Die Aufarbeitung der Stasi-Problematik bleibt auf der Tagesordnung

Die Ständige Konferenz der Landessportbünde, die am 16./17. April 2004 in Rostock-Warnemünde tagte, hat zum aktuellen und künftigen Umgang mit der Stasi- und Doping-Problematik eine Entschließung verabschiedet, die folgenden Wortlaut hat:

"Die Ständige Konferenz der Landessportbünde stellt fest, dass die in den Medien - namentlich durch die Stasi-Unterlagen-Beauftragte des Landes Thüringen - reflektierte Auffassung, die Sportverbände würden im Umgang mit der Stasi-Problematik einen falschen Ansatz verfolgen oder sich der Problematik unzureichend stellen, zurückzuweisen ist.

Nach der Wiedervereinigung kam es primär darauf an, die Sportorganisationen von Mitarbeitern freizuhalten, die durch ihr Handeln im Dienste der Staatssicherheit Dritte geschädigt oder im Einzelfall Schädigungen billigend in Kauf genommen haben. Hierzu hat der autonome Sport (d. h. DSB und NOK) eine unabhängige Kommission eingesetzt, die seit nunmehr annähernd zehn Jahren unter der Leitung der ehemaligen Berliner Parlamentspräsidentin Dr. Hanna-Renate Laurien erfolgreiche Arbeit leistet. Kernpunkt der Kommissionstätigkeit ist es, durch Aktenstudium und gegebenenfalls Zeugenbefragungen, im Regelfall verknüpft mit einer mündlichen Anhörung des/der Betroffenen, im Auftrag der Verbände abwägende Empfehlungen zur weiteren Mitarbeit tatsächlich oder vermeintlich Stasi-belasteter Personen zu erarbeiten. Dabei werden der Kommission auf Grund der Vorgaben des Stasi-Unterlagen-Gesetzes mitunter Akten nur in eingeschränktem Umfang zur Verfügung gestellt. Es ist nicht Aufgabe des Gremiums, eine historische Aufarbeitung im Gesamtzusammenhang zu betreiben. Eine solche Aufarbeitung ist mit den Mitteln des Sports auch gar nicht möglich.

Auch die Landesportbünde in den östlichen (neuen) Bundesländern haben aus eigener Initiative maßgeblich zur Ermittlung von Sachverhalten beigetragen und Konsequenzen eingeleitet. Doping war Teil eines staatlichen Unrechtssystems, das auch auf einer institutionellen Verflechtung zwischen Ministerium für Staatssicherheit und staatlich gelenktem Sport aufbaute. Es besteht weiterhin die Bereitschaft des deutschen Sports, diese Vergangenheit nicht auszublenden, sondern vielmehr im Interesse aller Beteiligten - auch der Opfer - sachgerecht zu berücksichtigen und im Rahmen der Möglichkeiten aufzuarbeiten. Hierzu gehört es - im 15. Jahr nach der Wiedervereinigung -, die Frage des künftigen Umgangs und der Maßstäbe hierfür zu stellen. Der Deutsche Sportbund steht in Kontakt mit der Birthler-Behörde ebenso wie mit wissenschaftlichen Institutionen, um Möglichkeiten einer koordinierten Forschung zu erreichen. Er verweist darauf, dass hierzu bereits entsprechende Studien vorliegen."