„Dicke Kinder werden oft dicke Erwachsene

 

Die Bundesministerin für Verbraucherschutz, Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen), hat in kürzlich bei einem Kongress ihres Ministeriums zu „Kinder und

Ernährung“ die fundamentale Bedeutung des Kampfes gegen das Übergewicht unterstrichen. Jedes fünfte Kind und jeder dritte Jugendliche seien jetzt schon übergewichtig. „Die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht bereits von einer Adipositasepidemie“, sagte Künast. „Höchste Zeit, dieses zu ändern, denn dicke Kinder werden auch oft dicke Erwachsene.“ Wenn dieser Trend nicht aufgehalten werde, würde nach Experten-Meinung bald jeder zweite Erwachsene adipös - also fettsüchtig - sein.

Zum einen würden die Kindern seelisch enorm darunter leiden, zum anderen seien aber auch die finanziellen Folgekosten noch nicht einzuschätzen. Ein Drittel aller Ausgaben im Gesundheitswesen müssten derzeit schon für Krankheiten getätigt werden, die durch falsche Ernährung mitbedingt würden. Die Botschaft des Kongresses sei simpel: „Besser essen – mehr bewegen“.

Die Bundesministerin will den Kongress als Startschuss für neue Strategien gegen das Übergewicht verstanden wissen. „Eine ausgewogene, gesunde Ernährung und genügend Bewegung verringern das Risiko für ernährungsbedingte Erkrankungen“, meinte Künast, die die Prävention an erste Stelle rücken will. „Damit eine Präventionsstrategie aufgeht, gehören alle Beteiligten an einen Tisch.“ Für die Ministerin ist dabei der Deutsche Sportbund (DSB) ein ganz wichtiger Partner. In einem Gespräch hatte sie vor kurzem mit dem Präsidenten des DSB, Manfred von Richthofen, eine enge Zusammenarbeit auf diesem Gebiet beschlossen.

Konkrete Umsetzungsempfehlungen sollen jetzt vier Arbeitsgruppen geben. Für den Sport sind die Themen „Familien/Kindertagesstätten“ und „Schule“ besonders wichtig, da er dort konkret betroffen ist. Aber auch die Arbeitsgruppen zu Wirtschaft und Medien sind für Künast von Bedeutung, da beispielsweise häufig Kindernahrung in Wahrheit Kindersüßigkeit sei, sie aber falsch beworben werde.

Als erstes empfahl der Kinder-Mediziner Prof. Martin Wabitsch von der Universitäts-Klinik Ulm vier Punkte, darunter konkret die Verbesserung des Sport- und Freizeitangebotes. Aus seiner Sicht müssten Schulsportanlagen regelmäßig auch außerhalb der Schulzeit geöffnet werden. Im Rahmen einer Ganztags-Betreuung müssten großzügige Bewegungsprogramme erarbeitet werden.