Das Wahlverfahren zum Olympischen Programm 2012 - IOC-Pressemitteilung vom 20. April 2005

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Seit 1936 wurden im Programm der Olympischen Spiele regelmäßig Sportarten ergänzt. Auf einer außerordentlichen Sitzung in Mexiko hat die IOC-Session im Jahr 2002 beschlossen, die sowohl die Anzahl der Sportarten bei den Spielen einer Olympiade (Sommerspiele) auf 28 zu begrenzen als auch die Anzahl der Wettkämpfe (auf 301) und die der Athleten (auf 10.500) systematisch einzuschränken. Darüber hinaus wurde der Beschluss gefasst, nach den Olympischen Spielen jeweils eine ausführliche Überprüfung des Olympischen Programms vorzunehmen. Sie soll dazu dienen, die Relevanz der Gestaltung zu prüfen und neue Erwartungen aufzugreifen.

 

Von der IOC-Session im Jahr 2002 entsprechend beauftragt erarbeitete eine Olympische Programm Kommission 33 Kriterien für einen Fragebogen zur Überprüfung der sportlichen Inhalte der Olympischen Spiele. Diese Kriterien wurden den Internationalen Fachverbänden und wichtigen Experten der Olympischen Bewegung mit der Bitte um Stellungnahme zugesandt. Im August 2004 verabschiedete die IOC-Session in Athen die Liste der Evaluierungskriterien.

 

Ein darauf basierender Fragebogen wurde den 28 Olympischen Sommersport-Verbänden vorgelegt. Die Befragung wurde darüber hinaus auf die fünf anerkannten internationalen Organisationen für Golf, Rugby, Squash, Karate und Inline-Skating ausgeweitet, die möglicherweise im Hinblick auf Qualität und Popularität ihres Angebots für das Olympische Programm in Frage kommen könnten.

 

Die Befragungsergebnisse lagen zum 15. November 2004 vor. Auf ihrer Basis verfasste die Olympische Programm Kommission einen ersten Berichtsentwurf. Jede befragte Organisation erhielt eine Analyse ihrer Sportart und konnte Kommentare und Stellungnahmen abgeben bzw. ergänzende Informationen einreichen.

 

Der Abschlussbericht befindet sich in Vorbereitung und wird vor der 117. IOC-Session in Singapur den IOC-Mitgliedern zur Entscheidungsfindung vorgelegt. Selbstverständlich wird der Bericht auch den Internationalen Fachverbänden und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

 

Einer Entscheidung der IOC-Exekutive folgend enthält der Bericht der Programmkommission keine Empfehlungen im Hinblick auf den Fortbestand einer Sportart in das Olympische Programm. Der Bericht ist eher eine Evaluierung der 28 gegenwärtigen Olympischen Sommersportarten und der fünf Bewerber. Dieser Bericht sei vergleichbar mit jenem über die Bewerberstädte für Olympische Spiele.

 

Zentrale Prinzipien

Alle Entscheidungen zu Olympischen Sportarten liegen in der Verantwortung der IOC-Session. Alle Entscheidungen im Hinblick auf Olympische Disziplinen und Wettkämpfe unterliegen der Zuständigkeit der IOC-Exekutive. Um Bestandteil des Olympischen Programms zu sein, muss eine Sportart als olympische Sportart anerkannt sein. Die Liste der olympischen Sommersportarten umfasst gegenwärtig 28 Sportarten.

 

Regel 48.1 der Olympischen Charta folgend sind mindestens 15 und höchstens 28 Sportarten Bestandteil des Olympischen Programms. Die Anzahl von 28 Sportarten ist nicht verpflichtend.

 

In Athen waren alle 28 Olympischen Sportarten Bestandteil des Olympischen Programmes. Um Bestandteil des Olympischen Programms zu bleiben, muss eine Sporart die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen der IOC-Mitglieder erhalten.

 

Um zu einer Olympischen Sportart zu werden ist eine 2/3 Mehrheit der abgebenen Stimmen erforderlich, weil dies zu einer Änderung von Regel 46 der Olympischen Charta führt, die sehr genau die Voraussetzungen Olympischer Sportarten definiert und eine Liste dieser Sportarten enthält.

 

Eine Sportart, die nicht in das Olympische Programm gewählt wurde, bleibt eine Olympische Sportart und ist künftig mit einfacher Mehrheit wieder in das Olympische Programm wählbar.

 

Das Wahlverfahren für die 117. IOC-Session

 

Am 8. Juli 2005 wird sich die IOC-Exekutive jeglicher Empfehlungen über den Fortbestand olympischer Sportarten oder die Neuaufnahme von Sportarten in das Olympische Programm enthalten.

 

Die IOC-Mitglieder werden in geheimer Wahl über jede der 28 Sportarten des Olympischen Programms abstimmen. Die Abstimmungsergebnisse werden erst am Ende des Wahlverfahrens bekannt gegeben.

 

Wenn eine oder mehrere Sportarten nicht die erforderliche Stimmenmehrheit von 50% der abgegebenen Stimmen erhält und daher nicht in das Programm der Olympischen Spiele 2012 aufgenommen wird, bleibt sie dennoch Olympische Sportart und verbleibt als solche Bestandteil der Regel 46 der Olympischen Charta.

 

Wenn eine oder mehrere Sportarten nicht in das Programm der Olympischen Spiele 2012 aufgenommen werden und deshalb das Limit von 28 Sportarten nicht erreicht wird, gibt es für andere Sportarten die Möglichkeit, in das Programm aufgenommen zu werden. In diesem Fall legt die IOC-Exekutive fest, welche Bewerbersportart(en) der Session zur Wahl vorgeschlagen werden.

 

Die IOC-Mitglieder werden dann in geheimer Wahl über den Vorschlag des Executive-Boards abstimmen. Wie oben bereits erwähnt, ist eine 2/3 Mehrheit der abgegebenen Stimmen erforderlich, um als neue olympische Sportart anerkannt zu werden. Für bereits anerkannte Olympische Sportarten ist nur eine einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen erforderlich, um Bestandteil des Olympischen Programms der Spiele zu sein.

 

 

Zusammenfassung

 

Zur Festlegung des Programms der Olympischen Spiele 2012 hat die IOC-Exekutive auf ihrer Sitzung in Berlin (18.-20. April 2005) folgendes Verfahren beschlossen:

 

1. Die IOC-Vollversammlung wird am 8. Juli 2005 in Singapur über jede der 28 olympischen Sportarten einzeln abstimmen. Wer von ihnen mindestens 51 Prozent der Stimmen erhält, ist im Programm 2012. Wer keine Mehrheit bekommt, wird aus dem Programm gestrichen, behält aber seinen Status als olympische Sportart und könnte für kommende Spiele wieder aufgenommen werden.

 

2. Sollte mindestens eine Sportart heraus gewählt werden, wird das Exekutivkomitee aus dem Kreis der Sportarten Golf, Rugby, Squash, Karate und Inline-Skating) einen bzw. mehrere Kandidaten auswählen und der Vollversammlung zur Wahl vorschlagen. Eine Sportart benötigt eine Zweidrittel-Mehrheit, um Olympische Sportart zu werden.

 

3. Das Exekutivkomitee des IOC entscheidet im Anschluss an die IOC-Session allein über die Disziplinen und Wettbewerbe der Sportarten und über die Teilnahme-Quoten an den Olympischen Spielen 2012. Mit 301 Wettbewerben und 10.500 Sportlern sind auch hier durch die IOC-Regeln Grenzen gesetzt.


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