Der Lotus Eppertshausen bietet Flüchtlingskindern ein Stück Normalität

Gut die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in den Karatekursen des GKV Lotus Eppertshausen sind ausländischer Herkunft und stammen aus dem Flüchtlingswohnheim der Stadt. Neben sozialer Integration bieten die Sportangebote des Vereins den jungen Teilnehmern auch die Möglichkeit, ihre oftmals traumatischen Einwanderungssituationen zu verarbeiten. Der GKV Lotus Eppertshausen ist Stützpunktverein des Programms "Integration durch Sport" und wurde gerade mit dem "Großen Stern des Sports" in Bronze ausgezeichnet.

Das Trainingszentrum des Gesundheits- und Kampfsportvereins (GKV) Lotus Eppertshausen befindet sich in einem evangelischen Gemeindehaus. Hier treffen sich regelmäßig mehr als 50 begeisterte Kinder und Jugendliche zum gemeinsamen Training. Etwa 20 der jungen Teilnehmer sind deutscher Herkunft, die weiteren 30 kommen aus dem Flüchtlingswohnheim.

 

Mit großem Erfolg gelingt es dem Verein in Kooperation mit der Flüchtlingshilfe Rödermark e.V., der evangelischen Kirche Urberach sowie dem Programm "Integration durch Sport" der Sportjugend Hessen sogar, eine Vielzahl von Flüchtlingskinder aus dem islamischen Kulturkreis für das Training im evangelischen Gemeindehaus zu gewinnen. Inzwischen haben sich auch einige Kontakte zwischen den Flüchtlingskindern und den jugendlichen Mitgliedern der Kirchengemeinde ergeben, die sich öfter zum gemeinsamen Tischtennisspielen treffen. Zudem zeigt sich die große Beliebtheit des Angebots auch darin, dass sich viele der Teilnehmer schon lange vor Trainingsbeginn bereits vor der Halle treffen.

 

Sport hilft bei der Integration in eine Gesellschaft

 

Herz des Vereins ist der 1. Vorsitzende Ernes Erko Kalac. Kalac ist gleichzeitig auch Karate-Nationaltrainer für Serbien-Montenegro. Er gibt den Kindern und Jugendlichen die positiven Erfahrungen weiter, die er selbst in seiner Sportlerkarriere erfahren hat. "Karate besteht aus vielen Ritualen, die jeder Kämpfer zu beachten hat. Die Kinder und Jugendlichen lernen durch den Sport Regeln zu akzeptieren und Disziplin zu üben", sagt Ernesto Kalac.

 

Ziel der Kurse ist, das Selbstbewusstsein der Jugendlichen zu steigern und ihre körperliche Fitness zu steigern. Die Kinder und Jugendlichen in den Flüchtlingswohnheimen leben in der Regel in sehr beengten Verhältnissen und haben kaum finanzielle Mittel. Kulturelle Hürden und auch eine oftmals traumatisch erlebte Einwanderungssituation kennzeichnen ihr Leben. Der Sport bietet ihnen in diesem Zusammenhang ein Stück Normalität und die Möglichkeit, Kontakte zu einheimischen Jugendlichen zu schließen.

 

Um die Barrieren so gering wie möglich zu gestalten, sind die Bewohner des Flüchtlingswohnheims von der Zahlung eines Mitgliedsbeitrages befreit. Dennoch werden sie als reguläre Mitglieder des Vereins geführt und haben auch die üblichen Rechte aller anderen Vereinsmitglieder. Gemeinsam mit einem Sponsor ist es darüber hinaus gelungen, für alle Kinder und Jugendlichen aus dem Flüchtlingsheim, Karateanzüge kostenlos zur Verfügung zu stellen. Dadurch konnte ein wichtiger Beitrag zur Stabilisierung der Gruppe erreicht werden und die Bindung der Jugendlichen an das Karatetraining erhöht werden.

 

Gewaltpräventionsprogramm an Sonderschule

 

Der GKV Lotus Eppertshausen hat darüber hinaus zusammen mit dem Landessportbund Hessen und der Kinder- und Jugendförderung des Landkreis Dieburg-Darmstadt ein Gewaltpräventionsprogramm an einer Sonderschule eingerichtet.

 

An der Steinreh-Sonderschule in Mühltal bekamen die lernbehinderten Kinder zwischen 14 und 16 Jahren im Rahmen der regulären Sportstunden Unterricht in Karate, mit Erfolg, so Erko Kalac: "Wir haben von der Schule positive Signale des Unterrichts erhalten. Die Jugendlichen verbesserten ihre schulischen Leistungen und sie gingen besser miteinander um."

 

Deshalb soll das Gewaltpräventionsprogramm mit integrativem Charakter weiter geführt werden. Auch im kommenden Schuljahr wird es Karate-Unterricht an Schulen geben, damit Kinder und Jugendliche verschiedenster Nationalitäten und sozialer Schichten lernen einander mit Respekt zu begegnen. Darüber hinaus unterhält Lotus Eppertshausen internationale Beziehungen nach Serbien-Montenegro und wird beim diesjährigen Nikolaus-Cup auch eine Karate-Mannschaft aus Israel begrüßen können.