Die Hilfswelle für die Hochwasseropfer rollt auch im Sport

Der organisierte Sport rückt eng zusammen, um den durch die Hochwasser-Katastrophe in Not geratenen Menschen sowie den betroffenen Sportvereinen schnell

zu helfen. In einer ersten Übersicht wurde durch beschädigte und zerstörte Sportanlagen ein Schadensumfang von rund 500 Millionen Euro in der sportlichen Infrastruktur ermittelt. Schon jetzt wurden Tausende von Vereinsinitiativen und Verbandsaktivitäten registriert, die Manfred von Richthofen, der Präsident des Deutschen Sportbundes, "als großartiges Zeichen der Solidarität und der Hilfsbereitschaft zur Selbsthilfe" bezeichnet, das die Familie des organisierten Sports "auf geradezu vorbildhafte Weise zusammengeschweißt" habe. Die Bandbreite reicht von spontanen Sammlungen wie beim Festabend "75 Jahre Handball" der TSG Sulzbach im Main-Taunus-Kreis bis hin zu der Übernahme von Patenschaften. Als gutes Beispiel gehen viele Sportverbände voran, die der Aufforderung des DSB-Präsidenten gefolgt sind, rasch und unkompliziert zu helfen. Der Deutsche Sportbund hatte 100.000 Euro für einen Solidaritätsfonds bereitgestellt und die Landessportbünde gebeten, ebenfalls in diesen Fond einzuzahlen. Dieser Bitte wurde beispielsweise bereits vom Hamburger Sportbund entsprochen, der 10.000 Euro eingezahlt hat. Wie viele andere Landessportbünde und Spitzenverbände hat der Landessportbund Niedersachsen ein eigenes Spendenkonto eingerichtet und aus seinen Mitteln kurzfristig 100.000 Euro zur Verfügung gestellt, die für Sanierungsmaßnahmen oder Neuanschaffungen von Sportgeräten bereit stehen. Der Landessportbund Berlin steuerte für die von der Hochwasser-Katastrophe betroffenen Landessportbünde in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg jeweils 5.000 Euro als Soforthilfe bei. Dieses Geld wurde nicht aus Mitteln der staatlichen Sportförderung, sondern aus Erträgen von LSB-Ferienwohnungen und Jugendhotels zur Verfügung gestellt.

Der neugewählte Präsident des Landessportverbandes Saar, Gerd Meyer, spendete für seinen Verband 5000 Euro. Frühzeitig "Spenden-aktiv" war auch der Deutsche Fußball-Bund. Darüber hinaus richteten nahezu alle Landessportbünde und zahlreiche weitere Spitzenverbände, wie zum Beispiel der Deutsche Tischtennis-Bund, Spendenaufrufe an ihre Vereine und Mitglieder. Unter dem Stichwort "Sportler helfen Sportlern" will der Deutsche Tischtennis-Bund sammeln und das Geld an die betroffenen Vereine weiterleiten, damit der Spielbetrieb möglichst bald wieder aufgenommen werden kann. Zuvor müssen aber erst einmal die Schäden von den Kreissportbünden erfasst werden, die die Vereine melden. Dies alles braucht seine Zeit, denn zunächst war es wichtiger, Menschen zu retten und sich um Wohnhäuser und Gewerbebetriebe zu kümmern. Schließlich wurden in vielen Fällen private und geschäftliche Existenzen zerstört, stehen Menschen erschüttert und entnervt vor dem Scherbenhaufen ihres Daseins. Nach und nach wird aber auch registriert, dass in einem riesigen Ausmaß Sportstätten und Sportgeräte in den betroffenen Gebieten zerstört sind. Andreas Fricke, Geschäftsführer des Tischtennis-Verbandes Sachsen-Anhalt: "Wie groß das Ausmaß aber insgesamt ist, können wir noch gar nicht absehen, weil man die Schäden erst sieht, wenn das Wasser weg ist. Viele Vereine können wir zudem momentan noch nicht erreichen, weil die Kommunikationswege zusammengebrochen sind. Fest steht aber, dass jeder Cent, der gespendet wird, zählt."

Dies wissen auch die Mitglieder des Präsidiums des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland, die mit den etwa 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern beim Wiedersehenstreffen der Olympioniken von Oslo und Helsinki 1952 in Saarbrücken gesammelt haben, und die Motorsportler, die beim sechsten Lauf zur Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft auf dem Nürburgring spontan 6.000 Euro für die Flutopfer zusammengebracht haben. Ein weiteres Beispiel der Hilfe: Das Leipziger Organisationskomitee für die Volleyball-Weltmeisterschaften der Frauen stiftet 1000 Freikarten für die Sportkameradinnen und Sportkameraden der Stadt und der Region Grimma. Außerdem unterstützt der Volleyball-Verein Leipzig die Flutopfer der Region. Durch eine Aktion ist in wenigen Tagen ein ganzes Zimmer voll mit Sachspenden zusammen gekommen – vom Fernseher bis zu Kleidung, Bettwäsche oder Spielzeug.

Auch Sportler wie beispielsweise Max Schmeling, Katharina Witt, Jan Ullrich und Michael Schumacher haben gespendet, aber die Not ist immer noch groß. In Schreiben an die Verbände und Unternehmen der Sportartikelindustrie, des Sportfachhandels und des Sportstättenbaus hat DSB-Präsident Manfred von Richthofen diesen Wirtschaftszweig gebeten, sich in der kritischen Situation solidarisch zu zeigen. Für die Unterstützung hat er drei Wege vorgeschlagen: Geldspenden, Sachspenden und Rabatte bei Sanierungsmaßnahmen.

Hilfsaktionen für die Hochwasseropfer und –schäden haben auch die Olympiabewerber Frankfurt, Hamburg, Ruhr-Region und Stuttgart gestartet, aber zu einem kurz andiskutierten Verzicht zu Gunsten der Stadt Leipzig wird es nicht kommen. Karl-Heinz Blumenberg, Sprecher der Hamburger Bewerbung: "Der Gedanke wurde wieder verworfen. Wir sind sicher, dass unser Mitbewerber in absehbarer Zeit wieder in der Lage ist, voll funktionierende Wettkampfstätten anzubieten."