Die Gesundheitsreform – Chance und Verpflichtung für den Sport

Seit dem 1. Januar 2004 ist sie nun in Kraft, die neue Gesundheitsreform.

 

Der große Wurf ist sie nicht geworden, dafür mussten im Spiel der verschiedenen Kräfte zu viele Kompromisse gefunden werden. Aber für die Sportorganisationen und den von ihnen verantworteten Gesundheitssport, der allmählich das Laufen lernt, bietet diese Reform eine echte Chance. Denn unter dem enormen Kostendruck des Gesundheitswesens sah sich der Gesetzgeber gezwungen, Überlegungen anzustellen, wie Kosten schon im Vorfeld vermieden werden können.

 

Regierung und Opposition räumten den Krankenkassen erstmals einen Spielraum ein, präventives Verhalten zu belohnen. Damit ist die Vorsorge noch längst nicht zur vierten Säule des Gesundheitswesens neben Behandlung, Pflege und Rehabilitation geworden. Dieser Schritt bleibt dem für den Jahresbeginn 2005 angekündigten Präventionsgesetz vorbehalten, wenn es denn wirklich kommt, wie es in der Gesundheitsreform sogar schriftlich festgehalten worden ist.

 

Aber die Krankenkassen konnten sich Gedanken machen, wie sie für ihre Mitglieder Anreize schaffen, sich künftig präventiv zu verhalten. Mit den Bonusmodellen, die derzeit in aller Munde sind, wird selbstverständlich nicht nur das Sporttreiben belohnt, sondern werden auch Vorsorgeuntersuchungen, Zahnprophylaxe, ein Gesundheits-Check oder Impfungen honoriert. Bei diesen Modellen ist vieles noch unausgegoren, denn die Gesundheitsreform wurde erst im allerletzten Moment beschlossen und schaffte kurz vor Tore-Schluss die Fakten. Manches wird sicher noch nachgebessert werden müssen.

 

Zudem dienen die Bonusmodelle den Kassen als Marketinginstrument, denn seit den Wechselmöglichkeiten ist der Markt zwischen den Kassen stark umkämpft. Aber wenn am Ende vernünftige Überlegungen heraus kommen, ist es in diesem Fall letztlich egal, wie sie entstanden sind. Bei vielen Kassen wird es sich ab diesem Jahr lohnen, das Sportabzeichen zu machen und sich dafür fit zu halten. Auch die aktive Mitgliedschaft in einem Sportverein mit einem zertifizierten Angebot „SPORT PRO GESUNDHEIT“, durch den Deutschen Sportbund verliehen, wird sich auszahlen. Zunächst gilt es nur Punkte zu sammeln, um zum Jahreswechsel eine Prämie zu erhalten. In weiterer Zukunft könnte der aktive Sportler auch mit einem Rabatt auf den Mitgliedsbeitrag belohnt werden. Die Kassen werden beweisen müssen, ob sie nur die Werbung im Auge haben oder wirklich die Gesundheitsförderung.

 

Aber die Chance beinhaltet für den Sport auch eine Pflicht. Die Kosten sind derzeit die oberste Maxime. Unter diesem Blickwinkel werden die Kassen bald prüfen, ob sich das Ganze rechnet. Die Sportorganisationen haben mit dem Qualitätssiegel „SPORT PRO GESUNDHEIT“ den richtigen Weg eingeschlagen. Sie können von sich aus dieses System ständig weiter verbessern. Die Sportverbände müssen gemeinsam mit den Krankenkassen konsequent für die bessere Entfaltung der positiven Wirkung sorgen, ansonsten könnte diese Chance vertan werden. Die Voraussetzungen sind gut, denn für die positive Wirkung des Sports kann niemand besser sorgen, als die vielen, vielen Sportvereine mit Angeboten im Gesundheitssport. Aber die Qualität muss stimmen.