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Deutscher Alpenverein warnt vor der großen Gletscherschmelze
Anlässlich des Internationalen Tages der Berge am 11. Dezember hat der größte Bergsportverband der Welt davor gewarnt, die Anzeichen für einen Klimawandel zu unterschätzen.
Kein Nachschub von oben in Form von Schnee, selbst auf der Zugspitze Tageshöchsttemperaturen um null Grad: Für die bayerischen Gletscher kommt es in diesem Jahr besonders hart. Der ungewöhnlich warme Herbst sorgte für eine weitere Beschleunigung der Gletscherschmelze in den Alpen.
Viele aktuelle Klimastudien seien in jüngster Vergangenheit vorgestellt worden, meldet der Deutsche Alpenverein (DAV) . Sie alle zeigten, dass sich der Temperaturanstieg gerade im Alpenraum überproportional auswirke. Die allgemeine Betroffenheit sei groß, doch damit, so DAV-Hauptgeschäftsführer Thomas Urban, lasse sich das Problem noch lange nicht lösen. Für den größten Bergsportverband steht vor allem die Politik in der Pflicht: „Deutschland wird für das nächste halbe Jahr die EU-Ratspräsidentschaft übernehmen. Wir fordern Bundeskanzlerin Merkel sowie Umweltminister Gabriel auf, dem Klima- und damit auch dem Alpenschutz eine höhere Priorität in ihrem Arbeitsprogramm einzuräumen und auf eine Ratifizierung der Alpenkonvention in allen betroffenen Alpenstaaten zu drängen“, so Urban in München. Denn nur mit europa- und weltweiten Maßnahmen lasse sich etwas gegen den Klimawandel und „das große Schmelzen“ der Alpengletscher unternehmen. Spätestens in rund 100 Jahren werde es im bayerischen Alpenraum überhaupt keine Gletscher mehr geben, alpenweit werde sich der Rückgang ebenfalls massiv auswirken. Welche Folgen das für den europäischen Wasserhaushalt hat, lasse sich heute noch gar nicht abschätzen.
Globale Trinkwasserspeicher in Gefahr
Ein Zusammenhang zwischen der Gletscherschmelze und einer möglichen Wasserverknappung wurde nach Ansicht des DAV bislang noch kaum wissenschaftlich bearbeitet. Der Zusammenhang liegt jedoch auf der Hand, da etwa drei Viertel der weltweiten Süßwasserreserven aus Eis und Schnee bestehen. Schmelzen die Gletscher, so ist nach einer Zeit mit Überangebot auch mit Trinkwasserknappheit in den außeralpinen Regionen zu rechnen.
Dieses Szenario trifft vor allem für die auch heute noch vergletscherten zentralalpinen Bereiche zu. So weiß man z.B., dass der Vernagtgletscher in Tirol in den vergangenen 20 Jahren im Mittel zwölf Meter Eis verloren hat. Das entspricht etwa 110 Milliarden Litern Wasser oder dem jährlichen Trinkwasserverbrauch der Region München.
Nach Ansicht von Experten des UN-Ausschusses zum Klimawandel (IPCC) wird die Zahl der Bewohner von Regionen mit akuter Wasserknappheit innerhalb der nächsten 25 Jahre von derzeit 1,7 auf 5,4 Milliarden Menschen steigen. Im Alpenraum wird dieser Umstand vor allem auf der Alpen-Südseite zu spüren sein. Bereits in den vergangenen Sommern herrschte z.B. in den Gebieten des Po in Oberitalien akuter Wassermangel.
Zum Schutz der Trinkwasserreserven in den Alpen fordert der DAV ein rasches Umdenken in der Klimaschutzpolitik und einen sofort wirksamen Gletscherschutz:
Verlagerung des Schwerkraftverkehrs von der Straße auf die Schiene, insbesondere beim transalpinen Transport
Verbesserung des Angebotes für der Personentransportes auf der Schiene
Attraktive Angebote des Bahn- und ÖPNV-Angebotes während der Ferien- und Urlaubszeit für Familien
Europaweite zeitliche Staffelung der Schulferienzeiten
Absoluten Schutz der Gletscher, wie ihn die Alpenkonvention fordert
Keinen Neubau von Skianlagen auf Gletschern
Keine Bau von Verbindungsliften zwischen bereits erschlossenen Gletscherskigebieten
An den Trinkwasserreserven und ökologischen Fragestellungen orientierte Betreiberpraxis für Beschneiungsanlagen.
"Mit ihrer Ratspräsidentschaft hat es die Bundesregierung in der Hand, hier die richtigen Weichen zu stellen", sagt Thomas Urban.
Wie sieht der Blick 2020 aus? Kaiser-Franz-Josef-Höhe mit Pasterze-Gletscher und Großglockner, Kärnten, Österreich (Copyright: picture-alliance/dpa)
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