Der Beziehungs-Manager

 

Jeder auch nur halbwegs sportlich Interessierte und Aktive weiß seit langem, dass im Jahr 2004 Olympische und Paralympische Spiele in Athen stattfinden und die besten europäischen Fußball-Nationalmannschaften in Portugal um die Europameisterschaft kämpfen.

 

Es sind Großereignisse, die im Sommer unser tägliches Leben mit bestimmen werden – vorm Fernseher, bei der Zeitungslektüre am Frühstückstisch oder in geselligen Runden unter Freunden. Einige von uns werden sogar live vor Ort sein, manche beruflich, andere rein aus Interesse und zum Freizeitvergnügen. Es ist fast schon zu banal, dieses überhaupt zu erwähnen, wenn nicht 2004 in doppeltem Sinne ein „Super-Sportjahr“ wäre. Im Wissen um die enorme Aufmerksamkeit für den olympischen Goldrausch und den Ballzauber hat die Europäische Union das „Europäische Jahr der Erziehung durch Sport 2004“ ausgerufen. Eine Schwerpunktsetzung, welche die – oft immer noch unterschätzte – erzieherische Facette des Sports in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückt. So kann die Anziehungskraft der großen Sport-Ereignisse des Jahres 2004 zu mehr als reiner Unterhaltung dienen.

 

Sport ist ein selbstverständlicher, ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesellschaft und aus dem täglichen Leben von Millionen von Bürgerinnen und Bürgern nicht wegzudenken. Sport baut Brücken und macht Freunde, Sport schafft Wohlbefinden, kann richtig fit machen und tut Deutschland gut. Das ist inzwischen hinlänglich bekannt. Wie jedoch passen Sport und Erziehung zusammen – oder gar Erziehung durch Sport?

 

Erziehung ist nicht zuletzt darauf ausgerichtet, die Beziehungen von Menschen untereinander zu verbessern. Und der Sport ist der „Beziehungs-Manager“ schlechthin: In keinem anderen gesellschaftlichen Bereich gelingt die Integration ethnischer Minderheiten, die Einbeziehung gehandicapter Menschen und das Miteinander von Jung und Alt so reibungslos. Weil durch die Gemeinschaft und den Wettbewerb mit anderen Werte wie Toleranz, Teamgeist oder Charakterstärke scheinbar unbewusst – aber gerade deshalb besonders wirkungsvoll – gelebt werden, leistet der Erzieher Sport einen bedeutenden Beitrag zum harmonischeren Zusammenleben der Menschen.

 

Die Erziehung durch Sport ist ein gewaltiges Kapital, das alle Bildungs- und Sportverantwortlichen verinnerlichen und auf sämtlichen Ebenen, beim Schulsport angefangen, gemeinsam ausgestalten sollten – über das Werbejahr 2004 hinaus. Und niemand sollte sich vom Glauben abbringen lassen, dass man vom Sport fürs Leben lernen kann. Und zwar allen Doping-Fällen oder Roten Karten dieses Super-Sportjahres zum Trotz.