"Die Fußballweltmeisterschaft 2006 ist eine einzigartige Chance, den Sport in Deutschland weiter voranzubringen."

In diesem Zusammenhang wird die Sportministerkonferenz auch die Schul-Kampagne "Talente 2006" sowie die Initiative "Klub 2006" der Sportvereine unterstützen, sagt Gerry Kley. Er war in den vergangenen zwei Jahren Vorsitzender der Sportministerkonferenz der Länder.

 

Der Vorsitz in der SMK geht zum Jahreswechsel für die Jahre 2005 und 2006 an den Bremer Innensenator Thomas Röwekamp über. Die nächste Sitzung der Sportminister der Länder ist für August 2005 in Bremerhaven geplant.

 

Im Interview äußert sich der Gesundheitsminister von Sachsen-Anhalt über die wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen während seiner Amtszeit als Vorsitzender und zu den Schwerpunktthemen der nächsten Monate und Jahre.

 

   Welche Ereignisse und Entwicklungen haben für Sie einen besonders hohen Stellenwert in Ihrer Amtszeit als Vorsitzender der Sportministerkonferenz?

 

Gerry Kley: Die herausragendsten Ereignisse in dieser Zeit waren die Olympischen Spiele und die Paralympics sowie die deutsche Olympia-Bewerbung für 2012 mit Leipzig und Rostock. Es war eine besondere Herausforderung, dass Sachsen-Anhalt gerade in dieser Zeitspanne für die Geschicke der SMK verantwortlich war.

Ich habe auch den Eindruck, dass wir von Magdeburg aus der Sportministerkonferenz in den zurückliegenden zwei Jahren unseren eigenen Stempel aufdrücken konnten. Uns war wichtig, solche Bereiche wie Gesundheit, Behindertenpolitik und Familie sowie Frauen und Sport stärker mit einzubeziehen. Das hängt ganz klar damit zusammen, dass bei uns in Sachsen-Anhalt die Verantwortung für den Sport im Sozialressort angesiedelt ist.

 

   Der Traum von Leipzig als Austragungsort der Olympischen Spiele 2012 hat sich nicht erfüllt. Wie beurteilen Sie rückblickend den Stellenwert der Olympiabewerbung für Leipzig und Deutschland?

 

Gerry Kley: Auch wenn Leipzigs und Rostocks Blütenträume letztlich nicht reiften: Die Bewerbung war eine wichtige Sache in Deutschland und darüber hinaus: Die Regionen um die beiden Bewerberstädte standen bundesweit im Mittelpunkt des Medien-Interesses. Gestärkt wurde zudem die mitteldeutsche Kooperation. Es gab positive Impulse vielfältiger Art für ganz Mitteldeutschland. Das hat bei vielen Menschen die Zuversicht und das Selbstvertrauen gestärkt.

 

   Im Jahr 2006 wird die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland ausgetragen. Wie kann diese Großveranstaltung für den Jugend-, Breiten- und Leistungssport über die WM hinaus genutzt werden?

 

Gerry Kley: Die Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft 2006 ist eine gesamtdeutsche Aufgabe und eine einzigartige Chance, den Sport in Deutschland weiter voranzubringen. Es bietet sich geradezu an, vor und während der Fußballweltmeisterschaft in allen Regionen – also auch in denen ohne Weltmeisterschafts-Spielorte – vielfältige sportliche und kulturelle Aktivitäten zu organisieren. Den Ideen sind da keine Grenzen gesetzt. Und es sollten sich alle Bundesländer etwas einfallen lassen, um diese Weltmeisterschaft in ganz Deutschland zu einem unvergesslichen Fest werden zu lassen.

In diesem Zusammenhang wird die Sportministerkonferenz auch die Schul-Kampagne „Talente 2006“ sowie die Initiative „Klub 2006“ der Sportvereine unterstützen. Alle Aktivitäten sollen das Ziel haben, die Sportentwicklung in Deutschland nachhaltig zu fördern.

Darüber hinaus wird es die Fußballweltmeisterschaft für mental Behinderte geben, die vor allem für den Behindertensport in Deutschland weitere Signale setzen wird. Sachsen-Anhalt ist dabei aktiv beteiligt, weil eine der Vorrunden in der Altmark stattfindet.

 

   Die Eckpunkte des geplanten Präventionsgesetzes stehen und eine entsprechende Gesetzesvorlage soll noch in diesem Jahr in den Bundestag eingebracht werden. Was gilt es Ihrer Meinung nach bei der Umsetzung besonders zu beachten?

 

Gerry Kley: Zunächst: Gesundheitsförderung und Prävention müssen insgesamt einen weit aus höheren Stellenwert erhalten. Zweifellos überflüssig wären neue Gremien und neue Strukturen, denn Bürokratie haben wir schon jetzt mehr als genug. Es muss gewährleistet werden, dass die Mittel auch in den Projekten ankommen, die Bürgerinnen und Bürger von Anfang einbezogen werden und Gelegenheit zur Mitwirkung finden.

Die präventiven Maßnahmen sollten stets eine Hilfe zur Selbsthilfe sein. Es geht darum, die Eigenverantwortung der Menschen zu stärken – und zwar unabhängig vom jeweiligen sozialen Status.

Nach unseren Erfahrungen im Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt ist es außerdem von großem Vorteil, wenn die Förderung in den Lebenswelten erfolgt, also in den so genannten Settings wie Unternehmen, Vereinen, Kindergärten usw. Dort werden Verhaltensweisen und Gewohnheitsmuster geprägt – dort erzielen wir mit Prävention einen vielversprechenden Multiplikator-Effekt.

Sachsen-Anhalt hat sich nicht nur in der Sportministerkonferenz dafür eingesetzt, dass bei all diesen Vorhaben der Sport in seiner Vielfalt angemessen berücksichtigt wird. Gesundheitsförderung, Prävention und Sport gehören eng zusammen.

 

   Welche Schwerpunkte werden Ihrer Meinung nach in den kommenden Monaten und Jahren in der Arbeit der Sportministerkonferenz besonders wichtig sein?

 

Gerry Kley: Neben den bereits angesprochenen Dingen möchte ich folgende drei Themen nennen:

Wir brauchen für die kommenden Olympischen Spiele und die Paralympics die wirksame Förderung des Spitzen- und Nachwuchsleistungssports. Richtig erscheint mir in diesem Zusammenhang die Vorstellungen des Deutschen Sportbundes zur Bildung von Top-Teams für die Olympischen Sommer- und Winterspiele. Damit würden die individuellen Förderbedingungen für die besten deutschen Athletinnen und Athleten optimiert.

Dann ist der Kampf gegen das Doping nur dauerhaft glaubwürdig und erfolgreich, wenn neben den notwendigen Kontrollen und Sanktionen endlich die Bemühungen um Präventionsstrategien gegen Doping und Medikamentenmissbrauch verstärkt werden. Die Sportministerkonferenz strebt deshalb nach einem Konsens aller für den Sport Verantwortlichen in Bund, Ländern und der Wirtschaft mit den Sportorganisationen, mehr Geld aus der Sportförderung für Maßnahmen zur Dopingbekämpfung aufzuwenden.

Nicht zuletzt hat die Kampagne des Deutschen Sportbundes „Sport tut Deutschland gut“ eine hohe gesellschaftspolitische Bedeutung gewonnen und bundesweit die Kompetenzen und Werte des Sports aufgezeigt. Das damit verbundene Auszeichnungssystem „Sterne des Sports“ ist eine sinnvolle Möglichkeit, um das Ehrenamt im Sport gebührend zu würdigen. Wir machen uns dafür stark, dass diese Kampagne bundesweit und in den Ländern weiter unterstützt wird. Vor allem für die ehrenamtlich Tätigen sind weitere Verbesserungen und steuerliche Vereinfachungen notwendig.

Um Deutschland als Sportstandort noch attraktiver zu machen, wird die Sportministerkonferenz Vorschläge für steuerliche Vergünstigungen für Großveranstaltungen des Sports erarbeiten. Dabei sollen vor allem sportspezifische und volkswirtschaftliche Kriterien berücksichtigt werden wie etwa die Höhe des Veranstaltungsbudgets, die Anzahl der Zuschauer sowie die Medienpräsenz.