Deutschlandfunk zum Rechtsgutachten einer Stuttgarter Kanzlei

Die Löschung von Rekorden, die nachweislich mit Hilfe von Doping zustande gekommen sind, ist zulässig. Wie der Deutschlandfunk berichtet, kommt ein aktuelles Rechtsgutachten der Stuttgarter Kanzlei Wüterich und Breucker zu diesem Ergebnis.

Auch WADA-Chef Richard Pound hält die Löschung von Doping-Rekorden für rechtskräftig. Copyright: picture-alliance/dpa
Auch WADA-Chef Richard Pound hält die Löschung von Doping-Rekorden für rechtskräftig. Copyright: picture-alliance/dpa

Auch der Chef der Welt-Antidoping-Agentur Wada, der Kanadier Richard Pound, hat diese Rechtsauffassung bekräftigt. Pound sagte dem Kölner Sender, Doping-Rekorde seien Sportbetrug. Sie sollten „keinen Bestand haben, wenn es Beweise gibt“. Allein in der Leichtathletik gibt es fünf DDR-Weltrekorde, die in Zeiten des internationalen Hochdopings aufgestellt wurden und als Bestmarken „für die Ewigkeit“ gelten.  

Die Leichtathletik-Weltrekorde, die im Besitz ehemaliger DDR-Athleten sind, stammen allesamt aus den 80er Jahren und sind seit mehr als zwei Jahrzehnten von der internationalen Konkurrenz nicht mehr annähernd erreicht worden. Es handelt sich um den Diskus-Weltrekord von 74,08 Meter durch Jürgen Schult sowie um die Frauen-Weltrekorde der Diskuswerferin Gabriele Reinsch mit 76,80 m, der 400 m-Läuferin Marita Koch in 47,60 sec, der 4 x 100m-Staffel der DDR in 41,37 sec und um die der 4 x 100m-Vereinsstaffel des SC Motor Jena. 

Die Expertise der Stuttgarter Sportrechts-Experten Christoph Wüterich und Marius Breucker, die dem Deutschlandfunk vorliegt, belegt auf 32 Seiten die „Zulässigkeit der Streichung von Rekorden wegen Verstößen von Athleten gegen Doping-Verbote“. Sie basiert auf den in den 80er Jahren geltenden Wettkampfregeln des Welt-Leichtathletikverbandes IAAF. Aus dem generellen Dopingverbot und der Vorschrift, dass Rekorde bei „regelkonform durchgeführten“ Wettkämpfen aufgestellt werden mussten,  leiten die Juristen die Möglichkeit von Rekordstreichung ab. Sie unterscheiden zwischen einer Disqualifikation nach einem positiven Dopingtest und der Löschung von Doping-Rekorden. 

Bei der Behandlung von Weltrekorden verweist der WADA-Vorsitzende Pound auf „Fortschritte“ innerhalb der internationalen Verbände: Die meisten würden inzwischen zustimmen, „dass bei Dopingnachweis auch die Rekorde gestrichen werden sollten“. Ausdrücklich schließt Pound darin Prozessunterlagen aus den Verfahren gegen Funktionäre, Trainer und Ärzte des DDR-Sports ein. Das Argument des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV), solche Rekorde dürften ohne positiven Dopingtest nicht aberkannt werden, da andere Regeln erst später etabliert worden seien, nannte Pound „nicht eindrucksvoll“. Regeln gegen Doping hätten immer existiert und seien bekannt gewesen. Es gebe „viele Wege, Doping nachzuweisen, nicht nur durch positive Tests“, sagte der WADA-Vorsitzende im Deutschlandfunk.


  • Auch WADA-Chef Richard Pound hält die Löschung von Doping-Rekorden für rechtskräftig. Copyright: picture-alliance/dpa
    Auch WADA-Chef Richard Pound hält die Löschung von Doping-Rekorden für rechtskräftig. Copyright: picture-alliance/dpa