"Die beste Region, nicht die reichste gewinnt": NOK-Chef Tröger im LVZ-Interview

"Die beste deutsche Region soll gewinnen, nicht die reichste, die größte oder die prominenteste". Dies hat Prof. Walther Tröger, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK) in einem umfangreichen Interview gegenüber der Leipziger Volkszeitung (01.09.) eingeräumt.

 

 

 

"Die Bewerber-Regionen sollen den Wettbewerb und den Rückenwind nutzen, um schon jetzt die Infrastruktur zu verbessern. Je eher wir die Entscheidung treffen, desto mehr verpufft die Stimmung in den Regionen wieder. Es gibt im Hinblick auf die IOC-Entscheidung 2005 keinen vernünftigen Grund zu Eile und Hektik" , erklärte Tröger, warum die NOK-Mitgliederversammlung nicht schon am 3. November festlegt, welche deutsche Stadt ins Olympia-Rennen geschickt werden soll.

 

 

 

Tröger erteilt in dem Interview u.a. auch der Ansicht eine Absage, Leipzig müsste gewählt werden, weil das eine Art "Solidarpakt" für den Osten sei: "Der Sport ist kein Ersatzorgan für Politik oder Sozialarbeit oder Infrastruktur", meinte Tröger, der aber auch sagte: "Leipzig hält sich mit seinem Umfeld für kompetent, insbesondere in der vorhersehbaren Entwicklung bis 2012. Und ich unterstütze diese Möglichkeit sehr".

 

 

 

Auf die Frage, ob es überhaupt realistisch sei, dass sich eine Stadt mit knapp 500.000 Ein-wohnern für Olympische Spiele bewerbe meinte der NOK-Präsident: "Alle unsere Bewerber können die Logistik und Infrastruktur herstellen, um gute Spiele zu machen. Ich freue mich, dass der neue Präsident des IOC, Jacques Rogge, erklärt hat: Olympische Spiele sollten generell ein oder zwei Nummern kleiner werden. Wir brauchen keine gigantischen, sondern mitreißende Spiele. Ich denke, dass Deutschland in dieses neue Bewerberbild gut passt."

 

 

 

Für eine Wintersport-Bewerbung gibt es Tröger zu folge derzeit kein Interesse, weder bei den Verbänden noch bei der Politik. "Das Thema ist vorerst vom Tisch. Angesichts der beginnenden nationalen Begeisterung für die Sommerspiele macht es auch keinen Sinn, weiter doppelgleisig zu fahren", so Tröger.

 

 

 

Auf die Frage, ob er so lange NOK-Präsident bleiben wolle, bis er in Deutschland Olympische Spiele miteröffnen dürfe antwortete er: "Nein, ich will es nicht und ich kann es auch sicher nicht. Aber ich möchte schon so lange in verantwortlicher Position im NOK sein, bis die Entscheidung zu Gunsten eines deutschen Bewerbers fällt."

 

 

 

Eine Absage erteilte Tröger einer stärkeren Zentralisierung im deutschen Sport. "Mit einem großen bundesweiten Zentrum ließe sich nichts bewirken. Abgesehen davon, dass das in einer Demokratie auch gar nicht durchzusetzen wäre. Unser Konzept mit den Olympiastützpunkten und den Bundesleistungszentren ist schon sehr gut. Vor allem dürfen wir die Vereine nicht vergessen. Es gibt nirgendwo in der Welt ein so gutes und immer noch etabliertes Vereinssystem wie in Deutschland".

 

 

 

 

 

 

 



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