"Deutsch-Türkischer Dialog" schafft Netzwerke

Seit über zehn Jahren will das Projekt „Deutsch-Türkischer Dialog" das Verständnis von Deutschen und Türken verbessern. Dafür will es Netzwerk für Integration fördern. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, anderen Vorreitern in Sachen Integration mit der Auszeichnung „Hamburger Tulpe" Mut zu machen. „Wir fördern nur Aktionen, bei denen sich die Dialogpartner auf gleicher Augenhöhe stattfinden und eine nachhaltige Wirkung versprechen", betont Esther Karay vom „Deutsch-Türkischen Dialog".

Esther Karay (links) im Gespräch und Oya Susanne Abali (rechts) vom "Deutsch-Türkischen Dialog" (Foto: Körber-Stiftung).
Esther Karay (links) im Gespräch und Oya Susanne Abali (rechts) vom "Deutsch-Türkischen Dialog" (Foto: Körber-Stiftung).

   Frau Karay, was genau ist der "Deutsch-Türkische Dialog"?
 
Esther Karay: Wir sind ein Projekt unter dem Dach der Körber-Stiftung, die es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht hat, die internationale Verständigung zu fördern. Unser Ansatz ist es, durch eigenes Erleben gegenseitiges Verständnis zu schaffen, vor allem auch bei jungen Menschen. Am Anfang, im Jahr 1992, standen Zuschüsse zu Reisen deutscher Schulklassen in die Türkei. Da dieses Vorgehen aber recht einseitig ist, wurde die Förderung auch auf die Gegenrichtung ausgedehnt. Von 1999 an haben wir Jugendaustauschprojekte aller Art gefördert. Aber unsere Arbeit geht inzwischen weit darüber hinaus.
 
   Haben Sie nicht auch den Anstoß für ein Netzwerk türkischstämmiger Politiker in Deutschland gegeben?
 
Esther Karay: Ja, Mitte Juni wird das zweite Treffen türkeistämmiger deutscher Mandatsträger stattfinden. Davon gibt es bundesweit auf den verschiedensten Parlamentsebenen und im Europaparlament immerhin rund 50. Wir wollen mit dem von uns ausgerichteten Treffen einen parteiübergreifender Erfahrungsaustausch ermöglichen und natürlich die Erweiterung des Netzwerks, dessen erste Knoten letzten Herbst in Berlin geknüpft wurden. Da die Medien nicht dabei sind, können die Teilnehmer auf Parteipolitisches verzichten und sich im von uns gebotenen intimen Rahmen austauschen, ohne Rücksicht auf ihre Außenwirkung nehmen zu müssen. So wollen wir die Bedingung für einen offenen Dialog zu Themen wie dem Verhältnis von Islam und Politik, der Verbesserung der politischen Partizipation türkeistämmiger MigrantInnen und Fragen der Integration schaffen. Solche Netzwerke sind für eine Integrationsarbeit sehr wichtig.
 
   Sie vergeben auch die "Hamburger Tulpe" - was hat es damit auf sich?
 
Esther Karay: Das ist ein auf regional auf Hamburg beschränkter Integrationspreis, den wir bisher alle 2 Jahre verliehen haben. Von jetzt an werden wir jährlich deutsch-türkisch besetzte Initiativen auszeichnen, die den Gemeinsinn in Hamburg fördern. Der diesjährige Gewinner, die »Streetsoccer Liga« der Bürgerstiftung Hamburg, ist eine Art „Idealprojekt": Es wird von Ehrenamtlichen betreut, hat Außenwirkung und ist ein Nachbarschaftsprojekt. Wir wollten und wollen auch weiterhin anhand unserer Preisträger zeigen, dass sich bürgerschaftliches Engagement lohnt und nachahmenswert ist.
 
   Wer kann sich denn für Ihre Austauschprojekte bewerben?
 
Esther Karay: Die Förderung ist offen, aber es gibt gewisse Bedingungen: Es muss sich um bilaterale Projekte handeln, bei denen ein gleichberechtigter Dialog zum beiderseitigen Nutzen stattfindet. Die Partner sollten schon im Kontakt zueinander stehen. Seit 2003 kommt noch eine Bedingung dazu: Wir setzen einen Themenschwerpunkt wie aktuell „Werte", den das jeweilige Projekt aufgreifen und weiterentwickeln soll.


  • Esther Karay (links) im Gespräch und Oya Susanne Abali (rechts) vom "Deutsch-Türkischen Dialog" (Foto: Körber-Stiftung).
    Esther Karay (links) im Gespräch und Oya Susanne Abali (rechts) vom "Deutsch-Türkischen Dialog" (Foto: Körber-Stiftung).