Der Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel gehören zu den großen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Auch der Sport muss sich fortlaufend auf den Wandel einstellen: den Wandel von Freizeittrends und Mobilitätsverhalten, den Wandel der Erwartungen und Ansprüche der Kunden, die demographische Entwicklung, vor allem aber auch den Wandel von Klima und Wetterbedingungen.
Auch für den Wintersport mit seiner Ausprägung Spitzensport und Wintertourismus sind das Wetter und der Klimawandel unauflöslich verbunden mit veränderten Rahmenbedingungen und Unsicherheiten. Fachwissenschaftler und Forschungseinrichtungen sind sich in der Erwartung einig, dass sich die Jahresmitteltemperatur im Alpenraum und den Mittelgebirgen bis zum Ende des Jahrhunderts um mindestens weitere zwei Grad Celsius erhöhen wird.
Die Zunahme der Temperatur betrifft alle Jahreszeiten. Nur durch Umsetzung von tiefgreifenden Maßnahmen zur Emissionsreduktion, wie im Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 vorgesehen, könnte dieser Wert unterschritten werden.
Als Folge wird die für den Schneesport geeignete natürliche Schneedecke langfristig bis in mittleren Lagen im Alpenraum und in den Mittelgebirgen weiter zurückgehen. Dabei verkürzt sich langfristig die Dauer der Schneebedeckung um Wochen gegen Ende der Skisaison, etwas weniger stark auch im Frühwinter. In diesem Zusammenhang ändern sich ebenfalls die klimatologischen Rahmenbedingungen für die technische Schneeerzeugung.
In den kommenden Jahrzehnten ist weiterhin sowohl bei den Temperaturen als auch bei den Niederschlägen mit einer hohen und regionalen Jahr-zu-Jahr-Variabilität zu rechnen. Der aktuelle Winter 2018/2019 macht dies sehr deutlich. Dabei überlagert diese Variabilität den langfristigen Trend, so dass sich die starken jährlichen und mehrjährigen Schwankungen weit deutlicher bemerkbar machen als der allmähliche Anstieg der mittleren Temperatur.
Gleichzeitig entwickelt sich das System Wintersport, auf das der Klimawandel einwirkt, mit seinen Produkten und Angeboten in den Bereichen (Ski alpin, Langlauf, Rodeln, Winterwandern, Touren gehen etc.) fortlaufend weiter. Eine regionale Anpassung des Wintersports an den Klimawandel vollzieht sich nicht in einem Vakuum, sondern ist eingebettet in dynamische Vorgänge auf den verschiedensten Ebenen der regionalen Sektoren und Märkte.
Wintersportverbände, Wintersportregionen und Seilbahnbetreiber sind aufgefordert, sich aktiv an der gesamtgesellschaftlichen Herausforderung „Klimawandel“ mit entsprechenden Maßnahmen zur Minderung und Anpassung zu beteiligen. Zur Sicherung und Weiterentwicklung des Wintersports werden technologische, organisatorische Innovationen und Diversifikation der Angebote nötig sein. Verstärkt werden muss die Nutzung erneuerbarer Energien und Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz in allen Sektoren des Wintersports.
Für eine nachhaltige Entwicklung wird es nötig sein, noch mehr als bisher, Partnerschaften, Netzwerke und Systeme zum Informationsaustausch auf allen Ebenen zu etablieren. Zukunftsfähig sind Konzepte, die als weitere Zieldimensionen die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit im Hinblick auf die kommenden Herausforderungen beinhalten.
(Autor: Professor Ralf Roth ist Leiter des Instituts für Natursport und Ökologie an der Deutschen Sporthochschule Köln und Vorstand Stiftung Sicherheit im Skisport e. V.; sein Text erschien zunächst als Kommentar im jüngsten DOSB-Informationsdienst „Sport schützt Umwelt“, Nr 128.)
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