Die 40. „Woche des Sports“ der Ruhrfestspiele

Am 21. Mai konnte ein außergewöhnliches Jubiläum in Nordrhein-Westfalen gefeiert werden: die 40. Woche des Sports in Recklinghausen.

Die tschechische Theatergruppe Mah Hunt bei den Ruhrfestspielen. Foto: Ruhrfestspiele/Petr Otta
Die tschechische Theatergruppe Mah Hunt bei den Ruhrfestspielen. Foto: Ruhrfestspiele/Petr Otta

Im repräsentativen Festspielhaus der internationalen  Ruhrfestspiele fand eine feierliche Eröffnung statt, in deren Rahmen die Verbindung von Sport und Kunst ihren deutlichen Ausdruck fand.

Die Ruhrfestspiele, aus der Nachkriegsnot des zerstörten Deutschlands entstanden, als Schauspieler aus dem fernen Hamburg ins Ruhrgebiet kamen um Steinkohle gegen ihre  Darstellungskunst zu tauschen, damit sie ihr Theater wieder heizen könnten - „Kunst für Kohle - Kohle für Kunst“ - haben sich in den Jahrzehnten ihres Bestehens zu einem Festival von europäischem Rang entwickelt. Dass dann auch der Sport in dieses Kulturereignis integriert wurde, ist im sportfreudigen Land Nordrhein-Westfalen fast eine Zwangsläufigkeit.

Die direkte Verbindung zwischen Sport und den Ruhrfestspielen begann 1966 mit dem ersten  „Ruhrfestspielschwimmen“, einem Städtewettkampf um den „Preis des Bergmanns“. Ein Jahrzehnt später wurde dieser Schwimmwettbewerb durch die Beteiligung weiterer sportlicher Wettkämpfe ergänzt. Das war das eigentliche Geburtsjahr der „Woche des Sports“, die damals ihren Schwerpunkt noch in der sportlichen Praxis hatte. Von 1982 bis 2007 kamen dann sportwissenschaftliche Themen, überregionale Fachtagungen sowie Buch- und Videoproduktionen hinzu - sowie Ausstellungen mit sport- und gesellschaftspolitischen Themen, die im Anschluss an ihre Präsentationen Iandes- wie bundesweit weitergereicht wurden.

Bewegungskultur Sport

Seit 2008 steht nun das Thema „Bewegungskultur Sport“ im Mittelpunkt. Dieser Schwerpunkt kreativer Bewegung, in Kooperation mit der Deutschen Sporthochschule Köln entwickelt, ist mit seinen Aufführungen und Workshops zum Bewegungstheater, Tanz und zur Improvisation, zu einer Nahtstelle zwischen Sport und Kunst geworden. Besonders bei jungen Menschen erfreut sich die Bewegungskultur zunehmender Beliebtheit und verdeutlicht, wie sehr sich Sport und Kultur gegenseitig beeinflussen und einander nähern.

In ihrem Grußwort betonte die Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, Ute Schäfer, die enge Beziehung zwischen Sport und Kultur: „Sport, Spiel und  Bewegung sind wichtige Bestandteile unserer Kultur. DSB-Präsident Willi Daume und der Initiator der Ruhrfestspiele Otto Burrmeister haben zu Beginn der 1970er Jahre weitsichtig die Chancen einer Zusammenarbeit erkannt, um Gemeinsamkeiten von Kultur und Sport weiterzu-entwickeln. Mit der Integration der „Woche des Sports“ in die Ruhrfestspiele wurde eine Basis für eine einzigartige, lange und erfolgreiche Kooperation gelegt.“

In der Gesprächsrunde zur Eröffnung des Jubiläums der Woche Sports 2012 lobte Walter Schneeloch, Präsident des Landessportbundes NRW und Vizepräsident des DOSB, die gute Zusammenarbeit zwischen dem organisierten Sport, dem Land NRW und den Ruhrfestspielen.  Er erwähnte dabei, dass ein Viertel aller deutschen Medaillen der Olympischen Spiele in Peking durch Sportler aus Nordrhein-Westfalen gewonnen werden konnten. Was deutlich für die Stärke des Sports in diesem bevölkerungsreichsten Land der Bundesrepublik spricht.

Als Vertreter der NRW-Landesregierung bekräftigte Staatssekretär Professor Schäfer die Aussage von Walter Schneeloch und fügte hinzu, dass Sport und Kultur keine unterschiedlichen Welten seien, sondern sich immer mehr ergänzten; was ja auch in der Landesregierung mit  ihrem Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport zum Ausdruck käme.

Und der Intendant der Ruhrfestspiele, Dr. Frank Hoffmann, sah in der Begegnung zwischen Sport und Theater ein zukunftsfähiges Modell, da auch auf jenen Brettern, die angeblich die Welt bedeuten, zunehmend eine Hinwendung zum Körper betonten Spiel deutlich würde.

Marktplatzspringen der Stabhochspringer

Zum Schluss der Veranstaltung, die in ihrem Rahmenprogramm exzellente Beispiele des Bewegungstheaters der Sporthochschule Köln aufzeigte, kamen auch noch leistungssportliche  Aspekte zur Sprache. Wobei als positives Beispiel das Internationale „Marktplatzspringen“ der Stabhochspringer während der „Woche des Sports“ erwähnt wurde; jenes sportliche Großereignis, das seit 1982 internationale Spitzensportler nach Recklinghausen lockt. Im Herzen der Stadt, auf dem Altstadtmarkt, haben dann Zuschauer die wohl einmalige Gelegenheit, hervorragende sportliche Leistungen ohne die Trennung durch den Fernsehbildschirm „hautnah“ zu erleben. Diese sowohl für Athleten als auch Zuschauer ungewöhnliche Nähe hat in 30 Jahren ihre  Faszination behalten und ist ein positives Zeichen für die Attraktivität des Sports, der sich  seinem selbst gegebenen Anspruch, ein Kulturgut unserer Zeit zu sein, in Theorie und Praxis  weiter nähert.

(Quelle: DOSB-Presse, Ausgabe 22)


  • Die tschechische Theatergruppe Mah Hunt bei den Ruhrfestspielen. Foto: Ruhrfestspiele/Petr Otta
    Die tschechische Theatergruppe Mah Hunt bei den Ruhrfestspielen. Foto: Ruhrfestspiele/Petr Otta