„Diese Leistungszentren sind vor allem Servicestationen für die Spitzenkader, in zweiter Linie Steuerungsorgane“, erklärte Gerber, der nach der Konstituierung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) eine straffere Führung des Leistungssports und neue effektiv funktionierende Stellschrauben fordert. Sein Vorschlag: Die OSPs sollten künftig dienstrechtlich und fachaufsichtlich dem DOSB zugeordnet werden, wobei als Kontrollgremium in Form eines Aufsichtsrats der Präsidialausschuss Leistungssport fungieren müsse.
"Straffe Führung im Leistungssport"
„Der Spitzensport ist nicht die Spielwiese des Föderalismus“, sagte Gerber, der auch Vizepräsident des Landessportbundes Berlin ist. „Wir benötigen eine klare, straffe Führung unter Einbeziehung aller, die mitzusprechen haben.“ Die heutige organisatorische Struktur mit anteiligen Entscheidungskompetenzen zwischen dem DSB, den Spitzenverbänden, den Landessportbünden und den Landesfachverbänden sowie dem Bund und den Ländern als Zuwendungsgeber sei vor über 20 Jahren mit dem Blickwinkel des Ausgleichs unterschiedlicher Interessen gefunden worden. „Im Sinne einer straffen Führung im Leistungssport“ müsste nunmehr eine neue Einbindung der OSPs in das Gesamtkonzept einer effektiveren Leistungssportsteuerung angestrebt werden.
"Trainer müssen den Status von leitenden Angestellten erhalten"
„Bis zum Jahresende müssen wir eine Verbesserung des Trainersystems erreichen“, fordert Gerber, der von den Landessportbünden für den Präsidialausschuss Leistungssport im DOSB vorgeschlagen wird. „Der Trainer heute ist sozial schlecht gestellt, seine Kompetenzen sind eingeschränkt, und er wird schlecht bezahlt. Führungskraft und Durchsetzungsvermögen sind gefragt, und deshalb müssen Trainer den Status von leitenden Angestellten erhalten.“ Die neue Konzeption des Bundesvorstands Leistungssport, die sogenannte Traineroffensive, sei jedoch bei der Bundesregierung auf Bedenken gestoßen, berichtete Gerber. Der DOSB sollte deshalb noch im Frühsommer mit dem Bundeskanzleramt oder dem Bundesinnenministerium Gespräche führen, um einen Umdenkprozess im Verwaltungsapparat einzuleiten. Gerber: „Der Sport benötigt motivierte Trainer, die arbeitsrechtliche Stärkung erfahren müssen. Wir wollen nicht, dass gut ausgebildete Experten nach Katar oder in andere Sonnenstaaten auswandern.“
"Bundesmittel zur Selbstbewirtschaftung"
Ein weiterer wichtiger Punkt ist nach Gerbers Worten die langfristige Spitzensportplanung: „Dafür benötigen wir von der öffentlichen Hand Grundsicherheit und eine Flexibilisierung der Förderung in Form einer Vier-Jahres-Planung. So können wir dann die sportpolitischen Taktziele des DOSB-Präsidiums besser umsetzen.“ Der von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) angedachte Treuhänder-Vertrag, also ein öffentlich-rechtlicher Vertrag zwischen dem Bund und dem DOSB, sei der Schritt in die richtige Richtung; zudem sei eine Bund/Länder-Vereinbarung nötig, damit die finanzielle Abstimmung optimal grundiert werden könne. Der Bundesvorstand Leistungssport erwarte schon im Haushaltsplan 2006 eine sogenannte Verpflichtungsermächtigung mit Bindungswirkung für die kommenden Etat-Jahre. Überdies sollten die Bundesmittel zur Selbstbewirtschaftung zugewiesen werden, womit unnötige bürokratische Regulierungen sowohl in der DOSB-Verwaltung als auch im BMI abgeschafft werden können, unterstrich Gerber.
Ziel London 2012: unter den ersten fünf Nationen
„Bis London 2012 haben wir klare Ziele. Bei den olympischen Sommersportarten müssen wir unter den ersten fünf Nationen abschneiden. Das können wir aber nur erreichen, wenn wir eine Neujustierung im Spitzensport durchsetzen.“ Neben der effizienteren Förderung und Steuerung sollten die Verantwortlichen in den Spitzenverbänden stärker als bisher die Ressourcen der Trainingswissenschaft nutzen, die das IAT bietet, sagte Gerber. Der „deutsche Standortvorteil der Wissenschaft“ dürfe im Sport nicht weiter brachliegen. So seien für Athleten vor allem auch psychologische Elemente, mentale Instrumentarien für Belastungssituationen, nachdrücklicher anzuwenden. Schließlich müssten Trainer alle zwei Jahre ihren Wissensstand überprüfen lassen, um weltweit erforschte Neuheiten adaptieren zu können.