Die FT Groß-Midlum setzt ein Zeichen gegen Krebs

Ein Interview über das Engagement gegen Krebs, Ehrenamtsförderung und der allgemeinen Bewältigung der Pandemie.

Bewegung gegen Krebs (Quelle: DOSB)
Bewegung gegen Krebs (Quelle: DOSB)

Die wichtigen Hygienemaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie werden solidarisch von der Sportgemeinschaft in Deutschland getragen. Viele Vereine stehen aber mit dem Rücken zur Wand und treiben sich mit existenziellen Sorgen um. Durch u.a. fehlende Zuschauer*innen, dem Ausfall von Sport- und Kursangeboten und einem zunehmenden Rückgang von Mitgliedern fallen wichtige Einnahmen weg. Zudem fehlen gesellschaftliche Begegnungsmöglichkeiten über den Sport. Doch viele Vereine in SPORTDEUTSCHLAND trotzen dem und überlegen sich zahlreiche kreative Ideen wie auch die FT Groß-Midlum aus Ostfriesland. „Wir geben nicht auf und wollen gerade in der jetzigen Situation für die gute Sache einstehen und Organisationen wie die Stiftung Deutsche Krebshilfe und den DOSB mit dem Projekt „Bewegung gegen Krebs“ unterstützen“, sagen Hans-Gerd Ukena (Ehrenvorsitzender), Hinrich Bruns (1. Vorsitzender) und Florian Bönsch (3. Vorsitzender) des Vereins nahe der Küstenstadt Emden. Der Verein FT Groß-Midlum bietet in 13 Sparten zahlreiche Sport- und Freizeitangebote für Jung und Alt wie Fußball, Eltern-Kind-Turnen oder eine Fahrrad-Freizeitgruppe an. Der Verein wurde 2014 für sein besonderes Engagement mit dem „Großen Stern des Sports in Silber“ für die Region Weser-Ems des DOSB ausgezeichnet.

Was motiviert Sie, sich in der jetzigen Situation für Krebsprojekte einzusetzen?

Im kommenden Sommer wollen wir unser 35+1-jähriges Vereinsjubiläum und weitere Ehrentage feiern und einen möglichst großen Spendenbetrag für die Krebsorganisationen sammeln. Gerade jetzt ist es schwierig auf die Initiativen hinzuweisen, da wir keine Veranstaltungen durchführen können. Wir haben aber das Glück, mit regionalen Zeitungen Partner gefunden zu haben, mit denen wir spendenden Firmen eine mediale Plattform bieten können.

Warum engagieren Sie sich für Maßnahmen der Krebsprävention?

Kurz nach der Vereinsgründung 1985 haben wir uns auf die Fahne geschrieben, uns für soziale Projekte in der Region zu engagieren. Zunächst haben wir die Ostfriesischen Beschützenden Werkstätten (OBW) für Menschen mit Behinderung unterstützt und sind vor etwa 20 Jahren erstmalig durch eine Elterninitiative für krebskranke Kinder in Kontakt mit der Thematik gekommen. Uns ist das Thema einfach eine Herzensangelegenheit, weil auch wir in unserem Verein vor dieser Krankheit nicht gefeit sind.

Wie wird Ihr Engagement angenommen?

Mittlerweile konnten wir bei verschiedensten Sportveranstaltungen in 31 Jahren rund 60.000 Euro für Krebsprojekte sammeln und davon Typisierungen des Vereins „Leukin“ für die Knochenmarkspende finanzieren. Wir haben von vielen Fällen gehört, wo Menschen an Krebs gestorben sind oder Kinder an Leukämie erkrankt waren. Ein Sportkamerad von uns hat aufgrund seiner Typisierung einer 18-jährigen Amerikanerin das Leben gerettet. Genau so etwas ist eine riesige Motivation für uns! Es ist einfach schön zu sehen, dass man mit der eigenen Initiative Menschenleben retten kann.

Wie sind Sie auf das Projekt „Bewegung gegen Krebs“ der Deutschen Krebshilfe und des DOSB aufmerksam geworden?

Weil wir ein Sportverein sind und der Gesundheitssport eine wichtige Sparte bei uns im Verein ist, kam da der Vereinswettbewerb „Bewegung gegen Krebs“ gerade recht; gerade die Geschichte “Bewegung gegen Krebs” und “Gemeinsam gegen Leukämie”, die wir ja schon seit einigen Jahren verfolgen und immer wieder einbinden in unsere Aktivitäten. Wir sind immer wieder im Gespräch zu dem Thema Krebs. Vor drei Jahren haben wir Kontakt aufgenommen zum DOSB und “Bewegung gegen Krebs”, weil das einfach zu uns gehört. Wir finden es wichtig für alle Vereine, wenn man das authentisch rüberbringt:  Regelmäßige Bewegung kann helfen, Krebs zu verhindern! Es ist auch eine gute Mitgliederwerbung für die Vereine. Wir bieten verschiedene Angebote, die immer wieder zeigen, wie wichtig Bewegung für die Krebsprävention ist.  

Was macht Ihren Verein so besonders?

Zum einen versuchen wir die Aufgaben auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Es hat sich bewährt in Teams zu arbeiten – Wir haben u.a. ein Kommunikations-, Frauen-, Finanz-, Sponsoring- und Ehrenamtsteam. So kann sich jedes Vereinsmitglied nach Interessenlage und zeitlichen Ressourcen einbringen. Wir denken also in Team-Lösungen und auch digitalen Lösungen. So kann sich bei uns jedes Vereinsmitglied auch digital einbringen, z.B. bei Umzug in eine andere Stadt aus Berufsgründen. Jede*r kann und darf, aber niemand muss sich einbringen! Zum anderen ist das soziale Engagement in der Vereins-ID verankert. Wir sind stolz darauf! Wir haben eine große Ehrenamtsförderung. Bei uns bekommt man nicht nur einen Schulterklopfer, wenn man sich ehrenamtlich engagiert, sondern wir lassen uns immer etwas Besonderes einfallen, damit man sich auch wirklich gewürdigt fühlt. Das motiviert dann auch, sich langfristig zu engagieren und dabei zu bleiben. Das ist bei uns im Verein einfach einmalig! In allen Ortsvereinen von Groß-Midlum sind 43 Prozent der knapp 650 Einwohner*innen ehrenamtlich engagiert – Bei uns haben die Menschen einfach Spaß und Freude am Ehrenamt.

Mit welchen Hindernissen haben Sie aktuell zu kämpfen?

Die soziale Komponente fehlt uns! Einfach, dass man sich nicht mehr treffen darf und ein Vereinsleben, wie wir es kennen, aktuell nicht möglich ist. Wir haben die Befürchtung, dass nach der langen Zeit des Lockdowns und einem eingeschränkten Vereinsleben die Menschen keine Zeit und Lust mehr auf den Verein haben und sich an ein Leben ohne Sportverein gewöhnen. Das ist eigentlich unsere größte Sorge und wäre wirklich schade. Wir versuchen diese ungewöhnliche Zeit allerdings dennoch positiv zu gestalten und zu nutzen. Zudem wollen wir unsere Sportstätten modernisieren und haben mit den hohen bürokratischen Hürden der Fördermittel, Finanzierungsanträge und Baugenehmigungen zu kämpfen. Das ermüdet und zieht sich, wie ein Kaugummi! Zum Glück haben wir aber einen Bauingenieur in unserem Verein, ohne den dieses Vorhaben nicht zu realisieren wäre.

Haben Sie einen Lichtblick für das nächste Jahr?

Im Sommer planen wir ein großes Sportwochenende zur Feier des Vereinsjubiläums und hoffen, dass sich die Lage der Pandemie bis dahin entspannt hat. Omas, Opas, Eltern und Kinder sollen dabei alle gleichermaßen teilnehmen, sodass wir ein schönes, großes Familienevent haben. Wir hoffen, dass die Corona-Lage schnellstmöglich besser wird und all das, was den Verein ausmacht, wie z.B. die Begegnung auf dem Fußballplatz, im Vereinsheim oder auf unseren Festen wieder stattfinden kann. Wir glauben, das würde allen gut tun und ist wichtig für uns alle. Wir sind froh, dass uns in der jetzigen Situation so viele Partner ihre Unterstützung zugesagt haben. Das Highlight ist der Benefiz-Fußball-Pokal und wir freuen uns, dass der Niedersächsische Fußballverband eine Auswahlmannschaft stellt.

Wir bedanken uns für das Gespräch und das Engagement gegen Krebs. Wir wünschen Ihnen und Ihrem Verein alles Gute für die Zukunft.

(Das Interview führten Jakob Etzel und Annika Elm vom DOSB, Projekt „Bewegung gegen Krebs“)

 


  • Bewegung gegen Krebs (Quelle: DOSB)