe Hamburg-Lohbrügge, die ein extrem vielfältiges Angebot auf die Beine gestellt hat:

 

Gesprächskreise, Seminare, Exkursionen

 

Neben verschiedenen Gesprächskreisen in deutscher Sprache, mit denen neben dem Gedanken- und Informationsaustausch die Sprachkenntnisse der Teilnehmer verbessert werden sollten, wurden auch verschiedenste Seminare und Exkursionen geboten. Im Seminar "Die deutsche Demokratie" beispielsweise wurden gemeinsam mit Politikern und Experten Fragen geklärt wie: "Welche Grundformen der Demokratie gibt es? Welche Aufgaben haben Hamburgische Bürgerschaft und Senat? Wie werden Entscheidungen im Bezirk getroffen?" Dabei, wie auch bei anderen Maßnahmen, kooperierte das OWI-Projekt mit dem Hamburger Verein der Deutschen aus Russland e.V., was ein sehr gutes Erreichen der Zielgruppe möglich machte.

 

Gelebte Demokratie

 

Das OWI-Projekt besuchte beispielsweise eine Sitzung der Bezirksversammlung, bei der russlanddeutsche Mutter als Gastrednerin zu einer Beratung über ein Jugendprojekt gehört wurde. Die russlanddeutschen Teilnehmer waren laut OWI-Projektleiter Christoph Napp sehr beeindruckt, dass "Eine von ihnen", so selbstbewusst und selbstverständlich zu einem demokratischen Entscheidungsprozess beitrug.

Marina Eijking aus Weißrussland nahm an der OWI-Veranstaltung "Das deutsche Rechtswesen" teil, denn sie findet "…dieses müssen wir auch wissen. Und von sich aus wird sicherlich keiner von uns zugewanderten Leuten das Deutsche Gesetz lesen oder sich Gerichtsprozesse anschauen." Ein Amtsrichter gab den Migranten eine Einführung in das deutsche Rechtssystem und nahm sie mit zu mehreren Gerichtsverhandlungen. Marina Eijkings Fazit: "Bisher hatte ich eher Angst vor einem Gericht … Jetzt habe ich das sichere Gefühl, dass es dort gerecht zugeht."

 

"Haben Sie Vertrauen!"

 

Laut Irina Vogelsang, Ex-Sowjetbürgerin und Mitglied der Leitung des dreiköpfigen OWI-Teams, hatte in ihrer alten Heimat vor der Polizei jeder Angst. Damit die Migranten lernen, dass es in Deutschland anders zugeht, gab es eine Führung durch ein Polizeikommissariat mit anschliessender Gelegenheit zum zwanglosen Gespräch mit den Beamten. Dienststellenleiter Matthias Krause appellierte an die Besucher: "Wenn Sie Schwierigkeiten haben … wenden Sie sich an die Polizei! Haben Sie Vertrauen!"

 

Was die Sache etwas leichter für viele machen könnte: Bei ihrem Besuch erfuhren sie, dass mit Valentina Werwein eine Aussiedlerin in dem Kommissariat arbeitet, die sie auch telefonisch um Hilfe bitten können. Die Russlanddeutsche Emma Neumann meint dazu: "Obwohl ich schon einige Jahre in Deutschland lebe, wusste ich vorher auch nicht, wie das mit der Polizei hier läuft. Ich kann nur an alle russlanddeutschen Eltern appellieren: Arbeitet eng mit der Polizei zusammen! Erklärt euren Kindern, dass die Polizei hier nicht schlecht oder böse ist, sondern wirklich ein Freund und Helfer! Auf mich haben die Beamten einen sehr netten Eindruck gemacht."

 

Das OWI-Team wurde auch als "Filmproduzent" tätig: Im Videoprojekt drehten Schüler im Alter von 13 und 15 Jahren aus Russland, der Türkei, Afghanistan und Ghana Filme darüber, wie sie sich ihre Zukunft in Deutschland vorstellen. Im Moment bereitet das OWI-Team Hamburg-Lohbrügge sein Abschlussfest vor. Der größte Wunsch von Irene Böpel, Irina Vogelsang und Christoph Napp: Das möglichst viele der von ihnen angestossenen Projekte auch nach Ende der OWI-Förderung "weiterleben".


  • Die Zusammenarbeit mit der Polizei läuft für beide Seiten positiv (alle Fotos: OWI).
    Die Zusammenarbeit mit der Polizei läuft für beide Seiten positiv (alle Fotos: OWI).